Donnerstag, 25. Mai 2017

Toleranz Voltaire zu diesem Thema

Ich bin erstaunt, wie Voltaire die Toleranz anhand der Bibel begründet. Kritisch analysiert er seine Zeit - aus einer Sicht eines Katholiken und nicht eines Atheisten.
Wenn er von Bartholomäusnacht spricht, spricht er vom schrecklichen Massaker an den calvinistischen Hugenotten und fragt sich, was daran gut sein soll.
Er war von Jesuiten ausgebildet worden, verfügte aber bereits als Kind über grosse Fähigkeiten.. Eigentlich hiess er François-Marie Arouet.

Wenn man ihn so hört, merkt man, wie wichtig die Bibel auch für die Aufklärung war. Es ist ein Argument, dass wir auch die Bibel lesen sollten. Doch es scheint, dass die heutigen Intellektuellen Angst vor der Bibel haben. Haben sie Angst vor der intellektuellen Herausforderung der Bibel? Interessante postmoderne Intellektuelle...

Voltaire war anders: Er wollte das sagen, was er dachte. Dabei liess er sich auch auf die Bibel ein.

Voltaire war von England positiv beeindruckt. Die Reformation hat in England viel Positives bewirkt:


Er scheint ein Theist zu sein, der frei denken will. Und dies gefällt ihm an England. Die Berichte darüber werden in Frankreich verboten.
Friedrich II von Preussen war aber begeistert und wurde zu seinem Freund. Die Freundschaft sollte sich aber nach einem zweijährigen Dienst bei ihm, erschüttert lassen.

Zuletzt wird Voltaire am Genfersee leben (ganz zuletzt kehrt er nach Paris zurück.).

Gegenüber Rousseau grenzt er sich klar ab: "Ich habe, mein Herr, Ihr neues Buch gegen die menschliche Gattung erhalten und  danke dafür. Niemand hat es mit mehr Geist unternommen, uns zu Tieren zu machen als Sie. Das lesen Ihres Buches, erweckt in einem das Bedürfnis auf allen Vieren  herumzulaufen. Da ich jedoch vor einigen 60 Jahren diese Beschäftigung aufgegeben habe, fühle ich mich unglücklicherweise nicht in der Lage sie wieder aufzunehmen."
Er soll ihn sogar als tollen Hund bezeichnet haben. Für ihn ist Rousseau kein Philosoph. Trotzdem setzt er sich ein, als die Schweizer Behörden die Bücher von Rousseau verbrennen. (Oder waren es nicht eher die Genfer?)
"Ich kann keinem Ihrer Worte zustimmen. Werde aber bis an mein Ende Ihr Recht diese auszusprechen, verteidigen."

Eindrücklich, wie konsequent Voltaire die Toleranz verteidigt.

Voltaire soll stark angegriffen worden sein.

Er mag - wie alle Menschen - seine Fehler gehabt haben. Vermutlich hat er sich nicht zu Jesus bekehrt (was ja Gott selber ihm auftun müsste.) Aber er hat den Aberglauben und viel Negatives abgelehnt. Es wäre interessant, sich noch mehr mit ihm zu beschäftigen.

Donnerstag, 18. Mai 2017

Aberglaube und Athheismus: Wie ist Atheismus überhaupt möglich und wo führt er hin?

Vor diesem Blog schrieb ich über die Diskussion zwischen Herrn Hugo Stamm und Herrn Johannes Wirth. 
Hier möchte ich der Frage nachgehen, wie Atheismus überhaupt möglich ist und wohin führt er.

Ich stelle folgende These auf: 

1. "Natürlich" ist der Glaube an Uebernatürliches. 

Alle Kulturen der Menschen sehen hinter dem Sichtbaren das geistige Faktum. Während wir aus der materialistischen Sichtweise aber entweder alles Uebernatürliche ablehnen oder aber begeistert darauf stürzen, erleben viele Völker das Uebernatürliche auch als Belastung, bis hin zur Versklavung unter die unsichtbaren Mächte.
Es gibt wenige ausnahmen, die atheistisch sind. Der Buddhismus könnte in seiner Grundform eine atheistische Religion sein. Allerdings verbindet er sich als "realexistierender" Buddhismus mit der am Ort vorherrschenden Religionen. Bei den Griechen gab es neben Platon, Aristoteles, Sokrates usw., die an Materie und Geist glaubten auch andere. Der Humanismus neigt allerdings dazu den Leib geringer als den Geist zu schätzen. Manchmal wird der Leib sogar als Gefängnis des Geistes verstanden. Neben diesen Philosophen gab es auch Griechen, die Atomisten, also Materialisten waren, die alles aus der Materie erklären wollten. (Es entstand laut Wikipedia im 5. Jahrhundert vor Christus: Leukippos und Demokrit waren hier wichtig. Demokrit schrieb dazu sehr treffend: "Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süss oder bitter; in Wirklichkeit gibt es nur Atome und leeren Raum."
Wer alles durchschauen will, sieht das eigentliche nicht mehr, hat mal jemand zu dieser Denkweise gesagt. (vielleicht C.S. Lewis?) Und wenn man die heutige wissenschaftliche Erkenntnis betrachtet, so ist das kleinste Teil, wie wir meinten  das Atom, gar nicht das kleinste Teil... Es scheint sogar eine Art Erkenntnishorizont zu geben: Wir können nicht in die kleinsten und nicht in die entferntesten, grössten Dinge sehen.

2. Das Christentum, dass sich am Wort Gottes orientiert (= der Bibel) befreit uns von der Belastung des Uebernatürlichen, vom Okkulten usw.

Es befreit uns von den Dämonen. Schon Jesus trieb Dämonen aus.

3. In die Freiheit des Evangeliums wurde dann der Atheismus möglich.

Das Evangelium schafft echte Freiheit: Vor unseren negativsten Motiven und Taten und auch von den geistlichen Mächten, die uns Menschen hassen: Der Teufel ist der wahre Menschenhasser. Es gibt auch jedem Menschen seine von Gott gegebene Würde und unveräusserlichen Rechte. Es unterstellt alle Menschen Gottes Gesetz. Das macht uns frei und gibt Rechtssicherheit. Darum konnte die Gesellschaft zu Zeiten Johannes Calvin in Genf so gut gegen Korruption vorgehen. Zwischendurch drohte zwar mal ein Ratsherrn Calvin mit dem Schwert. Doch der hätte sich lieber die Hände abschlagen lassen (konkrete Situation), als einem Ratsherrn der in offener Sünde lebte, das Abendmahl auszuteilen. Ob mächtiger Ratsherr oder Strassenwischer: Alle waren vor dem Gesetz gleich. Der Unterschied zwischen den Menschen ist nur eine momentante Funktion. Zudem haben die Mächtigeren durch ihre Vorbildfunktion eine grössere Verantwortung. Sie müssen, wenn sie Christen sein wollen, dienende Leiter sein. Und weil sie von Gott ein strengeres Gericht als die weniger Mächtigen erfahren, muss man sie auch strenger beurteilen. Aber auch für sie gilt natürlich die Gnade, ohne die niemand vor Gott bestehen kann.

