Mittwoch, 30. Dezember 2015

Die Naturwissenschaft kann nichts beweisen.

Gestern waren wir an einer Führung in einer Sternwarte in Binningen. Da die Universität die Sternwarte nicht mehr führt (leider), übernimmt dies ein Verein, der u.a. solche Führungen organisiert. Dabei war ein pädagogisch sehr talentierter Herr. Da wir die Sterne wegen den Wolken nicht beobachten konnten, gab es ein Schlechtwetterprogramm mit sehr vielen Erklärungen von ihm. UND das war so interessant. 

(Eigentlich haben wir darum gebeten, dass der Himmel über der Sternwarte sich auffreisst, damit man die Sterne und den Uranus anschauen hätten können... Zuerst sah es sogar so aus, um uns machte alles zu, nur über uns war noch ein blauer Himmel mit wenigen Schleierwolken. Aber zuallerletzt regnete es. Das war so ein Moment, wo Gott die Gebete anders erhört hat. Denn es war trotzdem sehr interessant und für uns alles sehr schön.)

Nach der Führung sprach ich noch etwas mit ihm und einer unserer Gäste, der einen Doktor in Chemie hat und auch am Werktag, bevor er zur Arbeit geht, interessante Literatur liest,  kamen wir ins Gespräch. Dabei war dieser Satz sehr interessant:

"Die Naturwissenschaft kann nichts beweisen und man ist froh, wenn man eine noch bessere These findet."  Das drückt den offen Geist der Naturwisssenschaft aus, wenn die Naturwissenschaft nicht ideologisch oder religiös missbraucht wird. Es ist die Neugier mehr verstehen zu können. Der Chemiker erklärte mir Folgendes (ich habe die Geschichte noch etwas verändert): 
"Angenommen wir hätten einen Stall mit 1001 Schwäne. Davon sind 1000 weisse Schwäne und einer ein schwarzer Schwand. Angenommen aus diesem Stall kämen im Abstand von einer Stunde immer einer dieser Schwäne heraus. So könnte man nach 100 Stunden Beobachtung die These aufstellen: Nach jeder Stunde kommt ein weisser Schwand.Nach weiteren 800 Stunden könnte man sagen, dass sich diese These bestätigt. Wenn man nun die Beobachtung abbricht, wird man nie bemerken, dass auch einmal ein schwarzer Schwan kommt." Hier seht man auf ganz einfache Art, die begrenzte Aussagekraft von naturwissenschaftlichen Thesen. Anscheinend gilt dies auch für die Relativitäts-Theorie von Albert Einstein. Beweisen kann man sie nicht. Aber seine logischen Auswirkungen haben sich bestätigt. Nun gibt es aber auch die Quantenphysik. Diese erklärt ebenfalls vieles. Aber sie widerspricht auch der Relativitätstheorie! Somit ist die Realität viel komplexer,  als das wir Menschen es zur Zeit verstehen können. Vielmehr haben wir verschiedene Thesen, die einen Teil erklären, sich aber gleichzeitig mit anderen Theorien und wissenschaftlichen Gebieten widersprechen. 

Somit ist es wichtig, dass ein Naturwissenschaftler seine Neugier und Wissensbegier nicht nur ideologische Schranken einschränkt. Gleichzeitig muss er aber auch Thesen aufstellen, die er überprüfen kann, ob es sich denn so verhält oder nicht. Dabei muss er von einer Grundvoraussetzung ausgehen. Und diese kann korrekt oder eben nicht korrekt oder zum Teil korrekt sein. Darum muss er auch diese anpassen können. 

Wenn nun Materialisten davon ausgehen, dass sich alles aus der Materie ergibt. Dann ist dies ein interessanter Standpunkt und erschliesst entsprechende Grundvoraussetzungen. Ob es wahr ist, ist eine andere Frage. Auf jedenfall muss man sich bewusst sein, dass man hier auch gerne die Grenze zur Ideologie oder Religion überschreitet. Das finde ich nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn man sich darüber keine Rechenschaft abgiebt. 

