Samstag, 30. Januar 2016

Hauptsein (Anhand John Newton, William Carey, Loren Cunningham u.a.)


Hauptsein (Anhand John Newton, William Carey, Loren Cunningham u.a.)

Besonders diese Zeilen von John Newton haben es mir angetan. Zu seiner Frau schreibt er:

"Ich kann mich nicht damit zufriedengeben, Deine blosse Duldung zu erzwingen. darum flehe ich Dich an, häufig darüber nachzudenken und den  Herrn um seine Leitung für uns beide zu bitten. Vielleicht erscheint es Dir dann ja schon bald Deiner Zustimmung wert. Dich dies sagen zu hören würde mich zu einem ganz anderen Menschen machen: denn solange ich in dieser Spannung verharre, empfinde ich bisweilen eine Last, die ich kaum tragen und unmöglich abschütteln kann." (Seite 202 Amazing Grace und John Newton, Sklavenhändler, Pastor, Liederdichter von Jonathan Aitken)

Hier ging es um eine wesentliche Meinungsverschiedenheit zwischen John Newton und seiner Frau. Er hatte zu jener Zeit einen sehr gut bezahlten Job bei der Zollverwaltung in Liverpool und wollte Pastor werden. Die Familie seiner Frau fand sein Ansinnen als verrückt: Wie konnte er nur eine so gut bezahlte Anstellung aufgeben? Davon liess sichJohn Newton nicht verwirren. Da grenzte er sich klar ab und wusste, was zu tun war. Mit der Meinungsverschiedenheit mit seiner Frau sah dies ganz anders aus. Sie hätte ihn gerne als anglikanischen Priester gesehen. Doch diese Türe schien verschlossen zu sein. Er hatte ja nur bis zu seinem 10. Lebensjahr die Schule besucht. Wohl hatte er bereits von seiner Mutter, die er kurz vor seinem 7. Geburtstag verloren hatte, einiges gelernt, u.a. Lateinisch. Später hat er sich selber weiter gebildet und konnte Alt-Griechisch und Hebräisch. Auch schwere Klassiker konnte er auf Lateinisch lesen: Heidnisch wie christliche Literatur verschlang er.

Dieser John Newton(1725 - 1807: Amazing Grace ist wohl sein berühmtestes Lied) wartete 6, ja beinahe 7 Jahre, bis er zum anglikanischen Geistlichen ordiniert wird. In dieser Zeit öffneten sich ihm immer wieder Türen, wo er Pastor einer Dissenter Gemeinde hätten werden können, darunter auch presbyterianische (= reformierte) und nonkonformistische Kirchen. Er hätte auch als Reiseprediger bei den  Methodisten, die damals noch ein Teil der anglikanischen Kirche waren, arbeiten können. Seine Frau mit ihrer Familie waren dagegen, weil in jener Zeit diese Gruppierungen als Enthusiasten und als nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechend empfunden wurden (entweder als zu emotionale Brüder oder gar als schwarze Schafe, der Kirche. In der Schweiz zu jener Zeit war die Differenz mit Freikirchen wohl noch weniger tolerant. In England waren Reformierte, also Presbyterianer, welche keinen Anglikaner waren, auch Freikirchler. In Schottland gab und gibt es eine reformierte Staatskirche.) Als seine Frau 1762 widerstrebend auf den Wunsch von Newton eingeht, schreibt er in einem Brief vom 14. Juni diese Worte an sie:

"Ich kann mich nicht damit zufriedengeben, Deine blosse Duldung zu erzwingen. darum flehe ich Dich an, häufig darüber nachzudenken und den  Herrn um seine Leitung für uns beide zu bitten. Vielleicht erscheint es Dir dann ja schon bald Deiner Zustimmung wert. Dich dies sagen zu hören würde mich zu einem ganz anderen Menschen machen: denn solange ich in dieser Spannung verharre, empfinde ich bisweilen eine Last, die ich kaum tragen und unmöglich abschütteln kann." (Seite 202 Amazing Grace und John Newton, Sklavenhändler, Pastor, Liederdichter von Jonathan Aitken)

John Newton als "klassisches" Haupt ihrer Ehe wartet, bis seine Frau soweit ist. Das passt auch gut zu  meinem Verständnis von Aeltester-sein. Hätte Newton nicht gewartet, vielleicht hätte er dann nicht seinen so grossen Einfluss auf die angelsächsische Kultur gehabt. Vielleicht hätte er nicht einmal sein Buch "eine wahre Geschichte" und die vielen Choräle, u.a. "Amazing Grace" geschrieben. Sein Buch wurde von dem gleichen anglikanischen Priester angeregt und unterstützt, den ihn auch ermutigte in die anglikanische Kirche als Pfarrer zu gehen. (Es gab noch weitere) Wobei schlussendlich dieser Priester sogar eine Stelle, die für ihn gedacht war, an Newton abgeben wollte. Dieser anglikanische Priester wurde übrigens von einer anglikanischen Orts-Kirche rausgeworfen, weil er zu evangelisch war. Fand dann aber wieder eine andere Stelle. (Was für ein treuer Diener am Wort in einer Kirche, welche nicht ideal war. Aber welche sichtbare Kirche ist schon ideal? Die unsichtbare Kirche ist der Leib Christi.)

Im Frauenmünster in Zürich, als es um neu bemalte Kirchenfenster ging, war ja etwas Aehnliches geschehen. Der Pfarrer hätte schon gewusst, was zu tun ist. Die Kommission hat nach einem Wettbewerb eine Möglichkeit auserkoren. Aber die Gemeinde konnte sich zu keinem Ja durchdringen. Es gab ein Warten, bis eine viel genialere Möglichkeit "auftauchte", wo alle freudig zustimmen konnten: Chagall malte ihnen Kirchenfenster zu genialen Bedingungen! Sie durften den Preis selber festlegen. (Ich glaube die Fenster wurden dann sogar noch von jemanden, der nicht genannt werden wollte, bezahlt.)

Ein Leiter von Jugend mit einer Mission, Loren Cunningham, ging sogar soweit, dass er den Heiligen Geist bat, Gottes Ideen den anderen mitzuteilen. Er sagte nichts über seine eigenen Ideen. So konnte er nur darauf warten, bis alle die gleichen Eindrücke hatten. Das ist dann wirklich Einheit, welche durch den Heiligen Geist gewirkt wurde. (1)

Gleichzeitig gehört es zum Hauptsein aber auch in dieser Kompetenz - und innerhalb der von Gott gegebenen Ordnung - Macht auszuüben. (Eine Ueberschreitung dieser Kompetenz wäre Machtmissbrauch.) So hat Calvin einem Ratsherrn das Abendmahl verweigert, als Kirchenzuchtmassnahmen. Dieser wollte ihm dann während dem Abendmahl in der Kirche mit dem Schwert dazu zwingen, ihm das Abendmahl auszuteilen, worauf Calvin seine Arme um das Abendmahl legte. Seine Hände und Arme wurden nicht abgehakt. Der Ratsherr hatte so viel Ethik und Weisheit verinnerlicht, dass er das nicht tat. Adler würde wohl sagen, das war ein Machtkampf. Calvin würde sagen, es war seine Verantwortung als Hirte für den Ratsherrn. Es wäre lieblos gewesen, ihm das Abendmahl zur Verurteilung des Ratsherrn zu geben. (In dieser noch unvollkommenen Welt kann natürlich auch Sündiges im Verhalten von Calvin gewesen sein. Darum musste er sicherlich auch dafür Busse tun. Dazu könnte gehören, dass er einen Machtkampf um seine Autorität gekämpft hat, UM wichtig zu sein und nicht um Gott und dem anderen zu dienen. Auf der anderen Seite hat Calvin’s Verhalten die Heiligkeit Gottes unterstrichen, was wiederum allen klar machte, dass man mit allen Menschen gleich umgehen sollte: Ob Reich oder Arm, ob Mächtig oder weniger Mächtig. Auch die Mächtigen unterstehen Gottes Gesetzen. Und gerade diese Demütigung macht sie und uns frei! Wer es verstehen kann, verstehe es.)