In Genf sprach man dann auch vom Licht nach der Dunkelheit. Es ist noch heute der Wahlspruch von Genf: Post tenebras Lux!) So empfand man die Reformation. Nun besteht das wahre Christentum aus einer lebendigen Beziehung mit Jesus Christus, der Gott zu unserem Vater macht. Im Laufe der Zeit aber erlahmte diese Beziehung. Bei anderen war es auch nie vorhanden. Und so blieb der Kulturprotestantismus mit seinem Arbeitsethos und Freiheitsidealen. Leider wurde die Orthodoxie auch ohne geistliches Leben "gelebt". Im Festlandeuropa entstand als Korrektur der Pietismus. Er wollte dass formale protestantische Christentum durch christliches Leben ersetzen. Teilweise ging er soweit und lehnte sogar die Orthodoxie, also seine rechtgläubigen Glaubenssätze in der Theologie mit seinen Finessen ab. Man könne ja auch ohne diese eine lebendige Beziehung mit Gott haben. Dadurch wurde die Fundamentaltheologie und die Philosophie von den Pietisten vernachlässigt. Als dann die Aufklärung auftrat, fielen viele Pietisten wie Dominosteine um. Was Orthodoxe Protestanten zum Teil mit Freuden taten, haben sie nicht gelernt: Gründlich zu denken und mit anderen Gedankensystem sich auseinanderzusetzen. Zudem war es in Preussen eine zeitlang üblich, dass Pietisten die besten Pfarrstellen bekamen. Das führte natürlich dazu, dass auch nur "halbe" Pietisten diese Pfarrstellen anstrebten. Es war bequem und förderlich für die Kariere Pietist zu sein. Diese hatten natürlich auch keine feste Glaubensgrundlage und begrüssten wohl auch den Niedergang des Pietismus. Und so wurde vieles in Preussen humanistisch im Sinne von selbstgerecht. Es blieb ein äusserlich harter und disziplinierter Protestantismus, der die wärme der Barmherzigkeit und Liebe vergass, weil er vor lauter Pflichterfüllung die Gnade vergessen hatte. Es blieb eine äusserliche Stärke, doch die volle Kraft des Evangeliums ging verloren. Dadurch konnte auch der Missbrauch der äusserlichen Stärke geschehen. (Auf jedenfall ist es beeindruckend, wie ein kleiner und ressourcenschwacher Staat wie Preussen so mächtig werden konnte.) 

Andere Pietisten merkten die Stütze des orthodoxen Protestantismus. So bekämpften anfänglich in der Schweiz einige Pietisten das zweite Helvetische Bekenntnis, bis sie deren Schatz bemerkten.

Im angelsächsischen Raum muss die Entwicklung anders verlaufen sein. Hier gab es die grosse Erweckung. Diese hatten keine ernsthaften Probleme mit der Orthodoxie des Protestantismus. George Whitefield sprach vom Gefäss, dass man mit Heiligem Geist füllen müsse und das Gefäss nicht wegwerfen solle. Dabei ist das Gefäss die äusserliche Form des Christentums, wozu auch  die Orthodoxie gehört. Er war auch vorsichtig, bei emotionalen Erregungen und konnte die Masse auch mal beruhigen. John Wesley war etwas weniger orthodox und glaubte in den Erregungen das Wirken des Heiligen Geistes zu sehen. Er war auch ein "halber" Arminianer. Bei  diesem Thema sollte sich dann ja auch der Konflikt zwischen Whitefield und ihm zeigen. Vielleicht war dahinter aber auch John Wesleys Führungsbegabung, die sich irgendwie von George Whitefield emanzipieren wollte. Gerade in dieser Frage - völlig unbewusst - konnte sich Wesley etwas von seinem "Chef" distanzieren und selber ganz Chef sein. Eine interessante These...

Zugleich waren die Freidenker im angelsächsischen Raum nicht so gottfeindlich und antichristlich eingestellt. Whitfield war mit Benjamin Franklin befreundet. Die Evangelische Allianz wurde in einer Freimaurer Loge in London gegründet - um nur zwei Beispiele zu nennen.

Ich vermute ein Whitfield konnte mit seinem Calvinismus erkennen, wo seine Grenzen als Prediger lag. Er versuchte natürlich auch Franklin vom Evangelium zu überzeugen. Aber wo der Geist nicht zieht, geht es nicht. So konnte sich Whitefield auch der Führung Gottes unterstellen und den Menschen, der nicht glauben konnte, als Freund annehmen. So weh es ihm wohl auch getan haben mag. Denn einem Freund wünscht man sich ja nur das Beste. Whitefield wird sicher für Franklin gebetet haben.