Zum veranschaulichen: Wenn ich glaube, dass es eine Persönlichkeit gibt, die ewig ist und alles erschaffen hat, welche Geist ist und nicht Teil der Schöpfung ist. Dann ist das eindeutig eine religiöse Aussage. Das kann als Grundlage und Voraussetzung auch für naturwissenschaftliche Thesen angewandt werden. Denn wenn Gott ist, dann hat er die Ordnung geschaffen, die Information, damit sich Materie und Energie so verhält, wie sie sich verhält. Das ist ein logisches Gebildet. Ob es wahr ist, ist eine andere Frage.

Der Materialist glaubt, dass die Materie ewig sei. Die Urknalltheorie sagt zwar etwas anderes. Wer hat nun recht? Die Naturwissenschaft oder der materialistische Glaube? Interessant wird dann die von Atheisten folgende Frage: Ja wer hat dann Gott geschaffen? Da ich selber atheistisch geprägt bin, kommt mir diese Frage ebenfalls. Sie scheint logisch. Doch wie kann ich als Atheist an eine ewige Materie glauben und habe dann Probleme an einen ewigen Gott zu glauben? Ist das logisch? Wenn das mein Gott ist, was das Höchste ist, ist dann für den Materialisten nicht die Materie Gott? Ein unpersönlicher und "materialistischer" Gott, der alles erschaffen haben soll? Kommt hier der Materialismus nicht dem Gottesglauben sehr nahe? Kann er dann nicht auch den Schritt machen, und anstelle die Ganze Kreativität der Materie, sie nicht auch einem denkenden Wesen zuzusprechen? Wäre dies nicht auch vernünftig und logisch? Und wenn dieses denkende Wesen mehr ist als wir und irgendein geschaffenes Wesen, ist dass dann nicht wirklich ein anbetungswürdiger Gott? Besonders wenn er sich in der Bibel als ein liebender Gott offenbart, der trotz seiner Gerechtigkeit Barmherzigkeit üben will und sich dafür sogar selber ans Kreuz nageln lässt?

Interessante Fragen. Noch interessanter ist, warum es Menschen gibt, die sich so vehement Gegen diese vernünftige Gedanken wehren. Was stört sie daran? Zu welchem Zweck bekämpfen sie es? Warum können sie es nicht einfach stehen lassen, auch wenn sie anders glauben und denken? Calvin meint in der Institutio, agressive Atheisten müssen ihr inneres Zeugnis von Gott bekämpfen, darum streiten sie auch öffentlich gegen Gott. Auch eine interessanter Standpunkt. 

Gestern erlebte ich jemand, der ganz ohne ideologische Scheuklappen Naturwissenschaft betreibt. Das war so herrlich. Ich - und viele andere "klebten" an seinen Worten. Für mich ist es die Herrlichkeit der Schöpfung Gottes! Nur schon die Schöpfung Gottes ist unfassbar. Und so sangen wir später auch das Lied: 




Diese Strofen haben wir gesungen:

"Du grosser Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmachtswort. 
Wenn ich auf alle jene Wesen achte, die du regierst und nährest fort und fort.

Dann jauchzt mein Herz dir, grosser Herrscher zu:
Wie gross bist du! Wie gross bist du!
Dann jauchzt mein Herz dir, gorsser Herrscher zu:
Wie gross bist du! Wie gross bist du!

Blick ich empor zu jenen lichten Welten
und seh der Sterne unzählbare Schar,
wie Sonn und Mond im lichten Aether zelten,
gleich gold'nen Schiffen hehr und wunderbar.

Dann jauchzt ..."



Freitag, 25. Dezember 2015

Weihnachten 2015

Heute habe ich eine interessante Predigt von Wolfgang Wegert gehört
(Lukas 1,18 - 18 vom 20.12.2015, zu hören auf https://www.arche-gemeinde.de/predigten/?mid=1265) Marias Glaube und Zacharias Unglaube.