In einer Zeit nach den 68-ern ist es vermutlich schwierig, die gesunde Achtung vor Autorität zu halten und gleichzeitig kein Schleimer zu sein. (Daher diese Tendenz entweder Rebell zu sein oder das andere Extrem die Leitung als Gott zu verehren, wobei dann oft durch Manipulation dieses „Gottes“ dann seine eigene Ziele zu erreichen versucht wird. Beides ist pervers. Dabei sind wir Menschen alle gleichwertig und üben nur unterschiedliche Funktionen aus. Wir sollten uns helfen, diese Funktionen möglichst gut auszuüben. Dazu gehört auch eine wertschätzende und aufbauende Kritik.) Es gibt eine gesunde Mitte dazwischen. Calvin umschreibt es in der Institutio so, dass man der Obrigkeit Untertan sein soll. Aber jene, die den König kontrollieren, dürfen nicht durch die Finger sehen. Und wenn die Obrigkeit etwas beschliesst, dass gegen Gottes Wort geht, so gilt es nicht. Also dieses Lex Rex, wie es ein Schotte in seinem gleichlautenden Buch umschrieb. Kein Mensch steht über Gott UND kein Mensch steht über dem moralischen Gesetz Gottes. Dies bedeutet wohl, dass es manchmal angebracht ist, in Extremsituationen zivilen Ungehorsam anzuwenden, um das moralische Gesetz nicht zu brechen. (Sogar Luther sagte, dass man als Christ zu keinem ungerechten Krieg geht.)
Ein schottischer Reformator schüttelte auch schon mal den König Jakob (= James). Dabei sprach er nicht sein Königsein ab, aber seinen Hochmut, mehr sein zu wollen als andere errettete Sünder. Dies gilt natürlich auch für eine Familie vor ihrem Haupt, dem Ehemann. Zugleich geht es aber auch um Einheit in der Vielfalt. Eigentlich beinhaltet ein sündloses Hauptsein, die andere zu beschenken. Jesus sagt es dann ja auch sehr extrem: Wer gross sein will, sei ein Diakonos, also ein Diener. Also jemand, der seine Arbeitskraft anderen zur Verfügung stellt. Wer aber der Grösste sein will, soll ein Doulos sein, also ein Sklave! Ein Sklave hat keinen eigenen Willen mehr, sondern steht den anderen zur Verfügung.

Zudem lernte ich noch einen weiteren Punkt: Reife! Wozu die Entscheidung gehört und damit die logischen Folgen dieser Entscheidung zu tragen. (Gerade dies konnten ja die Menschen im arabischen Frühling nicht lernen. Oft bestand Ihre Wahl einmal zu wählen und danach hatte man einen neuen Diktator oder eine diktatorische Gruppe. Eine Ausnahme ist vielleicht Tunesien. Dieses Problem bestand übrigens auch vor der glorreichen Revolution in England. Es war ein langes hin- und her, bis ein König es wirklich akzeptierte, dass das Parlament und damit die Gesetzte über ihm standen. In den amerikanischen Kolonien führte diese Entwicklung dann zu einem König, den man nur für maximal 8 Jahre wählen konnte: Man nannte dies dann nicht mehr König, sondern Präsident. Dabei ist beachtlich, dass ein demokratisch gesinnter Präsident, sein Nachfolger akzeptiert. König Saul und König Salomo konnten dies noch nicht. Sie neigten dazu ihren Nachfolger, wenn es nicht der eigene erwählte Sohn war, zu verfolgen und töten zu wollen. Und dies, obwohl in ihrem Fall sogar Gott selber den Nachfolger bestimmt hatte.) Nun ist es schön zu sehen, wie Newton ganz anders sein Hauptsein lebte. Er redet mit seiner Frau auf Augenhöhe, d.h. gleichwertig.

Wann ist was angebracht?

Ein baptistischer Missionar in Indien, William Carey, ging gerade anders als John Newton vor. Er machte Druck, damit seine Frau mit seiner Familie nach Indien mitkam. Er suchte einen Kompromiss, indem die Schwester seiner Frau auch mitkam. Die folgenden Schwierigkeiten waren daher für die Frau von Carey sehr schwer zu ertragen, weil sie selber nur wiederwillig zustimmte. Obwohl Carey Unglaubliches erreichte. Als Schuhmacher brachte er sich selber sehr viel bei. Obwohl er nicht der begnadetste Prediger war, gebrauchte Gott ihn in Indien trotz vieler Widerstände, u.a. um die Witwenverbrennung abzuschaffen, Bildung zu fördern usw. Aber seine Ehefrau wurde ab all den Schwierigkeiten irre und starb dann. Später heiratete Carey in Indien eine andere Frau. War es nun der Fehler der ersten Ehefrau, dass sie innerlich kein Ja für den Dienst ihres Mannes hatte? War es ein Fehler von Carey seine Beziehung zu seiner Frau zu "opfern"? Oder hätte es eine andere Lösung gegeben? Vielleicht, wenn er gewartet hätte und dann die Frau von Gott überzeugt worden wäre? Vielleicht hätte er dann andere Schwierigkeiten in Indien erlebt? Oder wäre er gar nie nach Indien gekommen? Was wäre, wenn er nach England zurückgekehrt wäre? Hätte dann Gott jemand anderen gesandt? Oder hätte er seine Frau mit den Kindern nach Europa zurückbringen sollen und alleine wieder nach Indien reisen sollen? Auf jedenfall schreibt Gott auch auf unseren krummen Wegen gerade, wenn wir sie ihm übergeben / Busse tun. (Hier kommt mir eine Aussage von einem ICL-Berater in den Sinn: Dass meine Frau glücklich wird, dafür bin ich nicht verantwortlich. Ich bin natürlich verantwortlich sie zu lieben. Aber was sie damit macht, ist ihre Verantwortung. Dass könnte man hier auch anwenden: Carey liebte seine Frau, gehorchte aber Gott mehr. Sie war verantwortlich, dass sie nicht glücklich wurde. Auf der anderen Seite bleibt aber die Frage, ob der Ehemann länger warten hätte sollen, bis seine Frau nicht nur unter Druck zustimmten konnte. Newton gefällt mir hier besser. Er handelte nicht nur in seinen Möglichkeiten, sondern liess die Möglichkeit zu, dass auch Gott handeln konnte.)

Eigentlich sollten Leiter Hirten sein, die ihre "Herde" beschenken. Dann können sich die  "Schafe" ihrem Hirten anvertrauen. Liebe und Respekt wachsen so. Der Ehebund wie auch der Bund zwischen der Gemeinde und Jesus ist so aufgebaut.

Was kann man daraus ableiten, wie Hauptsein sein sollte?