Zugleich kam auch der Deismus usw. auf. In dieser Freiheit von Dämonen und im Denken konnte dann auch der Atheismus entstehen. Auch die Idee, dass man in Unabhängigkeit glücklich werde. Ja später, bei den 68-er sogar die Freiheit vor jeder Konvention und dem guten Gesetz. 
Das ist aber nun ein Irrweg: Denn gute und einfache und klare Gesetze helfen uns, unsere Sündhaftigkeit nicht auszuleben. Es ist einer der drei Sinne des Gesetzes. Es hilft uns, unser Leben in Freiheit und Würde zu gestalten. Es hilft uns zusammenzuleben, dass wir uns anständig behandeln und uns selber anständig behandeln. Es ermöglich auch eine  Rechtssicherheit, durch die wir uns in der Gesellschaft und im Staat  sicher fühlen. Dies führt auch zu einer gewissen Vertrautheit im geschäftlichen Gebaren: Rechnungen werden bezahlt. Man wird nicht über den Tisch gezogen. Es begründet auch eine gewisse Vertrautheit mit dem Staat: Sich sicher vor der Staatsgewalt fühlen. Ja, sich sogar als Mitglied und Teil des Gemeinswesens fühlen, weil man gefragt und mitreden kann und sich zugleich der Verantwortung bewusst ist: Freiheit und Bürde gehören zusammen. Noch heute geht man in der Schweiz bei der Steuerverwaltung davon aus,  dass - wenn keine anderen Indizien vorliegen - der Steuerpflichtige die Wahrheit sagt. Das macht vieles einfacher und der Bürger empfindet sich wohler und sicherer. Doch dies alles scheint mir je länger je mehr gefährdet. Die Sicherheit vor Tyrannei bröckelt. Das gute Gesetz, eines der drei Stossrichtungen des Gesetzes, ermöglicht uns auch diszipliniert mit der Freiheit umzugehen, damit wir überhaupt frei leben können. Diese gesunde Mitte droht der Westen zur Zeit zu verlieren. Dazu kommt noch eine Verweiblichung der Gesellschaft. Damit möchte ich das weibliche nicht geringschätzen. Ganz im Gegenteil. Aber ich möchte das Männliche genauso wie das Weibliche achten. Wir brauchen beides: Mütter und Väter. Fehlende Väter führt zu mehr Gewalt in der Gesellschaft und macht die Menschen haltloser! Auch hier gerät der Westen aus dem Gleichgewicht. 
Das alles führt dazu, dass ein Erdogan Westeuropa nicht mehr ernst nehmen kann. Er spielt wie auf einem Klavier mit den Europäern, die ihm noch erhebliche Summen zukommen lassen. Ueber 600 Mio. Euro erhält er jährlich, um eine Demokratie aufzubauen. Vielleicht glauben die Europäer, sie können Erdogan kaufen? Dieser Irrtum könnte aus dem Materialismus herrühren. Sie können nicht mehr verstehen, dass es Menschen gibt, die sich auch von anderem als Geld leiten lassen. Darum haben sie auch Angst davor und wollen sogar das verteilen des Korans und damit das Lesen des Korans verbieten. Luther war da noch ganz anders: Er empfahl den Koran zu übersetzten, damit die Leute sehen, was da wirklich steht. Er vertraute darauf, dass seine Zeit dann ein vernünftiges Urteil darüber fällen könne. Kann dies das heutige Westeuropa nicht mehr? Glauben wir nicht sogar, dass der Mensch nur ein Tier sei. Darum gibt es sogar Institutionen, die wollen soziales Verhalten mit Elektroschock einüben. Also wie einen Hund dressieren! Bei Fehlverhalten gibt es einen elektrischen Schlag. (Ich würde meinen Hund nicht mal so behandeln!) Ganz anders schon vor Jahrhunderten die Quäker. Sie wollten Verbrecher, konkret sogar einen Piraten, im Gefängnis u.a. mit einer Bibel helfen, sich anders  verhalten zu können. Zumindest lag in Pensylvania eine Bibel in seiner Gefängniszelle. Sie weigerten sich auch, den Pirtaten für seine Morde hinzurichten, wie es die englische Krone verlangte. Das gab Konflikte: zwei verschiedene christliche Verständnisse. Wobei bei nie mit Elektroschock-Methoden gearbeitet hätten. Die englische Krone betonte einfach mehr die Verantwortung des Piraten und dass er diese nun mit dem Tod zu übernehmen hatte,während die Quäker barmherziger sein wollten und ihm eine zweite Chance geben wollten. Diese Tendenz finden wir ja dann auch in England und überall in Europa, als man mit der Todesstrafe zurückhaltender wurde. Auch die Humanisten glaubten mit Bildung mehr erreichen zu können. (Das Thema Züchtigung müsste man hier auch noch behandeln: Damit ist in der Bibel erziehen gemeint. Da gibt es schon auch einen Raum für Strafe. Aber hier geht es viel mehr darum, dass der Mensch lernt die Konsequenzen aus seinem Verhalten zu erkennen. Da gibt es auch ganz klare Grenzen. Paulus schreibt davon, dass man niemand zu Jähzorn treiben soll. Also niemanden in eine solche Enge zu treiben, als dass er sich völlig verloren fühlt. Das kann man übrigens auch ohne äusserliche Gewalt alleine mit psychischen Mitteln erreichen: Daher muss für jede Strafe gelten: Sie darf nie ein Terrormittel sein. Vielmehr muss  es  die menschliche Würde unterstreichen. Denn nur wer menschliche Würde hat, kann auch zur Verantwortung gezogen werden. Wer glaubt keine Würde zu haben, wird auch nicht verantwortungsvoll handeln. Auch hier spielt wieder das Gesetz hinein, damit wir uns würdevoll miteinander umgehen können. Die Strafe selber muss also die Würde des anderen sogar unterstreichen und darf in keinem Fall die Würde herabsetzen. Bei der Kindererziehung gibt es sogar die Möglichkeit, dass man die Kinder fragen kann, welche Strafe sie denn gern hätte, wenn sie dann mal dieses oder jenes übertreten. Wenn sie genug reif sind, werden sie sich dabei gerecht verhalten und so lernen Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und  damit auch die Konsequenzen zu tragen. (Zum Glück können wir Christen die absolute Verantwortung so übernehmen, dass  wir sie Jesus Christus abgeben können, der dafür gestorben ist. Dies ändert aber nichts daran, dass  in unserem eine gewisse Konsequenz aus den Sünden bleiben. Diese kann Gott natürlich dann auch noch in einen Segen verwandeln. Aber es gibt Probleme, die wir nicht im Leben gehabt hätten, wenn wir Gott Gehorsamer gewesen wären, und von Anfang an zu Jesus und mit seiner Hilfe gelebt hätten.) Sadam Hussein zum Beispiel wurde würdelos verurteilt und hingerichtet. Ich kenne Menschen, die reden von der Würde des Menschen, können aber von Erdogan oder Putin als Teufel sprechen. Solche Menschen haben nicht verstanden, dass wir alle Sünder sind und Vergebung brauchen. Wir alle können uns in unserer Sünde verlieren. Jesus geht soweit, dass er sagt, man solle immer zuerst den eigenen Balken entfernen, bevor man den Splitter im Auge des anderen entfernen will. Also auch bei Putin und Erdogan: Zuerst die eigene Sünde vor Jesus bekennen und, also bei sich selber gründliche  Kritik üben, dann auch bei ihnen grundlegende Kritik anwenden. Das hilft, dass man den Boden nicht verliert und bei allem barmherzig bleiben kann. Dadurch kann die Beurteilung -wie wir bei Johannes Calvin oder Martin Luther sehen - sogar noch tiefgreifender sein. Aber es gibt dann auch ein Lösungsansatz. Weil nie der Mensch das eigentliche Problem ist, sondern die Mächte, die dahinter stehen. Und, wenn wir es dann so anschauen, werden wir verstehen, dass wir nicht in einer perfekten Welt stehen. Die menschliche Gerechtigkeit - um es mit Zwingli zu sagen - ist nie perfekt.   Wir können so lebbare Kompromisse schliessen - aber auch - wo es nötig ist, konsequent sein. Nur so kann man begrenzte Konflikte austragen und nach einem Streit oder sogar nach einem Krieg auch wieder Frieden schliessen. Wenn aber der Gegner der Teufel ist, ist kein Friede möglich! Es bleibt nur der Vernichtungskampf. Dann gibt es kein Raum mehr für Verständnis und Barmherzigkeit. Es gibt nur noch die Extreme: Totaler Kampf oder Selbstaufgabe. Und hier scheint sich Europa seiner eigenen fundamentalistischen Gefahren nicht bewusst zu sein.Momentan hat zum Beispiel Deutschland gegenüber Erdogan den Selbstaufgabe Modus. Sie beruhigen und sind froh, wenn Erdogan wieder ruhig wird. Es gibt sogar Leute, die ihn für unvernünftig halten. Aber da unterschätzen sie Erdogan. Erdogan hat Ueberzeugungen, für die er bereits ins Gefängnis gegangen ist. Erdogan ist kein Materialist. Ich glaube, er glaubt, dass das, was er tut richtig ist und das er es für Gott tut. Ich glaube natürlich auch, dass er sich teilweise irrt, dass er vermutlich im arisitoteleschen Denkprinzip gefangen ist und er sich vermutlich auch von seinen innersten Motiven leiten lässt, die wir Menschen nach dem Garten Eden alle haben und oft in uns selber nicht erkennen können. Aber Erdogan ist nicht dumm. Er setzt vielmehr seine Emotionen ganz bewusst und gezielt ein. Die Frage ist, wann Deutschland oder Europa ihren Selbstaufgabemodus ändern und ins andere Extrem fallen. Es wäre gut dafür zu beten, dass man hier die gesunde Mitte findet und auch mit der Türkei einen gesunden Kompromiss suchen kann. Und selbst wenn dies mal nicht mehr möglich sein wird, dass man nur einen begrenzten Streit führt und keinen "Heiligen Krieg". Auch Europa kann religiös überhöhte Kriege führen. Bei Atheisten und Materialisten spricht man dann zwar besser von überhöhten ideologischen Kriegen. Im Wesen ist es aber das gleiche. Und das sind die schlimmsten Konflikte überhaupt, weil man den Gegner verteufelt und sich selber selbstgerecht überhöht. Selbst wenn einmal ein Land (wie zum Beispiel einst Gadafi gegen die Schweiz) einen Heiligen Krieg  ausrufen sollte, darf Europa nicht in einen ideologischen Krieg verfallen. Europa sollte an seinen christlichen Werten festhalten und dann nur einen begrenzten Krieg führen: Im Wissen, dass wir nicht besser als Erdogan sind! Auch wir brauchen Vergebung! Auch wir sind nur Sünder. Aber wir sollten die menschliche Gerechtigkeit und unsere Freiheit verteidigen. Im Bewusstsein, dass diese auch nicht perfekt ist und ständig an der göttlichen Gerechtigkeit sich auszurichten suchen muss, obwohl wir es hier auf Erden gar nicht können. Darum brauchen wir Busse, d.h. Umkehr zu Jesus und Vergebung und ein immer wieder neuer Anfang. 
Bei Russland möchte ich daran erinnern, dass es in der Vergangenheit Zaren von Russland gab, die sich für die demokratische Schweiz eingesetzt haben. Wir finden Beispiele von Entwicklungshilfe vom zaristischen Russland und wie sie sich für politische Interessen der Eidgenossenschaft eingesetzt haben. Das lag an persönlichen Sympathien für unser System, obwohl man in einem ganz anderen System lebte. Auch das ist möglich. Vermutlich empfanden sie die Schweiz als eine Art utopischen Traum, der nur im kleinen funktionieren könne, umringt von hierarchischen Staatsstrukturen. Da haben sich unsere Politiker sicherlich demütiger verhalten als heute... Demut, sich richtig einzuschätzen, tut immer gut und verhindert vom hohen Ross zu fallen. Zudem lässt es die vorhandenen Chancen besser nutzen.
Aber zurück zu Europa (oder eigentlich waren wir ja immer beim Thema, einfach etwas detaillierter.) Leider verblendet Europa den Materialismus und damit wohl auch der Mammon die geistliche Dimension jedes Konflikts. In der Bibel steht, dass ein Christ nie gegen Menschen kämpft, sondern gegen die geistlichen Mächte, die dahinter stehen. Und diese sind nicht nur im andern tätig, sondern in einem selber. Luther sprach davon, dass er den alten Luther (den  alten Adam, das Biest) ersäufen wollte, aber es konnte schwimmen. Nicht nur in der Welt, sondern auch in einem bekehrten und wiedergeborenen Christen, tobt ein geistlicher Kampf: Will er mit der Kraft Jesus diesen Kampf kämpfen oder in Bitterkeit, Hass, Selbsterlösung, Stolz, Selbstüberschätzung enden? Dieser Widerspruch kann nur Jesus Christus lösen. Daher sind letztendlich auf dieser Welt auch keine perfekten Menschen und keine perfekten Staaten möglich. Der Versuch dies zu erreichen, wird früher oder später in eine Tyrannei führen. Daher bracht es Demut und die Weisheit für das richtige Mass! Dazu helfen auch die anderen zwei Zwecke des  Gesetzes: Das wir das Gesetz nicht erfüllen können und daher Vergebung brauchen, treibt es uns zu Jesus Christus, der das Gesetz erfüllt hat. Und dann jener Sinn des Gesetzes, dass wir wissen, was überhaupt richtig und falsch ist. Damit wir einen Massstab haben, wie wir leben sollen. Wo wir Rechte haben und wo der andere Recht hat. Und das gilt auch für Wiedergeborene. Dabei dürfen wir nie vergessen, dass wir seit dem Sündenfall dazu neigen, dass Gute pervertieren zu wollen. Also auch das Gesetz. Darum auch das Gleichnis von Jesus über die zwei verlorenen Söhne: Nicht nur der offen rebellierende Sohn war ein Sünder, sondern auch der äusserlich gesetzlich korrekt wirkende. Dieser sündigte mit Gehorsam und war drauf und drann nicht nur seinen Bruder sogar den Vater tief zu verletzen. (Wobei der Vater für Gott der Vater in diesem Gleichnis steht.)