Zudem ein Kunstwerk zu Weihnachten, dessen Entstehung man miterlebt:


Die Predigt besteht aus einem interessanten Vergleich, wie Gleiches nicht immer gleich ist, weil Gott die Motivation sieht. Wir sollen nicht bei anderen darüber richten, da wir diese Sicht nicht haben. Aber für uns selber sollten wir dies ernst nehmen, denn schlussendlich wird Gott uns darüber richten. Der alte, theologisch ausgebildete Priester Zacharias glaubt dem Engel nicht. Dabei hat er gerade um das gebeten, was der Engel ihm nun verkündigt. Warum glaubt Zacharias nicht, dass Gott seine und die Gebete seiner Frau nun erhöht? Hat er nicht jahrelang darauf gewartet? Wo blieb seine freudige Erwartung auf die Erfüllung ihrer Gebete? War alles nur ein "gewohnheitsmässiges Geplappere"? So kann Gott sehr genau in die Herzen schauen, wie wir es meinen und wir tun gut daran, es Gott hinzulegen. 
Ganz anders Maria. Ein Teenager-Mädchen, dass nicht darum gebeten hatte, Schwanger zu werden. Ganz im Gegenteil, sie war ja verlobt (damals rechtmässig verheiratet, aber noch wartend auf den Vollzug der Ehe durch ihren Bräutigam, Josef). Da passte es gar nicht, Schwanger zu werden. Das musste in der damaligen Zeit zu Missverständnissen führen. Sie fragt ähnlich wie Zacharias, wie denn sowas gehen sollte. Aber sogar wir sehen ihn ihrer Reaktion - und dann später im Lukas-Evangelium noch klarer - wie sie einfach Gott glauben konnte. 

Wegert erzählt dazu eine schöne Geschichte von zwei Buben, die auf der Strasse spielen. Ein Flugzeug fliegt ganz weit oben vorbei. Der eine Junge meint: "Das ist aber ein kleines Flugzeug!" Der andere sagt: "Nein, das ist ein ganz grosses Flugzeug, wenn es einmal auf der Erde ist!" Darüber geraten sie in Streit. Der eine läuft auf dem Boden die Grösse des Flugzeuges ab. Und der andere wieder: "Nein, unmöglich. Warum glaubst Du denn sowas?"
"Weil mein Vater es gesagt hat. Das Flugzeug ist in Wirklichkeit viel grösser!"

Diesen kindlichen Glauben dürfen wir haben, wie ihn Maria hatte. Aeltere Leute im Glauben können in diesem Glauben durch ihre Erfahrung weise geworden sein. Wie schön ist es. Gleichzeitig hat der Prediger Wegert Angst, dass er wie Zacharias handeln könnte und doch nicht durch das Alter reifer und weiser wurde. Und wieviele Theologen im Lande können vor lauter Bildung immer weniger wie Maria glauben, weil sie das im Himmel auf der Erde verwirklicht sich nicht vorstellen können, wie dieses Flugzeug? Ist es da ein Wunder, dass die Menschen immer weniger glauben? Es ist wohl ein Wunder, dass es viele Menschen gibt, die trotzdem glauben können wie Maria. 

Was mir wichtig wurde:
Lasst uns dem glauben, der uns nicht verraten wird. Der es wagte, als ein verletzbares Buschi auf diese Welt zu kommen. Der unsere Schuld und unsere Konsequenzen (= unseren gerechtfertigten Fluch) ans Kreuz trug, damit uns Gott als gerecht erklären und uns als sein Kinder annehmen kann! 

Gebet
Danke lieber Heiland, warst Du so mutig. Danke lieber Vater im Himmel, hast Du diesen Plan und den Schmerz mit uns eingegangen! Danke lieber Heiliger Geist, erklärst Du uns das! 