- Hauptsein bedeutet aktiv zu sein, Leitung zu übernehmen, damit die anderen reifen können. Reifen bedeutet, dass sie selber verantwortungsvoll handeln können. Dazu gehört auch, ihnen die Freiheit geben, dass sie Fehler machen können. Denn durch Fehler lernt und reift man (wenn man weise ist).
- Hauptsein bedeutet Verantwortung zu übernehmen
- Geduld zu üben
- mehr Beten, um zu wissen, was dran ist (Was meint Gott? Was ist weise? Was ist jetzt
  dran: reden oder schweigen, warten oder handeln? Oft lässt Gott auch eine grosse Weite
   zu.)
- mehr Zeit nehmen, um zu erkennen, was ich will und was Gott will und zu prüfen, ob dies
   auch von Gott gewollt ist:
    Dabei darf das Haupt auch sehen, was es braucht. Jesus selber nahm sich Zeit, um mit Gott zu beten. Dafür zog er sich zurück. Jesus legte sich auch hin und schlief... Zum Hauptsein gehört natürlich auch, zu sehen, was der andere will und braucht. Hier gilt es eine gesunde Mitte zu leben. Ausser man will der Grösste sein, dann muss man laut Jesus, der Sklave der anderen sein... Wobei natürlich zuerst Gott stehen muss. Sonst wird man von den Menschen enttäuscht.
- Auch als Haupt (der nicht der Grösste sein will) darf ich persönlichen Raum einnehmen, auch wenn  dies egoistische Gefühle wecken kann. Gerade Menschen, die sehr getrimmt sind, zu spüren, was andere brauchen, können ein solches Gefühl des Egoismus bekommen, wo es laut Gottes Massstab gar nicht sündhaft egoistisch ist. Die gesunde Mitte ist wichtig! Nebenbei haben wir hier auch das Thema des Gewissens gestreift. Das Gewissen kann eine Stimme Gottes sein. Aber es muss an Gottes Massstab, d.h. der Bibel, geeicht werden. Es kann zu unklar oder aber "zu streng" eingestellt sein. Leider zeugt auch die Perversion des Gewissens von unserem Gefallensein durch den Sündenfall. Darm brauchen wir so dringend das Licht von Gottes Wort. Und selbst wenn wir es begriffen haben, neigen wir dazu, es wieder zu vergessen und uns von verbogenen Ideen leiten zu lassen. Das macht uns unglücklich. Gottes Wort macht uns aber glücklich und frei!

Gott möge uns Weisheit, Freude und Mut geben, das immer wieder anzupacken.

2016 Jahre und zwei Tage nach Christi Geburt.


Anhang
(1) aus „Bist Du es, Herr? Von Loren Cunningham mit Janice Rogers: Die Entstehungsgeschichte von Jugend mit einer Mission‘


 PS: So umschreibt Newton seinen geistlichen Antrieb:
„Mein Wunsch ist, das Banner des Herrn zu erheben und das Schwert des Geistes zu ziehen, nicht gegen Namen, Parteien und Meinungen, sondern gegen die Welt, das Fleisch und den Teufel. … Und ich bin überzeugt, dass die besten Theater für diesen Zweck (menschlich gesprochen) die Pfarrkirchen sind.“
(Seite 188 aus Amazing Grace und John Newton Sklavenhändler, Pastor, Liederdichter von Jonathan Aitken)

John Newton hatte seine Frau sehr gerne. Es war Liebe auf den ersten Blick und er musste lange um sie werben. 40 Jahre dauerte ihre Ehe, bis er von ihr Abschied nehmen musste. Ich glaube Newton hielt selber die Abdankung. Jedes Jahr an ihrem Todestag gedachte er an sie. Dabei schrieb er sogar für sie Lieder. Nach ihrem Tode veröffentlichte er die Briefe mit seiner Frau, was, wie viele seiner Bücher zu einem grossen Erfolg wurde. Allerdings gab es auch viele Kritiken, vor allem von Männer, während Frauen es sehr gerne gelesen haben. Es gab Männer, die waren der Meinung, dass Newton eine sehr Latte für das Ehemann-sein die Latte sehr hoch gehängt habe. 
Andere wiederum konnten nicht verstehen, was Newton so besonderes an seiner Frau fand. Sie war weder besonders schön, noch besonders geistreich. Ihre Briefe zeigen eine Einfachheit. Aber auch, dass sie Gott liebte. Und sie liebte auch Newton.
Seine Frau war oft krank. Schlussendlich starb sie an Krebs. Aber für jene Zeit wurde sie alt. Während Newton sehr alt wurde, daher überlebte er sie.
Vermutlich merkte auch Newton, dass einige seiner Zeitgenossen seine Liebe zu seiner Frau nicht verstehen konnten, wenn er schreibt, dass niemand beschreiben könne, wie eine Ananas schmeckt. Man muss es schon kennen. Newton beschreibt also seine Frau irgendwie als Ananas. Damals etwas ganz besonderes. Vielleicht hat er damit unbewusst auch mehr über sie gesagt, als er wollte, obwohl es ihm natürlich um die Metapher des Erlebnis mit der Ananas ging und nicht um die Art der Ananas.


Donnerstag, 28. Januar 2016

John Newton Amazing Grace

Ich bin gerade -  u.a. - am Lesen von "Amazing Grace und John Newton Sklavenhändler, Pastor, Liederdichter" von Jonathan Aitken. Was für ein Leben und was für ein Theologe, der mit 10 Jahren seine Schulzeit beendet hatte...

Sein Leben liest sich weite Stecken wie ein fesselnder Roman.

Mit über 50 Jahren wurde er von einem hochkirchlichen Kritiker der anglikanischen Kirche gefragt, ob er ein Calvinist sei. Darauf erwiderte Newton: "Nun, Sir, ich nenne mich nicht gern ei irgendeinem Namen im Hinblick auf die Religion. Aber warum stellen Sie mir die Frage?"
"Weil ich manchmal, wenn ich Sie lese oder höre, denke, sie seien Calvinist; und dann wieder denke ich, Sei seien keiner."
Newton antwortete: "Nun, Sir, ich bin eher ein Calvinist als irgendetwas anderes, aber ich verwende meinen Calvinismus in meinen Schriften und meiner Verkündigung wie diesen Zucker." Danach griff Newton nach einem Stück Zucker und liess ihn in seine Tasse fallen, rührte um und meinte: "Ich gebe nicht pur und ganz, sondern vermischt und verdünnt."
(Seite 375)

Newton selber hat geistig und physisch grosse Reisen gemacht, bis er dazu kam, was er war. Vor seinem siebten Geburtstag verlor er seine Mutter. Sie lernte ihm Lateinisch. Ich vermute, sein Vater war emotional etwas handicapiert. Denn anstelle ihn zu trösten, heiratete er wieder und schickte seinen Sohn an ein Internat. Später sollte ihn der Vater immer wieder aus vielen gefährlichen Situation heraushelfen. Man könnte beinahe den Verdacht haben, John Newton habe sich durch  die Probleme Zuwendung vom Vater geholt...
Der Vater war in Spanien unter Jesuiten aufgewachsen. Da er der "niederen" Kirche in der anglikanischen Kirche angehörte, hat er sein evangelischen Glauben dort beibehalten. Das konnte er - so vermute ich - wohl nur, indem er sein Herz zumauerte.