Ich weiss nicht, wieviel Europäer dies noch verstehen. Der nächste Konflikt, wird zeigen, wieviel davon Europa noch weiss. Uebrigens Luther hat schon vor 500 Jahren dazu Gesundes gesagt: Beten ist dabei das Wichtigste. Man darf auch als Soldat in den Krieg gehen, wenn man dazu begabt ist, um sein Land zu verteidigen. Aber es darf nur ein beschränkter Krieg sein. Es darf nie ein religiös (oder ideologisch) überhöhter Krieg sein. 
Und wir müssen auch zur Versöhnung bereits sein. (und  das ist einfacher gesagt als getan: Denn wo Verletzungen zu Hass führt, braucht es dazu manchmal auch ein Wunder.) Niklaus von Flüh betete als Hauptmann seiner Truppen auch für seine Feinde auf dem Feld des Krieges. Er plante mit den anderen Hauptleuten die Schlacht, in der Nacht betete er auch für die Feinde und ihr Wohlergehen und am Tag kämpfte er. Das ist eine christliche Haltung. Daneben gibt es natürlich auch jene, die jede Form des Kriegsdienstes für einen Christen ablehnen, wie die "klassisch" täuferisch geprägte. Ich habe davor eine grosse Achtung. Glaube aber, dass dies nur für einzelne gilt und nicht für alle. Auch NIklaus von den Flüh hängte dann sein Hauptmann, sein Bauern-, seine politische Macht-sein an den Nagel und ging als Einsiedler auf seinem Land dem Gebet und Pazifismus nach. Dadurch beeinflusste er mehr, als vorher als Oekonom (= Bauer), hoher Offizier, Richter und Politiker. Denn es ist ja der Geist und es geschieht nicht aus unserer Kraft, wie es sinngemäss schon im Alten Testament steht.) (Neben den erwähnten Positionen von Christen zum Krieg, finden wir natürlich noch weitere Differenzierte. Das rührt daher, dass Jesus Christus bei seinem ersten Kommen ein "geistliches" Reich bracht, dass in den Herzen der Menschen anfängt, bis er zum zweiten Mal kommt und dann eine neue Erde schafft. Dann wird das "geistliche" sich ganz entfalten. Hier kommt auch die weiter oben erwähnte Spannung in der Welt und in der Christenheit her. Letztendlich wurde Jesus ja sogar von seiner eigenen Kirche gekreuzigt. Und würde Jesus beim zweitenmal wieder nur so kommen, wie beim ersten Mal, würde es mich nicht erstaunen, dass die heutige Kirche ihn ebenfalls wieder kreuzigen würde. Doch das wird dann nicht mehr so sein. Dann werden sich alle vor Jesus Christus verantworten müssen. Dabei wird er sehr  gerecht sein und jedem geben, was ihm zusteht. Und gerade das, sollte uns Angst machen und jetzt schon zu Jesus Christus treiben, damit er uns vergeben kann. Das darf Jesus, weil er am Kreuz dafür bezahlt hat. So wird Gott nicht ungerecht, wenn er vergibt.) 