Anhang Was man vielleicht in der Predigt anders sehen könnte, war, dass Zacharias vermutlich nicht taub war und ich könnte mir vorstellen, dass Zacharias trotz seiner Einschränkung, dass er nicht mehr reden konnte, für eine gewisse Zeit - trotzdem noch von Gott gebraucht werden konnte. Zugleich ist Zachrias auch für unser Unvermögen ein Trost, was ja auch Wegert betont: Gott kommt trotzdem an sein Ziel. Aber der Unglaube hat seinen Preis für Zacharias und leider auch in unserem Leben, wenn wir nicht dem vertrauen, der wirklich vertrauenswürdig ist. Und gerade als ältere Gläubige, denen mehr gegeben ist, ist das eine wichtige Information. Denn wem mehr gegeben ist, von dem wird mehr verlangt. So wie vom Priester Zacharias im Gegensatz zu einer einfachen Teenagerin vom Lande. Aber selbst wenn wir hier versagen, so ist die Gnade Gottes grösser und Gott kommt trotzdem an sein Ziel. Aber wir hätten es schöner haben können... Die Depression wäre nicht nötig gewesen.

Was Maria dazu meinte:
"Von ganzem Herzen preise ich den Herrn,
und mein Geist jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter.
Denn er hat mich, seine Dienerin, gnädig angesehen, eine geringe und unbedeutende Frau.
Ja, man wird mich glücklich preisen -
jetzt und in allen kommenden Generationen.
Er, der Mächtige, hat Grosses an mir getan.
Sein Name ist heilig, und von Generation zu Generation gilt sein Erbarmen denen, die sich ihm unterstellen.
Mit starkem Arm hat er seine Macht bewiesen; er hat die in alle Winde zerstreut, deren Gesinnung stolz und hochmütig ist.
Er hat die Mächtigen vom Thron gestürzt und die Geringen emporgehoben.
Den hungrigen hat er die Hände mit Gutem gefüllt, und die reichen hat er mit leeren Händen fortgeschickt. Er hat sich seinen Dieners des Volkes Israel, angenommen,
weil er sich an das erinnerte,
was er unseren Vorfahren zugesagt hatte:
dass er nie aufhören werde,
Abraham und seinen Nachkommen Erbarmen zu erweisen." (Lukas 1,46b -55)

Samstag, 19. Dezember 2015

Streitgespräch Atheismus und traditionelle Religion

Notizen zum ersten Sprecher, der sich nicht als Atheist versteht, sondern als Naturalist. Sogar als "Neuer Humanist": Dr. Michael Schmid-Salomon von der Giordano-Bruno-Stiftung.
Deismus und Agnostiker fühlen sich durch die neuen Atheisten herausgefordert. Er empfindet sich nicht als Atheist, sondern als Naturalist und Humanist. 

Evolutionistischer Humanist: Geht das? Evolutionist ist doch ein Materialist, er erklärt alles aus Materie und ist damit ein Monismus. 

Ein klassischer Humanist glaubt aber, dass es mehr als Material gibt. Sie sind Dualisten, die glauben, dass der Geist wichtiger als die Materie ist. Wie kann er sich als neuer "Humanismus" oder als evolutionistischer Humanist verstehen? Wie kann er einen Dualismus mit einem Monismus zusammen bringen? Der "neue Humanismus" oder evolutionistische Humanist will alle sexuelle Ausrichtungen, "menschliche Tiere" und andre Tiere gleich behandeln. Er spricht dann auch von einem Monismus. D.h. er glaubt an ein Humanismus, der kein Dualismus mehr ist. Wenn der Humanismus nicht mehr Materie und Geist als real existierend versteht, also ein Dualismus ist, wie kann man da von einem monistischen Humanismus sprechen? Einen materialistischen Humanismus? Aber kann ein Materialist ein Humanist sein?  Woran macht er dann seine humanistischen Werte fest?  
Die Realität ist wohl, dass es heute im West-Europa eine immer grössere Zahl von Materialisten gibt. Ich glaube sogar, dass wir alle sehr diesem Monismus angehören. Alles und jedes möchten wir mit der Materie erklären. DAS ist kein Humanismus. Gleichzeitig möchte man aber Werte des Humanismus in diesen Materialismus retten. Und so kreiert man diesen "humanistischen Materialismus" oder wie der Sprecher sagt, materialistischer Humanismus. Getrieben von klaren Vorstellungen, was man als korrekt oder nicht korrekt bezeichnen will, daher kann man sich auch sehr gut gegen die klassischen "Abrahmitischen" Religionen distanzieren. Damit geht natürlich die gleichzeitig proklamierte Offenheit verloren. Und erklärt auch die klare Kritik, gegen Werte, die man nicht teilen will.
-- Sehr interessant.