Newton selber war gegenüber römisch Katholischen, wie auch gegen alle anderen Menschen freundlich.  Obwohl er das Papstum für ein Irrtum hielt, urteilte er aus englischer Sicht so über die Papstkirche:

"Insofern der Papismus die zivilen Verhältnisse der Nationen betrifft, befürchte ich keine  grosse Gefahr von ihm. ... Ich wüsste nicht, wieso ein Papist nicht ebenso das Recht haben sollte, Gott nach seinem Gewissen anzubeten, auch wenn es irrtümlich ist, seine Kinder zu erziehen etc., wie ich es habe. Ich bin kein Freund von Verfolgung oder Zwang in Gewissensangelegenheiten. Der Aufruhr, der 1780 veranstaltet wurde, zu einer Zeit, als Protestanten in papistischen Ländern mehr Freiheit erlangten, war meiner Meinung nach eine Schande für unseren Nationalcharakter." (Seite 361) (1)

Gerne werde ich mehr von ihm Schreiben. Ueber seine grosse Liebe, die er zuletzt dank seinem Vater auch heiraten konnte, seine extreme Gottlosigkeit, sein jugendliches Handeln ohne Verstand, als er Matrose, von der Marine zwangsrekrutiert und später wegen Flucht ausgepeitscht wurde, als Handelsmatrose, der Spottlieder über den Kapitän singt, als Sklavenhändler in Arfika. Zeitweise war er selber in Afrika versklavt, so erniedrigend, dass selbst die schwarzen Sklaven mit ihm mitleid hatten und von ihrem Essen abgaben. Dann, als er sich bekehrte und Kapitän von Sklavenschiffen wurde (damals wusste er noch nicht, dass es prinzipiell falsch war. Er versuchte aber korrekter mit allen umzugehen. So liess er auch ein Manschaftsmitglied auspeitschen, als er sich an einer Sklavin vergriffen hatte. Er senkte die Todesfälle, bis seine letzte Fahrt ohne Todesopfer stattfand. Damals hatte er dann auch viel weniger  Sklaven an Bord. Später wird er der einzige (ehemalige) Kapitän eines Sklavenschiffes sein, der vor Gericht über die grauenhaften Zustände aussagte. Als Priester der Anglikanischen Kirche (der sich selber bildete und unter anderem Griechisch und Hebräisch beibrachte) ermutigte und unterstützte er Wilberforce in seinem Kampf gegen die Sklaverei. Davor war er aber noch arbeitslos, weil ihn Gott mit einem - vielleicht Herzinfarkt - vom Sklavenschiff holte. Dann wurde er in Liverpool Zollbeamter. Mit der Zeit merkte er, dass er keine Bestechungsgelder mehr annehmen sollte... Dadurch verdiente er nur noch 50% seines Einkommens, was aber immer noch sehr viel war. Dann wollte er Pfarrer in der anglikanischen Kirche werden, was ihm 6 Jahre verwehrt wurde. Auch das eine Odysse. Seine von ihm so sehr geliebte Frau, galt nicht als besonders geistreich. Er aber hatte manchmal Angst, dass er sie fast zu gerne hatte. Sie hatten keine eigenen Kinder. Aber mit über 50 Jahren adoptierten sie zwei Kinder. Das zweite war Schwindsüchtig. Zu jener Zeit ein sicheres Todesurteil auf Raten. Als Pfarrer war er mit dem grossen Dichter Cowper befreundet. Eine Zeit lang befeuerten sie sich gegenseitig. Newton versuchte seinem Freund Cowper in seinen Depressionen zu helfen. Newton war mit allen möglichen Pastoren - auch ausserhalb der Amtskirche befreundet und gründete auch Diskussionsgruppen. (Dazu Seite 310: Und so fand sich ein stetiger Strom von kirchlichen Besuchern aus nah und fern, zum Teil von so weit her wie Cornwall und Schottland, in seinem Feundeskreis zusammen. Darunter waren Kanditaten für die Ordination, Pastoren freikirchlicher Gemeinden und Geistliche aus dem liberalen ebenso wie dem evangelikalen Flügel der anglikanischen Kirche.) Ach ja, Kinderstunden gründete er ebenso. Den Choralgesang führte er ein - oder änderte er massgeblich. Ein Lied kennen wir sicher alles: Amazing Grace. Ich glaube ein Tag, nachdem dieses Lied zum ersten Mal im Gottesdienst gesungen wurde, fiel Cowper in eine solch tiefe Depression, dass er sich selber zu töten versuchte. Newton blieb bei ihm, sie wohnten ja beinahe zusammen, ein Garten trennte sie nur. Auch später als Newton in England Pfarrer wurde, bleiben sie in Kontakt.)

Nun las ich gerade, wie er in sein Tagebuch vom Tod seiner Adoptivtochter schrieb:

"Gegen 5 Uhr nachmittags wünschte sie sich, ich möge noch einmal mit ihr beten. Natürlich betete ich dann aus tiefsten Herzen. Als ich geendet hatte, sagte sie Amen. Ich frage: 'Mein liebes Kind, habe ich ausgedrückt, was du meinst?' Sie antwortete: 'O ja?, und fügte dann hinzu: 'Ich bin so weit, zu sagen: Warum zögert sein Wagen, dass er nicht kommt?
Aber ich hoffe, er wird mich fähig machen, seine Stunde geduldig zu erwarten.'" (Seite 369)

Obwohl er tief vom Glauben seiner Tochter beeindruckt war, schreibt er in einem Brief an Mrs Walter Taylor auch über Tränen, die andauernden:
"Der Herr hat Grosses für uns getan, seit wir nach Hause gekommen sind. Er sandte einen Wagen der Liebe für unsere leibe Eliza. Wir konnten fast sehen, wie sie ihn bestieg. Die Art und Weise ihres Abschieds hatte eine barmherzige Wirkung auf uns, sodass wir, wenn es auch in einer Hinsicht so war, als risse man uns ein Glied ab, im Ganzen empfanden, Lobpreis komme uns viel eher zu als Klage. Ich weine immer noch mehr oder weniger jeden Tag um sie, aber ich danke dem Herrn dafür, dass ich nicht eine Träne des Kummers vergossen habe. Meine Liebe (Polly, seine Frau) wurde ebenfalls wunderbar getragen." (369-370)

Das nächste Kapitel 40 nennt sich "Die Eclectic Society und der Messias." Mal sehen, was da noch über Newton erzählt wird.

Hier zwei Versionen von Amazing Grace, ich glaub das beliebteste Kirchenlied in Amerika.




Hier ein Beispiel für einen Film über Wilberforce. John Netwon wird hier nicht als ehemaliger Kapitän, der originell predigte, sondern eher wie ein Mönch dargestellt (Der Film ist aber trotzdem eindrücklich. Das Leben von Wilberforce wäre auch noch interessant zu lesen. Das Buch hätte ich...)

Anhang
(1) Ein weiteres interessantes Zitat zum Papstum von John Newton:
"Ich habe von vielen Päpsten gelesen, aber der schlimmste Papst, dem ich je begegnet bin, war Papst Selbst." (S. 361)
Eine coole Aussage. Man muss auf der einen Seite die Ablehnung der Protestanten gegenüber der Papstkirche verstehen: Es gab eine Königin mit Namen "blutige Maria", welche viele Evangelische tötete. Es war eine römisch-katholische Terroristen-Gruppe, die das Parlament in die Luft sprengen wollte. Der absolutistische Führungsstil der damaligen Päpste war  das Vorbild vieler absolutistische Könige. So gab es viele englische Könige, die sich dem Land und dem Parlament verpflichteten, aber heimlich doch absolutistisch herrschen wollten und daher entsprechende Verträge mit römisch-katholischen Herrschern schlossen.  Und es war eine römisch-katholische Armada aus Spanien, die beinahe England erobert hätte. (Wie weit hier der Anteil an diesem Krieg bei England war, wollen wir nicht genauer betrachten. Aber es gibt den wohl auch zu betrachten. Dies ist aber hier nicht so wichtig.) Wichtig ist, um zu verstehen, dass dies bei einigen Protestanten Angst und auch Hass auslöste.  Letzteres ist natürlich nicht Evangeliums gemäss. Denn daraus erwuchsen manche Ungerechtigkeiten, von Protestanten gegenüber Römisch-Katholischen, wie wir sie vermutlich in der Schweiz weniger kennen. Es tut daher gut, wie John Newton sich davor abgrenzte. Und das konnte er, weil er nicht nur ein kultureller Protestant war, sonder nein wahrer Nachfolger von Jesus Christus. Das hören wir auch, wenn er über den Begriff Wahrheit und Bibel spricht:
"Die Bibel ist die grosse Schatzkammer der Wahrheiten, die Ihnen vorzutragen mein Geschäft und die Freude meines Lebens sein wird. Sie ist das vollständige System göttlicher Wahrheit, dem ungestraft nichts hinzugefügt und von dem nichts hinweggenommen werden kann. Jeder Versuch, irgendeinen Zweig dieser Wahrheit zu verschleiern oder aufzuweichen, um sie dem vorherrschenden Geschmack rings um uns her anzupassen, sei es, um das Missfallen unserer Mitsterblichen zu vermeiden oder ihre Gunst zu werben, muss ein Affront gegen die Majestät Gottes und ein Verrat an den Menschen sein. Mein Gewissen bezeugt mir, dass ich unrer Ihnen die Wahrheit zu sagen gedenke." (S. 356)