Natürlich ist nicht jeder Atheismus antiintellektuell. Aber die gesellschaftliche Entwicklung scheint durch den Materialismus und die Postmoderne diesen Weg einzuschlagen. Auch der realexistierende Kommunismus, als eine atheistische Form zeigt diese Tendenz. Sie müssen das freie Denken kontrollieren, damit ihre Ideologie nicht angegriffen wird. Sie ist so schwach, dass sie mit Denk- und Redeverboten und sogar mit einem gewissen Grad an Terror geschützt werden muss. Selbst vernünftige Kommunisten zu DDR-Zeiten löschte das ab. Darum finde ich es ein Warnzeichen, wenn wir Korantext Verteilungen verbieten müssen. Oder wenn wie in Therwil das Verweigern eines Handschlages von Moslems gegenüber ihrer Lehrerin zu Tendenzen führen wie: Der Staat muss über alles sein. Prinzipiell muss ich doch auch mein Handschlag gegenüber einer Lehrerin verweigern können! Ich kenne jemand, die hat mir lange nicht die Hände gegeben, weil sie als Frau von Männern misshandelt wurde. Natürlich war das in Therwil ganz anders, sie bringen damit - vermutlich - eine Verachtung gegen die Lehrerin zum Ausdruck. (Man müsste allerdings noch genauer hinhören, ob dem wirklich so ist.) Aber wie auch immer: Deshalb unsere Freiheit aufgeben und einen totalen Staat kreieren? Sind wir so schwach? Vor wenigen Jahren hätte man über den Vorfall gelacht. So stark war man damals noch. Wahre Demokratie ist nicht dort, wo man abstimmt. Sondern dort, wo man auch mit anderen Meinungen umgehen kann. Wo man gelernt hat zu streiten und die Wahrheit zu suchen. Wo man gelernt hat, auch mal etwas stehen zu lassen. Natürlich gehört dazu auch ein Fundamen, wonach man sich verhält. Und dies wurde natürlich in Therwil angekratzt. Aber wenn man  ein einigermassen gesundes Fundament hat, geht man  dies so an, dass am Ende mehr Freiheit und nicht weniger Freiheit vorhanden ist.
Es ist der offensichtliche Hinweis, dass wir uns mit verschiedenen Weltanschauungen nicht mehr konstruktiv auseinandersetzen können. Der Postmoderne verliert die Fähigkeit vernünftig und würdevoll zu streiten! Und das ist letztendlich der Tod einer gesunden Demokratie. Wie anders als mit Argumenten kann man nach der Wahrheit suchen? Da muss auch offen diskutiert und hinterfragt werden können. Also nicht nur der Koran sollte verteilt werden dürfen, sondern auch ihn hinterzufragen! Aber vielleicht will man diese Freiheit nicht mehr, weil man Angst vor dem Konflikt hat?