Danach folgt ein Referat von Prof. Dr. Armin Kreiner, katholischer Theologe aus München.
Er möchte zuerst den Begriff definieren, was man unter Gott versteht. Denn erst wenn der Begriff Gott gelöst wird, kann auch darüber diskutiert werden. Sonst versteht man sich gar nicht.
Anselms Gottesbegriff: Gott sei „das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ (id, quo nihil maius cogitari potest). Er geht auch diesem Gedanken nach. Und dann geht er auch auf die Toleranz ein. Wobei er die Toleranz als Trennung zwischen Oeffentlichkeit und privater Bereich ausleben möchte. D.h. er glaubt, dass die religiöse Ueberzeugung in den privaten Bereich gehört. Da könne man glauben, was man will. Heute werde diskutiert, ob man über religiöse Argumente in der Oeffentlichkeit diskutieren könne. Wenn man dies nicht tue, werde dieser Friede gestört. Diese Störenfriede gebe es im Atheismus und Theismus, welche ihre Meinung missionieren zu wollen. 
Ich vermute, dass es sich hier um ein breites Phänomen im Westen handelt. Allerdings vergisst er, das dies ein sehr neues Phänomen ist. Toleranz verstand man früher - wohl aus protestantischer Sicht - anders. Es war die Möglichkeit öffentlich und frei seinen Glauben auszuleben und für seine Ueberzeugungen zu werben! Frei nach John Milton, dass man die Unwahrheit nicht zensurieren muss, weil die Wahrheit stärker ist. Darum kann und darf man auch nach ihr suchen. Wer Zensur übt, und hier handelt es sich zwangsläufig um eine Zensur, wenn man seine Meinung und seinen Glauben nicht mehr in der Oeffentlichkeit äussern darf, dann wird die Zensur auch die Wahrheit unterdrücken können. Die Postmoderne, welche sowieso nicht mehr an Wahrheit glaubt, empfindet dieses Suchen sowieso nur als störend. Also weg damit. Zu meiner Jugendzeit war es doch völlig normal, dass man kontrovers über Gott und die Welt diskutierte. Heute scheint es immer mehr Teenager-Gerede zu sein. (In meinem Umkreis ist es zum Glück nicht so.)
Herr Prof. Dr. Armin Kreiner geht natürlich auch auf die zugegebene Schwierigkeit ein, die es mit Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen hat. ABER gerade diese Freiheit der Aeusserung und Diskussion hat eine ganz tolle Auswirkung: Es schafft Freiheit! Die Bedingung ist aber, dass man sich - auch wenn man ganz anderer Meinung ist - immer noch als Menschen behandelt und den Respekt und die Würde dem Andersdenkenden beibehält. Es wird dann so ähnlich wie mit den Geschichten über schlechte Nahrungsmittel. Ich war einmal unter Franzosen und berichtete über die Auswirkungen von Problemen bei den verschiedenen Lebensmittel. Damals war auch Tschernobil und die Strahlenschäden ein Thema. Die Franzosen waren völlig bestürzt. Beinahe Panik war zu sehen, weil sie mit diesen Themen nie konfrontiert waren. Auch der Gedanke, dass Belgien drei Kantone macht, war für sie schrecklich. Für sie war es der Untergang eines Staates, wenn Teilregionen mehr Macht bekamen. Wir Schweizer waren es gewohnt, über dieses oder jenes informiert zu sein. Sei es durch die Zeitungen oder weil man es höre (Die Schweiz ist ja klein