Obwohl - oder vielleicht gerade weil er so klar predigte, befanden sich die verschiedensten Menschen unter seinen Zuhörern. Denn er verstand, dass das Evangelium das Verhalten  eines Menschen verändert. Oder klarer gesagt, der sündige Mensch lässt Gott den Raum, durch die Gnade Gottes an ihm zu wirken, indem er Vergebung erfahrt, ehrlich werden darf, sich von Gott geliebt fühlt und mit der Kraft Gottes und seiner Barmherzigkeit das Leben zu bestreiten beginnt:

"Ich predige klar, aber friedfertig nach meiner eigenen Meinung und greife niemanden direkt an. Dementsprechend sitzen Kirchenmitglieder und Dissenter, Calvinisten und Arminianer, Methodisten und Böhmische Brüder und hin und wieder, glaube ich, sogar Papisten und Quäker still da und hören mir zu." (Seite 362)

Und sein Einfluss war gewaltig. Sie veränderte die Kirche und die Gesellschaft. Und dabei war er nur ein Pfarrer einer Gemeinde,  der noch Bücher schrieb und in seinem Umfeld versuchte mit Gottes Hilfe zu leben. Gut - aus Reue über sein Verhalten gegenüber der Sklaven setzte er sich dann auch - obwohl eigentlich unpolitisch - für die Abschaffung der Sklaverei - und noch mehr: Für die Befreiung der Menschen ein.

Das galt auch für die nicht offiziell versklavten.

So unterteilte er die Christen in drei Typpen: A, B und C. (Er veröffentlichte diese Gedanken als eine Art öffentlicher Briefseelsorge:

A "Ueber die Gnade im Halm
Das sind Menschen, welche langsam erkennen, dass sie von Natur aus sündig und damit unfähig sind, Gottes Gnade aus eigenem Bemühen zu empfangen. Sie werden durch eine persönliche Entwicklung oder Umstände, vielleicht eine Krise oder aber auch eine Gebetserfahrung oder aber auch einfach durch allmähliches Verständnis dahin geführt.  Er ist noch wie ein Kind. Er versteht noch nicht alles und ist noch unreif:
"Es ist Frühling für A. Sein Glaube ist schwach, aber sein Herz ist warm. Er wird es selten wagen, sich für einen Gläubigen zu halten, aber er sieht, fühlt und tut Dinge, die niemand sehen, fühlen und tun könnte, wenn der Herr nicht bei ihm wäre." (Seite 313)

B "Ueber die Gnade in der Aehre
Hier wandelt sich der Kind zum Erwachsenen. Der Frühling wird durch eine heissere Zeit abgelöst: Vom kindlichen Verlangen kommt der Christ zum erwachsenen Konflikt.
"Während B durch Nöte und Versuchungen geht, ringt er mit neuen Sünden von der Art, wie sie offenbar Newton zu schaffen machten, etwa mit 'geistlichem Hochmut, Selbstabhängigkeit,  eitles Selbstbewusstsein, kreative Bindungen und eine Kolonne von Uebeln'. Nicht und nach erkennt B, dass Gottes Prüfungen und da Wirken des Heiligen Geistes ihn zu 'einer wachsenden Erkenntnis seiner selbst und des Herrn führen'. Indem er anfängt, die souveräne Gnade Gottes zu verstehen, lernt B, anderen mit tiefer Liebe und Vergebung zu begegnen.... wenn erdieses Stadium der Liebe und Vergebung erreicht und aufhören kann, sich zu brüsten, sich zu beschweren und andere zu kritisieren. Dann ist er bereit für den Uebergang zur Stufe C,.." (Seite 313 - 314)

C "vollen Weizen in der Aehre"
"Dabei wächst er in der Demut, in seiner geistlichen Haltung, in der Liebe zu Gott und ind er Freundlichkeit anderen gegenüber. Er ist zugleich Empfnänger und B eispiel der göttlichen Liebe und reift nun bis zur ewigen Herrlichkeit. Newton schliesst diesen dritten Brief mit den Worten:

'glücklicher C! Seine Mühen, Leiden und Uebungen werden bald ein ende haben; bald wird sein Verlangen sich erfüllen; und der, der ihn geliebt und erlöst hat, wird ihn bei sich aufnehmen mit einem 'Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, geh hinein zu deines Herrn Freude!'" (S. 314)

Es geht Newton also um eine Reise von unserer Selbstbezogenheit zur Gottbezogenheit! Der Autor denkt, dass Newton hier stark aus seinen eigenen Erfahrungen herleitet (obwohl er dies eigentlich nicht so will.) Und es scheint klar zu sein, dass sich Newton, als er dies schrieb, sich selber als ein B Christ verstand.
Vielleicht ist dies wohl auch das höchste, was hier in dieser Zwischenzeit erreichen werden. Luther sagte es ja so: Gerecht und Sünder zu gleich. Geistlich ist es 100% wahr, aber wir harren noch auf die Verwirklichung! An uns selber und in dieser Welt!
Diese Omicron-Korrespondenz erschienen zwischen 1773 und 1774 im Gospel Magazine. 1775 erschienen sie als Buch. Der Erfolg war so gross, dass er seine Sammlung von öffentlichen Briefen in einem umfangreicheren Buch, dem "Cardiphonia, or  the Utterance of Heart: In the C ourse of a Real Correspondence " veröffentlichte.
Was er da über seine Briefe schrieb, zeugt von seiner Demut und Klahrheit im Denken:

"Habe mich damit beschäftigt, meine Briefe durchzugehen, die, wenn es dem Herrn gefällt, meine nächste Veröffentlichung werden sollen. Was hatte ich beim Durchlesen (der zurückgegebenen Originale oder Abschriften) Grund zur Demütigung! Ach! Wie wenig beeindruckt bin ich vn jenen wahrheiten, über die ich mich anderen gegenüber so mühelos auslassen kann! Wie unzulänglich dabei, selbst die Regeln und Warnungen zu beachten, die ich anderen nahelege!"
(Seite 315)
Herr Aitken ist der Meinung, dass bei all seiner Demut, John Newton  ein beträchtliches Talent für einen "geistlichen Journalismus" entwickelte. Interessant.




Dienstag, 5. Januar 2016

Wir sind nur Tiere: Warum sind wir dann erstaunt, wenn sich Menschen wie Tiere verhalten?

Männer sind Säue, hiess es mal in einem deutschen Lied. Gestern versuchte ich zu zeigen, dass dies nicht der richtige Ansatz ist. Und wenn Männer anfangen sich so zu verhalten (wobei es noch eine Frage ist, ob Tiere sich wirklich so tierisch benehmen. Bei den Tieren gibt es ja auch Grenzen...)