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren. Ich glaube das sagte Benjamin Franklin. ("Wer wesentliche Freiheit aufgeben kann, um eine geringfügige bloss jeweilige Sicherheit zu bewirken, verdient weder Freiheit, noch Sicherheit." (laut Wikipedia, 28.5.17)

Im angelsächsischen Raum konnte sich eine gesunde Koexistenz von Atheismus, Agnostikern und Christen entwickeln. Selbst C.S. Lewis beschreibt manchmal in seinen Romanen, wie bei den Guten auch ein Rationalist mitwirkt, der nicht Christ ist. Mit seiner Vernunft hilft er den Christen zu denken und die Situation klar einzuschätzen. Hin und wieder macht man dann zwar trotzdem etwas "über"-vernünftiges. Aber dann gut begründet im Vertrauen auf Jesus Christus. Auch diese Balance scheint mir unter den Christen gestört zu sein. Ich kenne einige Entscheidungen von Christen, wo der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet wurde. Damit bekamen sie Probleme, die sie gar nicht haben hätten müssen. Das schlimmste ist dann, wenn man sie darauf aufmerksam machen will, dass sie wütend werden oder behaupten, es sei Gottes Wille. (Wieder andere verhielten sich vernünftiger und können sehr gut mit anderer Meinung umgehen.) Darauf habe ich schon geantwortet, dass im Vertrauen auf Gott zu handeln und Gott zu versuchen ein schmaler Grad ist. So habe ich bei der Versuchung von Jesus durch den Teufel manchmal auch Mühe, dieses Tatbestand der Versuchung Gottes zu erkennen. Man könnte es auch mit Gottvertrauen umdeuten. Aber gerade darin besteht ja die sehr intelligente Versuchung des Teufels! Und dann dürfen wir unseren eigenen Hang zur Sünde nicht unterschätzen. Manchmal gefällt uns die Lüge so sehr, dass wir sie glauben wollen und können dann nicht mehr die Realität sehen. Gott möge uns in diesen Versuchungen helfen.
Vielleicht ist sogar der Atheismus eine solche Frucht. Jesus schafft uns Freiheit - und wir missbrauchen, wir pervertieren sie, anstelle Gott dankbar zu sein und ihn zu ehren. Doch bei diesem Atheismus wird es nicht bleiben. Der Mensch hat von Gott eine Sehnsucht nach der Ewigkeit mitgegeben. Zudem sind wir auf Gemeinschaft angelegt. Und wir wollen anbeten. So beten wir den Führer an oder einen anderen Götzen, der uns dann versklavt. Und somit hat Augustin auch wieder recht: Wir müssen lernen in der richtigen Reihenfolge zu lieben. Alles, was an Gottes Stelle gestellt wird, wird uns als Götze versklaven. Die besten Dinge können so zu "Dämonen" werden: selbst die Freiheit oder die Liebe oder gute Leiter. Nur Jesus kann uns wirklich frei machen. So folgt auf den Schritt des Atheismus logischerweise der Aberglaube. Bundesrat Ogi gab einem anderen Politiker einen Stein. Daran soll man sich festhalten. Ein Stein als Hoffnungsträger. Ist das vernünftig?

Zum Abschluss Johannes Calvin zum Thema Aberglaube:

"Daher kommt auch der ungeheure Schlamm von Irrtümern, der die ganze Welt bedeckt und erfüllt. Denn einem jeglichen ist sein Verstand wie ein Labyrinth, und es ist deshalb kein Wunder, dass die einzelnen Völker je in ihre besonderen Irrtümer verfallen sind, ja dass es dabei nicht bleibt, sondern gar einzelne Menschen ihre eigenen Götter gemacht haben. Es gesellte sich ja zur Unwissenheit und Verfinsterung die Keckheit und  er Mutwille, und deshalb ist kaum einer zu finden, der sich nicht an Stelle Gottes ein Götzenbild oder ein Gespenst gemacht hätte! Wie aus einer grossen und weiten Quelle die Wasser hervorbrechen, so fliesst auch die unmessbare Menge der Götter aus dem Menschenherzen hervor, indem jeder in seiner Ausschweifung bald dies, bald jenes Gott freventlich andichtet." (aus Instiutio I,5,12)
Ein Lied, dass den Glauben an den Dreieinigen Gott ehrt.



Eine ganz interessanter Gottesdienst: wie es die englische Königin feiert. Für mich als Reformierter, der schlichte Gottesdienste gewöhnt ist, erstaunlich. (Allerdings sind auch die Newboys auf ihre Art sehr feierlich.)

Hier noch ein Lied, dass uns Mut macht, alles bei Jesus abzuladen. 
Schön wäre es, es würden auch die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen tun.


In Deutschland gibt es Spruch:

Glaube, dem die Tür versagt,
steigt als Aberglaub' ins Fenster.
Wenn die Götter ihr verjagt,
kommen die Gespenster.

Emanuel Geibel

(1815 - 1884), deutscher Lyriker und Dramatiker

Quelle: Geibel, Gedichte. Gedichte und Gedenkblätter, Cotta, Stuttgart 1865

Hoffen und beten wir dafür, dass die Herausforderungen der Zeit Europa nicht das Bösartige hervorholt.

Samstag, 13. Mai 2017

Wo Gott unerfüllbare Anforderungen stellt, wird es sektiererisch?

Dies stellt Herr Hugo Stamm im Gespräch mit Herrn Johannes Wirt nicht als Frage fest, sondern als feste Behauptung (= Dogma). Es ist zu lesen in
„Wie ist das mit den Freikirchen und Sekten?“, 1. Teil im IdeaSpektrum 19.2017 ab Seite 8

Von ihm wird ebenfalls festgehalten:
„Wenn ich an übersinnliche Phänomene glauben würde, würde ich meinen Geist einschränken.“ meint Herr Stamm weiter. Ich bin mir nicht sicher, ob Hugo Stamm wirklich so materialistisch eingestellt ist. Zumindest definiert er eine vernünftige Auflistung, die erfüllt sein müssten, damit er an Uebernatürliches glauben würde. Ein Teil unserer Gesellschaft hängt aber je länger je mehr an einem solchen Dogma. Dabei sind sie sich nicht bewusst, dass unser humanistisches Erbe kein Probleme mit der nicht-materialistischen Existenz hatte. Der Humanismus war sogar ein Dualismus. Er glaubte an die Existenz von Materie UND Geist, während unser heutiger Materialismus alles durch die Materie erklären will. Darum sprechen wir manchmal auch von der Natur (= Materie) als Schöpferin. Dies ist in etwa gleich vernünftig, wie der postmoderne Glaubenssatz: „Es gibt keine Wahrheit.“ Unsere Gesellschaft war noch viel mehr vom jüdischen und christlichen Grundlagen geprägt. Auch diese Grundlage hat kein Problem mit der Existenz von Materie und Geist. Hier wird sogar – im Gegensatz zum klassischen Humanismus – kein Problem zwischen Materie und Geist gesehen. Vielmehr ist der Mensch eine lebendige Seele, also eine Einheit von Leib (= Materie) und Geist. Darum werden wir auch am letzten Tag dieser Zeit auferstehen: im Idealfall mit einem Auferstehungsleib, wie es Jesus Christus einst erlebt hat.
Wie sicher kann ich das Wissen? Jesus sagte, man werde merken, ob das was er sagt wahr ist, wenn man sich darauf einlasse. Unsere Reformatoren verstanden dies prinzipiell auch auf die Schrift, d.h. die Bibel an. Warum kann es dann Herr Stamm nicht sehen, obwohl er eine vernünftige Auflistung von Bedingungen dazu erstellte? Der dreieinige Gott der Bibel wird als ausserhalb der Schöpfung beschrieben. Er erhält zwar jeden Augenblick unser Leben, solange wir leben. Aber er ist nicht Teil unserer Welt und so können wir ihn nicht naturwissenschaftlich untersuchen. Aber in uns gab Gott der Schöpfer eine Sehnsucht nach Ewigkeit mit. Und in unserer Gottes Ebenbildlichkeit kreieren wir Antworten in Religion, Philosophie, Psychologie, Politik, Idoelogie usw. Dabei können wir so genial sein, weil uns die Kreativität Gott mitgegeben hat. Leider bedeutet das noch nicht, dass alles, was wir uns ausdenken auch wahr ist. Zudem berichtet die Bibel davon, dass die Menschheit einen Sündenfall erlebte. Der von Gott gut geschaffene Mensch wurde so zu einem Geschöpf, der dazu neigt, das Gute zu pervertieren. Daraus erklärt sich, dass Herr Stamm vieles korrekt kritisieren kann. Es ist wahr: „Gut gemeint, kann auch böse herauskommen.“ Wie er sagt. Kann sich Herr Stamm aber selber ebenso gut kritisieren? Wendet er seine Prinzipien auch auf sein Denken und Handeln an? Oft sehen wir die Sünden anderer besser, als die eigenen. Das muss etwas mit Eigenschutz zu tun haben: Wie können wir sonst leben, wenn wir wüssten, was für wirkliche Motive hinter unserem Handeln steht?
„Wenn Gott unerfüllbare Anforderungen stellt, wird es sektiererisch, denn dann muss ich mich unterwerfen und bleibe immer in der Angst und im Zweifel, ob ich genüge oder nicht. Der Satan steht hinter jeder Ecke und das macht Angst.“ hält Herr Stamm fest. Damit beschreibt er in etwa, was Luther vor seinem Durchbruch zum Glauben erlebt hat. Doch Luther relativierte nicht die Forderung Gottes zum absoluten Guten, sondern entdeckte, wie er ein fröhlicher Sünder sein konnte. Das war sein Durchbruch, die die Welt positiv veränderte. Das zu verstehen ist für den „natürlichen“ Menschen sehr schwer, weil die frohe Botschaft (= das Evangelium) für ihn den Geruch des Todes hat (2. Kor. 2,16). Instinktiv merken wir, dass es uns verurteilt. Es ist verständlich, wenn man sich diesem entziehen will.

Erlauben Sie mir eine vernünftige Zwischenfrage: Wenn es einen Gott gibt, darf er dann von uns etwas verlangen, was wir nicht tun können? Darf Gott von uns verlangen, absolut gut sein zu müssen?

Herr Hugo Stamm verneint das. Er nennt das sektiererisch. Wer das glaubt, fällt also aus der Norm. Er trennt sich vom Mainstream unserer Zeit. Ob das als Argument reicht? Wer an keine absolute Wahrheit glaubt, wird dies wohl bejahen. Es ist für ihn so viel einfacher. Das Problem besteht dann noch, wie man mit jenen umgeht, die anders denken. Kann man da noch grosszügig sein? Gibt es da noch einen Platz für Toleranz? Hier erklären sich die meisten Christenverfolgungen.
Erstaunlicherweise haben wir aber gerade im Westen eine Zeit hinter uns, indem dies Platz hatte. So konnte Gott segnen. Dies erklärt unsere grosse Ordnung UND grosse Freiheit. Es erklärt auch, warum diese beide heute gefährdet sind. (Natürlich war es auch früher nicht perfekt. Bis Jesus zum zweiten Mal kommt, ist nichts perfekt. ABER genau dieses Wissen half zu grossem Fortschritt, Freiheit und Ordnung.)

Nun müsste man noch erklären, wie Luther mit den Forderungen Gottes umgehen konnte, damit er zu einem fröhlichen Sünder wurde.

Luther entdeckte, dass es nicht um die aktive Gerechtigkeit, sondern die passive Gerechtigkeit geht. Immer, wenn in der Bibel von einem wirklich Gerechten und keinem Heuchler gesprochen wird, wurde er von Gott als gerecht erklärt. Dies musste Gott mit seinem eigenen Tod für uns wirken. Darum liess sich Jesus Christus von uns verspottet, anspeien, auspeitschen und ans Kreuz hängen. Er trug damals meine Sünden. Er trug meinen Fluch. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Darum ist das für mich kein Geruch des Todes mehr, sondern ein Geruch der Freiheit und des Lebens sowie der wertschätzenden Liebe! So wurde und wird Gott der absolut gerechte zu meinem liebevollen Vater: Papi.

Darum darf ich ein fröhlicher Sünder sein, der täglich Busse (d.h. zu Jesus geht) tut. Es gehört zu den Erstaunlichkeiten, dass das Christentum und die Kirche (Frei- und Landeskirchen) immer wieder zu vergessen droht. Darum  braucht die Kirche auch immer wieder eine Reformation, eine Erweckung aus dem Schlaf der Selbstgerechtigkeit. Und da hat Herr Stamm natürlich mit vielen seinen Kritikpunkten Recht. Nur, er geht zu wenig weit tief. Seine Kritik bleibt an der Oberfläche stehen. Die Bibel macht es da viel besser.