Zusammenfassend und ergänzend möchte ich nochmals den Gedanken, dass diese Herausforderung, was in Deutschland über Neujahr geschehen ist - wie jede andere Herausforderung - zum Schlechteren oder Besseren führen kann. Es kommt darauf an, was wir damit machen. Zum Besseren wird es, wenn wir es zur Chance werden lassen. Wie machen wir das? 

Zuerst das Grundproblem erkennen:

Durch den  Sündenfall neigen wir Menschen zur Perfertion des Guten, dass die Bibel als Sünde oder Böses umschreibt. Es ist eine Zielverfehlung und bringt uns nicht das, was wir eigentlich suchen, weil die Sünde nicht hält, was sie zu versprechen scheint. Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, stelle ich die These auf, dass wir folgendes unternehmen sollten:

Wahrheit:                Es gibt eine Realität und eine Wahrheit, auch wenn sie schwer
                                zu erkennen sein mag. Die Augen vor den Problemen zu verschliessen,
                                verdrängt nur die Problemlösung und wir können die Chance nicht 
                                "wahr-"nehmen. Daher lassen wir das postmoderne Geschwafel und
                                glauben Jesus, dass uns die Wahrheit frei machen wird. Jesus Christus
                                ist die Wahrheit.

Lebensgrundlage:   Für unser Leben brauchen wir eine gesunde Lebensgrundlage. Ein
                                Fundament, worauf wir unser Leben aufbauen können. Damit wir das 
                                Gute und auch die Herausforderungen meistern können.
                                Daher lasst uns nach Weisheit trachten, dass  vielmehr als Intelligenz 
                                ist. Laut der Bibel fängt Weisheit mit Gottesfurcht an. Gott Gott sein                                       lassen, dann können wir alles andere Liebenswerte richtig Ordnen und                                   die gesunde Mitte leben. Dazu gehören alle Lebensbereiche: Die Liebe,                                 die Liebe zu unserem Ehepartner, die Liebe zu unserer Familie, die                                       Liebe zu unserem Ort und Land, die Liebe zu unserer Arbeit, zu                                             unseren Büchern, zu unserem Wissen  usw. 
                                Bereits vor 1'600 Jahren sagte Augustinus, dass wir nur so unser Herz,                                 unser ganzes Menschsein zur Ruhe bringen können, wenn in Gott                                         ruhen. Dabei dürfen wir uns auf das Opfer von 
                                Jesus Christus verlassen, der dafür litt und starb und der mit dem                                            Heiligen Geist uns helfen will.
                                Und selbst wenn nur ein kleiner Teil der Gesellschaft so in Christus                                         gestillt ist, kann dieses Salz, die Welt verändern, weil so das Reich                                         Gottes angebrochen ist in unsere Zwischenzeit. Und alle Menschen                                       können davon profitieren. Denn wir sind ja alle Gottes Ebenbilder, die                                     leider seit dem Sündenfall das pervertieren, indem wir uns nicht mehr                                     als das erkennen und mit einander so umgehen. Dafür ist Christus auch                                 gekommen.
                                Dies bildet die Grundlage mit unseren Fehlern und unseren                                                     Möglichkeiten weise umzugehen. Selbsterkenntnis und                                                           Gotteserkenntnis können so zunehmen. "Leider" gehört zur                                                     Selbsterkenntnis auch die Sündenerkenntnis, was weh tun kann. Aber                                   es ist nichts gegen die Freude der Vergebung und Befreiung durch                                         Jesus. 
                                Versuchen wir also nicht den Fundamentalismus zu bekämpfen,                                             sondern suchen wir das gesunde Fundament und bekämpften den                                         pervertierten Fundamentalismus. Nennen wir den perfertierten                                               Fundamentalismus beim Namen: Lieblosigkeit, Unbarmherzigkeit, 
                                Hartherzigkeit, Hochmut, Selbstgerechtigkeit, Uneinsichtigkeit.  Oft                                         gesellt sich dann noch die Freude am Machtmissbrauch dazu.                                                 Manipulation und die Angst vor den eigenen Zweifeln scheinen auch oft                                 ein Ausdruck dieser Perversion zu sein. Das treibt sie dann auch an.
                                Wir merken, dass darf man nicht nur auf eine bestimmte Gruppe                                             beschränken, sondern wir alle haben damit zu kämpfen, damit daraus                                   eine Chance wird.

Raum zum Reifen geben
                               Wir brauchen Erziehung, die den Kindern gesunde Leitplanken geben,                                   die aber nicht zu eng sind. Paulus warnt davor, dass eine zu strenge                                    Erziehung zu Jähzorn führen kann. Es braucht also auch Freiheit, um                                    Verantwortung lernen zu können. Dazu gehört auch die Freiheit Fehler                                  machen zu können und dann zu lernen mit den Folgen umzugehen.                                        Gott im Himmel macht es mit seinen Kindern ebenso.                                                              Daher hat der Staat das Schwert, d.h. die Macht für äusseren Frieden                                    und Ruhe zu sorgen. Gleichzeitig soll der Rahmen aber so sein, dass                                    die Gesetzte uns Rechtssicherheit schaffen und uns so Raum zu                                            unserer Entfaltung bieten. Die Gesetze sollten einfach verständlich und                                  klar und nachvollziehbar sein. Dann verhindern sie am Besten                                                Korruption und schaffen damit einen grossen Spielraum für uns alle.
                               Gleichzeitig sollte in uns bewusst sein, dass die menschliche                                                  Gerechtigkeit nicht einmal den Namen Gerechtigkeit verdient, wenn wir                                  es im Licht der Gerechtigkeit Gottes vergleichen. (s. Zwingli) Das wird                                    uns helfen, nicht Selbstgerecht zu werden und mit unseren Fehlern zu                                    reifen. Darum brauchen wir auch die Bibel und den Zuspruch und                                          Korrektur von anderen. Die Bibel spricht sogar von der Bereicherung                                      durch unsere Verschiedenheit (verschiedene Gaben).

                               Wir brauchen also Grenzen, damit wir frei leben können. Diese Grenzen                                müssen gerecht sein. Genau dies ist in der Bibel auch gemeint, wenn                                    sie davon spricht, dass das moralische Gesetz Gottes Freiheit schafft.                                  Das Problem ist nur,
                                dass wir Menschen (ausser Jesus, der auch Gott ist), nicht danach                                       leben können, weil wir es ständig pervertieren. Der Staat kann dies nicht                               alles auffangen. Er kann nur einen Rahmen, die Rechtssicherheit bieten                                 (oder: Er sollte es.) Der Resten liegt in unserer persönlichen                                                    Verantwortung.
                               Darum müssen wir unsere Unzulänglichkeit Jesus bringen und von ihm                                  vergeben lassen, damit wir mit seiner Hilfe unser Leben anpacken. 
                              
                               In Christus sein, ist  ganz einfach. Aber manchmal scheint es auch ganz 
                               schwer, weil wir selber wursteln wollen...

                               In diesem Frieden wünsche auch ich Ihnen                                                                              heute einen gesegneten Arbeitstag.

                                

Wann werden wir endlich von den jüdisch-christlichen Beschränkungen frei sein und können endlich unser Tier in uns ausleben?

Oder: Der Mensch ist ein Tier und soll sich auch so weiterentwickeln, wird uns gesagt. Ich staune immer wieder, wie dann die Menschen erstaunt sind, wenn Menschen dann das auch wirklich ausleben. 

Nun hört man aus Deutschland wie gewisse Männer sich schon sehr "gut" in diese Richtung entwickelt haben. Ihnen scheint nicht einmal mehr bewusst zu sein, dass sie sündigen. (Aber wer kennt dieses Wort "sündigen" oder "Sünde" denn noch in seinem wahren Sinn? Es scheint so unbekannt wie der Begriff "Weisheit" zu sein, den wir mit Intelligenz ausgetauscht haben. Was ja auch gewisse Probleme in unserer Gesellschaft erklärt.)