Zusammenfassung:
Darf der Dreieinige Gott von uns absolute Gerechtigkeit verlangen?
Herr Stamm verneint es. Da er eine vernünftige Antwort verlangt, damit er daran glauben kann, möchte ich es versuchen: Ein absolut gerechter Gott kann gar nichts anders von uns verlangen, sonst wäre er nicht absolut gut. Da der Dreieinige Gott aber nicht nur allmächtig und absolut gerecht ist, sondern auch die liebevollste Persönlichkeit, geht er nun selber hin, und übernimmt unsere tiefsten pervertierten Motiven. Der Sünden-Lohn ist der Tod. So lässt sich Gott selber von uns verachten, anspeien, auspeitschen und von uns ans Kreuz nageln. Nun kann uns Gott vergeben, ohne dass er die Gerechtigkeit verraten müsste, weil er uns seine Gerechtigkeit, die Gott selber am Kreuz errungen hat, uns schenkt.
Ist das vernünftig?
Herr Stamm hält fest: „Aber die Ansprüche, die der christliche Gott an die Menschen stellt , sind unerreichbar, unerfüllbar. Sie übersteigen das menschliche Vermögen.“ Herr Stamm hat damit absolut Recht. Damit erahnt er in etwa, was Luther vor seiner grossen Wende erlitten hatte. In dieser Situation konnte auch Luther Gott nicht lieben. Der Mönch Luther konnte diesen gerechten Gott nicht lieben, sondern hasste ihn. Bis er merkte, dass in der Bibel jeder wirklich Gerechte, der kein Heuchler ist, von Gott gerecht gesprochen wurde: Luther erkannte, dass es nicht um die aktive Gerechtigkeit geht, sondern die passive Gerechtigkeit: Römer 1,17!
Darum konnte Luther nun ein fröhlicher Sünder sein! Luther griff nicht die Gerechtigkeit Gottes an, sondern nahm sie dankbar an. Dies ist sehr schwer zu erkennen. Für uns Menschen ist es sogar unmöglich. Nur der Heilige Geist kann uns den Blick dafür öffnen. Auch hier verlangt Gott von uns etwas, was wir aus uns selber nicht können. Wir können ihn aber darum bitten. Manchmal zwingt er uns auch dazu (Bsp. Paulus oder C.S. Lewis). Gott ist grösser, als ich ihn erfassen könnte. Mein Verstand reicht dazu nicht aus. Auch kann ich ihn nicht beweisen, da er ausserhalb seiner Schöpfung steht. Aber es gibt genügend Indizien. Und wer sich auf Jesus einlässt, wird erkennen, dass Jesus die Wahrheit sagt. Die Reformatoren bezogen dies auch auf die Bibel. Das Selbstzeugnis der Bibel. Und so entwickelte sich im Westen die Freiheit nach der Wahrheit zu suchen. Aber gerade diese Freiheit könnten wir heute verlieren, weil die Postmoderne die Suche nach der Wahrheit verpönt. Damit verlieren wir aber auch die Kunst des gepflegten Streites um die Wahrheit. Mit dem Verlust der dienenden Leiter, dem Verlust der eben beschriebenen Herausforderung durch Gottes Absoluta wird unsere Freiheit und Ordnung zersetzen.
Wir alle sind herausgefordert, ob in Landes- oder Freikirche. Ob Gläubig oder nicht, dass wir diese Freiheit und Ordnung bewahren.
Ist das sektiererisch? Wenn ja, dann sind wir in einer post-christlichen Zeit. Denn dann fällt das Christentum vom Mainstream ab.
Ist das nicht ironisch? Vor nicht so langer Zeit war es genau umgekehrt: Es war sektiererisch, wenn man von dieser Freiheit abwich.
(OK: Es gehört zu den Erstaunlichkeiten, dass im Christentum gerade diese Kernbotschaft immer wieder vergessen oder hinterfragt wurde. Darum gibt es auch immer wieder Christen – in Frei- und Landeskirchen, die nicht zu ihren Sünden stehen können. Sie haben gar noch nicht gemerkt, dass Christus auch dafür gestorben ist. Darum bleiben sie in ihren Sünden gefangen. Die Extremfälle führen immer wieder zu den auftretenden Antichristen, die nicht glauben können, dass sie allein aus Gnade gerettet sind. Für sie ist der Stolz der Selbsterlösung wichtiger, als die befreiende Demütigung Gottes.)

Zweite Zusammenfassung:

Darf der Dreieinige Gott von uns absolute Gerechtigkeit verlangen?
Herr Stamm verneint es. Da er eine vernünftige Antwort verlangt, damit er daran glauben kann, möchte ich es versuchen: Ein absolut gerechter Gott kann gar nichts anderes als absolute Gerechtigkeit von uns verlangen, sonst wäre er nicht absolut gut. Da der Dreieinige Gott aber nicht nur allmächtig und absolut gerecht ist, sondern auch die liebevollste Persönlichkeit, geht er nun selber hin, und übernimmt unsere tiefsten pervertierten Motiven von denen wir oft nichts wissen. Der Sünden-Lohn ist der Tod. So lässt sich Gott selber von uns verachten, anspeien, auspeitschen und von uns ans Kreuz nageln. Nun kann uns Gott vergeben, ohne dass er die Gerechtigkeit verraten müsste, weil er uns seine Gerechtigkeit, die Gott selber am Kreuz errungen hat, schenkt.
Ist das vernünftig?
Herr Stamm hält fest: „Aber die Ansprüche, die der christliche Gott an die Menschen stellt, sind unerreichbar, unerfüllbar. Sie übersteigen das menschliche Vermögen.“ Herr Stamm hat damit absolut Recht. Damit erahnt er in etwa, was Luther vor seiner grossen Wende erlitten hatte. In dieser Situation konnte auch Luther Gott nicht lieben. Der Mönch Luther konnte diesen gerechten Gott nicht lieben, sondern hasste ihn. Bis er merkte, dass in der Bibel jeder wirklich Gerechte, der kein Heuchler ist, von Gott gerecht gesprochen wurde: Luther erkannte, dass es nicht um die aktive Gerechtigkeit geht, sondern um die passive Gerechtigkeit: Römer 1,17!

Darum konnte Luther nun ein fröhlicher Sünder sein! Luther griff nicht die Gerechtigkeit Gottes an, sondern nahm sie dankbar an. Dies ist sehr schwer zu erkennen. Für uns Menschen ist es sogar unmöglich. Und selbst das Christentum (ob Frei- oder Landeskirche) vergisst es immer wieder. Daher dieses Leistungsdenken oder sein extremes Gegenteil. Nur der Heilige Geist kann uns den Blick dafür öffnen. Auch hier verlangt Gott von uns etwas, was wir aus uns selber nicht können. Wir können ihn aber darum bitten. Manchmal tut dies Gott gegen unsere eigenen Pläne (Bsp. Paulus oder C.S. Lewis). So befreit uns Gott von unserem Leistungsdenken und macht uns zu fröhlichen Sünder, die mit der Kraft von Jesus Christus die Sünde überwinden und in einem gewissen Sinne schon überwunden haben.

In diesem Sinne hat Herr Stamm mit vielen Kritikpunkten Recht. Aber er geht zu wenig weit. Er bleibt an der Oberfläche. Die Bibel geht viel tiefer.