Das dadurch entstehende Chaos muss mit mehr Ueberwachung und Staatsgewalt ausgeglichen werden: Mehr Ueberwachung, mehr Polizei, mehr Gesetze UND vorallem mehr Misstrauen. 

Merken wir, wie das Grundvertrauen zu unserem Nächsten und zu unserer Gesellschaft kleiner wird? Dadurch wird auch unser Handlungsspielraum kleiner. Gewisse Gebiete kann eine Frau nicht mehr alleine begehen. Gewisse Geschäfte können nicht mehr mit Handschlag getätigt werden usw. 

Ich kenne nicht weit von mir ein Haus, da wurde in einer Villa grosse Fenster gebaut. So können Passanten in den Eingangsbereich, in die Küche und die Stube der Villa schauen. Die Villenbesitzer haben durch diese Offenheit sehr viel Licht und können ein wunderbares Panorama mit Aussicht ins Grüne, über Stadt, Land und Hügel geniessen. Vielleicht müssen sie es bald zumauern und mit Stacheldraht "verzieren"? Solche Villen gibt es ja schon heute... Vermehrt in gewissen Gesellschaften...

Die Folge wird sein, dass wir von unserer Freiheit verlieren, um etwas Sicherheit noch zu erhalten. Das sind keine rosigen Aussichten. 
Zum Glück wurde im Kanton Glarus bereits faktisch die Gemeindeversammlung abgeschafft und es gibt dort nur noch drei Bezirke, die man Gemeinden nennt. So können dann die weisen Angestellten die Probleme lösen. Professionalisierung heisst der Slogan. Dass sei besser, anstelle Bürger als Politiker reifen zu lassen. (1) Wenn wir so genügend europäisiert sind, kann dann der Schutz vor uns selber besser organisiert werden. 

Nur leider sind ja alle Menschen Sünder und wo viel Macht ist, besteht die Gefahr von Machtmissbrauch!  Wenn in der Vergangenheit mit diesem Wissen viel Machtmissbrauch geschah, wie viel mehr in einer Gesellschaft die voller postmodernen Irrationalitäten die Wahrheit nicht mehr suchen kann? (Denn wie rational kann jemand denken, der glaubt, dass der Satz wahr ist: "Es gibt keine Wahrheit."? Wenn der Satz wahr ist, kann er nicht wahr sein. Aber mit so einem Glaubenssatz glaubt man sich vor Konflikten entziehen zu können. Das kann aber nicht sehr lange gut gehen, da die Realität trotzdem wahr ist. Und diese Wahrheit wird uns früher oder später aus dem Schlaf werfen. Und das ist gefährlich, weil wir trunken von Schlaf nicht vernünftig denken können. Zudem muss Denken, wie jedes Handwerk, geübt werden.)

Auch der Umgang mit Freiheit muss gelernt werden: Denn Freiheit bedeutet auch Macht! Und Macht kann bekanntlich missbraucht werden. Zudem muss man die Folgend der freien Entscheide tragen lernen!!!! Das nennt man Reife!!! Das hat mit Weisheit etwas zu tun. (Allerdings beginnt Weisheit mit Gottesfurcht, siehe Bibel.) Auch mit den direkt-demokratischen Möglichkeiten muss geübt werden. Es ist eigentlich ähnlich, wie das Tragen von Waffen, die auch eine Form von Macht darstellt. Darum hatten frühere Demokratie-Bewegung auch die Bewaffnung der mündigen Bürger zugetraut! Dazu braucht es eine Grundlage, ja ein Fundament, wie man sich verhalten möchte, in guten UND vorallem in schwierigen Situationen. (2) Und es scheint, dass es in Europa schwieriger werden wird. Mir hat vor wenigen Tagen ein Mann aus Simbabwe erzählt, dass sich die dortigen Schwarzen wie Weissen um Europa Sorgen machen: "Zum Glück sind sie nicht Europa..." Dabei haben sie es ja auch nicht nur leicht.

Probleme sind immer auch Chancen. Wenn man die Chancen darin erkennen kann. Dafür brauchen wir aber Weisheit und nicht Torheit (noch so ein Wort, dass der Postmoderne nicht mehr kennt, da er wohl ein Tor ist.)

Ich schreibe diese Zeilen mit etwas Wut und Entsetzen, weil ich Bilder in Deutschland sah. Männer die einfach ihre Grenzen überschritten. Die Frauen waren ihnen hilflos ausgeliefert. Ein Machtmissbrauch einfach so. In aller Oeffentlichkeit!!!!!

Wo liegt die Chance?

Ich sah ein Bild von einem amerikanischen Kopten, der die 21 von IS-Terroristen getöteten einfachen Arbeiter gemalt hat. Er machte eine Ikone. Dieses noch schlimmere Geschehen verarbeitete er mit diesem Bild. Er suchte Antwort und versuchte mit seiner Wut und seinem aufkommenden Hass umzugehen. Auf diesem Bild sieht man diese einfachen - und sicherlich nicht reichen - Gastarbeiter in Lybien, wie sie nicht mehr diesen Orangen-Ueberzug anhaben, sondern einen orangen-farbiges Kleider der Diakone. Das Meer an der Küste hinter ihnen ist von ihrem Blut rotgefärbt.Links Oben sieht man Christus mit offenen Armen. Engel umgeben die echten Märtyter (echte Märtyer, weil sie gewaltlos an ihrem Glauben an Christus festhielten), die Kronen der Märtyer erhaltend. Die religiös verblendeten, machttrunkenen Terroristen sind nicht mehr zu sehen. Sie sind nicht mehr wichtig. Die Zukunft gehört diesen einfachen Fremdarbeitern aus Aegypten, die in Libyen arbeiteten und unter dieser grossen Anfechtung an ihrem Glauben festhielten. So wurden sie zu echten Zeugen Christi. Sie standen dafür ein, dass es mehr gibt, als diese in Sünde gefallene Welt. Es gab eine bessere Welt und in Christus wird es eine bessere Welt geben. Und wer in Christus hier lebt,  wird auch hier besser leben können und mit dieser unangenehmen Zwischenzeit umgehen lernen.

Vielleicht lernen unsere westlichen Theologen auch noch, damit umzugehen? Wenn sie denn einmal aus ihrem Wohlfühlschlaf erwachen und ihrer Begabung gemäss lehren und predigen. Wir brauchen diese Ermutigung. Auch diese Frauen in Deutschland brauchen dies. Damit sie wissen, was für Unrecht geschehen ist. Und damit sie damit umgehen können. Und damit sie - wenn sie wollen - in Christus Heilung erfahren können. Und dann vielleicht sogar sagen können: Dass sie die Rache Gott überlassen und sich von diesem Uebel loslösen können, damit diese Täter nicht mehr wichtig in ihrem Leben sind und sie frei leben können.
Gott kann es sogar schenken, dass man diesen Verbrechern vergeben kann. Denn Jesus ist auch für meine Sünden gestorben ... Das ist echte Freiheit!

Unser Vater im Himmel
DEIN Reich komme.
DEIN Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gibt uns heute und 
vergibt uns unsere Schuld, 
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
DENN DEIN ist das REICH UND DIE MACHT und die HERRLICHKEIT in EWIGKEIT
AMEN


Anhang:
(1) Ich weiss von einer kleinen Gemeinde mit wenigen Einwohner (vielleicht 300?), der gedroht wurde, wenn sie keinen Gemeinderat mehr stellen können, werden sie mit einer Stadt fusioniert. Mit einem Kraftakt schaffte es die kleine Gemeinde drei Gemeinderäte zu finden. Einer davon ist ein Musikstudent. Eigentlich stammt er aus einer Täufergemeinde, die ja gar nicht so politisch engagiert sind ... Aber kann es etwas besseres geben? Ein junger Mensch darf Verantwortung übernehmen. Er darf lernen eine Gemeindeversammlung zu leiten. Entscheidungen umzusetzen. Kompromisse zu finden und zu leiten. Dazu gehört auch, Streit zu schlichten und einen gemeinsame Lösung zu erarbeiten (Das gleiche geschieht ja auch in den Vereinen!)! 
Das kann nicht immer einfach sein. Aber genau dies macht die Bürger reifer - und mit Gottes Hilfe auch barmherziger, weil sie es ja auch mit anders Denkenden zu tun bekommen.
Uebrigens Ekklesia, dieses griechische Wort für Kirche bedeutet nichts anderes, als die Versammlung der Stimmberechtigten einer Gemeinschaft. Dieses zutiefst biblische Bild wird im Vereinsrecht und auch in der Gemeindeversammlung, sei sie nun politisch oder in den reformiert geprägten Kirchen und Gemeinschaften (in aller Unvollkommenheit) umgesetzt. Denn eigentlich sollte ja das Ziel Einheit sein. Dass heisst, jeder sollte Gott fragen, was nun dran ist. Wenn jeder den Heilige Geist hat, müsste man theoretisch auf das gleiche Ziel kommen. ABER wir sind natürlich noch nicht im Himmel, sondern in einer Zwischenzeit. Und daher ist es oft nur die Mehrheitsentscheidung, die wir zustande bringen. Aber selbst diese Mehrheitsentscheidung sollte im Bewusstsein des gemeinsamen Verhaltens getätigt werden. Und dies sehe ich in der Schweiz immer wieder (Manchmal auch nicht: Zum Beispiel wenn von Siegern oder Besiegten nach einer Entscheidung die Rede ist. Da ist schon der Wettkampf, anstelle das Ringen um einen guten gemeinsamen Weg im Mittelpunkt. Das ist schon mehr "Ueberleben des Fitteren" anstelle soziales Verhalten. (Man könnte auch sagen: mehr evolutionistisches Denken, anstelle biblisches.))

(2) In einer postmodernen Gesellschaft, die nicht glaubt, dass es eine Wahrheit gibt, muss eine gesunde Grundlage, ein Fundament für irrational angeschaut werden. Darum ist es logisch, dass der Begriff "Fundamentalist" nur noch negativ gebraucht wird. Zudem wird diese Haltung durch bestimmte Fundamentalisten noch bestärkt. Dabei gibt es auch sehr liebevolle Fundamentalisten, wie zum Beispiel Jesus Christus. 
Besser wäre es also den Begriff Fundamentalist in seinem ursprünglichen Sinn zu verwenden: Jemand, der ein bestimmtes Fundament, also eine definierte Grundlage hat. Damit würden wir erkennen, dass jeder, der einen anderen oder etwas kritisiert selber ein Fundamentalist ist. Denn er braucht für sein Urteil ein Masstab, eine Grundlage, ein Fundament, an dem er sein Urteil messen kann. Ohne Fundament keine Beurteilung. Dann würden wir merken, dass somit jeder (ausser natürlich Gott), der ein Fundament hat, in Gefahr steht die negativen Seiten eines Fundamentalisten auszuleben. Daher ist es wichtig, dass man dieses Negative benennen kann, damit wir es auch an uns selber erkennen können. 
Ich würde es folgendermassen benennen:   liebloses, uneinfühlsames, unbarmherziges Verhalten. Es kann als Grundlage für Selbstgerechtigkeit, Machtmissbrauch und  andere Ungerechtigkeit dienen. 
Diese Perversion eines Fundaments pervertiert die guten Seite: Nämlich eine Lebensgrundlage. Die Möglichkeit sich zurecht finden zu können.
Man könnte meinen Postmoderne können diese negative Seite des Fundamentalismus nicht ausleben. Mit den erwähnten Begriffen merken wir aber, dass sie es sehr wohl können. Auch sie können sich lieblos verhalten. Zudem wird jede Neutralität, wenn sie klar definiert wird, damit man danach leben kann und Urteile fällen kann, zu einer Ideologie. Und  das ist dann wieder ein Fundament, das negativ "fundamentalistisch" - oder klarer ausgedrückt: lieblos, unbarmherzig und ohne Verständnis ausgelebt werden kann.

Vor 250 Jahren hat John Newton, der Dichter von "Amazing Graze", dies klar erkannt. Er wusste, was er über die Taufe wusste und glaubte. Sein Fundament bestand darin.. (Ich werde später das genaue Zitat schreiben. Zur Zeit ist das Buch im Zimmer meiner Frau, die schläft...) Aber im Sinn nach: Ob mit viel Wasser oder wenig, dass kann nicht wesentlich sein. Trotzdem wurde er in ein entsprechendes Streitgespräch verwickelt. Dabei notiert er sich in seinem Tagebuch, wie das für ihn gefährlich wird. Die Gefahr zur Sünde bestand nicht in der theologischen Streiterei, sondern in DER ART, in seiner Haltung. Er erkannte, dass er versucht wurde, eifernd und lieblos zu werden. Ja, gerad weil er es soviel besser wusste, betand die Gefahr, dass er Hochmütig werden könnte... bezw. er spürte, wie es in ihm heraufkam.  
Das ist - ganz nebenbei erwähnt - ein wichtiger geistlicher Kampfbereich, seine Ueberzeugungen in aller Demut und Barmherzigkeit + in Wertschätzung gegenüber dem Andersdenkenden mitteilen zu können. Das ist für Menschen, die durch den Sündenfall zur Perversion des Guten neigen (= Sünde), sehr schwer, wenn nicht unmöglich. Selbst für Wiedergeborene, die gerecht und zugleich Sünder sind (Luther), weil wir nur in Christus  besser dran sind. Ohne Christus, aus uns selber sind wir die gleichen Sünder, wie alle anderen (natürlich hat jeder Sünder seine verschiedenen Stärken und Schwächen. Aber im Sinne der Unfähigkeit dem Guten, wie es Gott meint zu genügen, kann kein Mensch genügen. Die einzige Ausnahme ist Jesus Christus, der 100% Gott und 100% Mensch ist (oder muss man sagen war? Ich weiss es nicht. Als Auferstandener ist er ja einen Auferstehungsleib. Demnach wohl: ist.) Aber wenn wir in Christus sind, erfüllt Christus die Gerechtigkeit Gottes.
Auch diese demütige Haltung wird uns helfen, die negative Seite des Fundamentalismus anzugehen. Es ist nicht einfach. Die Bibel spricht von einem geistlichen Kampf. Es ist etwas für richtige Männer. Und doch ist auch einfach, weil es Gott selber in uns wirkt, indem wir ihm vertrauen und mit ihm den guten Kampf kämpfen: Damit wir unsere sündigen Neigungen angehen. Das kann je nach Mensch Unterschiedliches sein. Vemutlich können gerade Stärken auch besonders pervertiert werden. Es geht also auch dabei um die Balance zu halten und den gesunden Mittelweg zu gehen. Das kann Arbeit,  Trinken, Festen, Ruhen, Denken, Lesen, Liebe usw. sein. Dabei hilft es, wenn wir Gott an seine Stelle tun und alle anderen liebenswerten Dinge und Personen und anderes nach ihrer Bedeutung ordnen. Denn alles, was an Gottes Stelle gerät, wird automatisch zu einem Götzen, der uns versklaven wird. Das fühlt sich dann wie eine Drogensucht an.... Und der Spass ist dann nur noch hohl. In der richtigen Reihenfolge aber wird es gut.