und beinahe jeder kennt irgend jemand. Und in einem Dorf weiss man auch inoffiziell, wenn eine Firma giftige Abfälle so entsorgt hat, dass es etwas Nervengift im Trinkwasser hat...) Wir nahmen es gelassen und konnten mit den Problemen umgehen. Während die Franzosen eben nicht damit umgehen konnten. So ist es auch, wenn verschiedenste Meinungen aneinander gelangen. Wenn man dazu noch freundschaftlich zusammen etwas unternimmt, sind die Unterschiede kein absolutes Problem mehr. Man lernt damit umzugehen. Gleichzeitig verhindert es die Polarisierung, da man ja miteinander redet und freundschaftlich oder zumindest kameradschaftlich verbunden ist. Die Krönung dieser Art von Toleranz äussert sich dann indem jemand sagen kann: "Ich glaube überhaupt nicht, was Du das sagst. Aber ich kämpfe dafür, dass Du es sagen darfst." Ich habe dem Sinn nach dies als Kind in einer Bonanza-Serie gehört. Und ich finde es heute noch cool. Viel cooler als "Die Macht wird mit Dir sein." Denn darin liegt mehr Freiheit und wertschätzende Liebe zu meinem Nächsten! 
Und ich glaube, es hat auch eine regulierende Wirkung. Wenn jemand in eine Polarisierung abtrifften droht, dann wird ihm der Austausch mit Andersdenkenden, die er schätzt, seine Polarisierung relativieren. Gerade unter Männer gibt es dann bei ernsthaften Grenzüberschreitungen auch einmal ein klares Halt so nicht. Sei es in einem guten Scherz, einem freundschaftlichen Knuff oder "Goht's no!"
Und dann ist es einfach auch für alle das denken weitend, wenn man mal eine andere Sicht der Dinge hört. Das nenne ich dann interessant. Vielleicht rege ich mich auch auf, wenn es etwas ist, dass meine wichtigen Werte angreift. Vielleicht aber hilft es mir auch, zu verstehen, was sonst noch alles abläuft und wie man es auch noch sehen könnte.
Der Theologe geht auch auf Indizien, sogar Beweise, welche auf Gott hindeuten ein.
Atheisten leugnen diese Argumentation, weil die Komplexibilität auch naturalistisch erklärt werden könne. Und wenn es unseres Universum besonders genau abgestimmt ist, so ist unter den unzähligen Universum dies eine Ausnahme und damit erklärbar. Es gibt einfach soviel Universen und nur eines, das unsere nämlich, dass so genau abgestimmt ist. Es gibt Denker, die diesen Glauben als neuester Gott der Atheisten bezeichnen. (Interessant ist auch, dass ja bis heute kein anderes Universum und schon gar nicht unzählige Universen nachgewiesen werden konnten. Es steht ausserhalb unseres Fassbaren, ein anderes Universum nachweisen zu können.)
Schlussendlich wird beim theistischen wie naturalistische etwas angenommen, was man nicht beweisen kann. Der naturalistische Argumentation ist eindrücklich, aber lückenhaft. Zudem ist die Entstehung aus dem Nichts... Eigentlich hat der Naturalist auf die grossen Fragen nur wage Vermutungen vorhanden.
Auf der anderen Seite sieht er das Theodizee Problem als gravierend. Also warum kann Gott eine solche Welt mit diesem Leiden zulassen. (Dieses Problem verdanken wir ja deutschen Theologen, die glaubten, Gott könne nur lieb handeln. Gott sei also ein Art Samichlaus (St. Nikolaus). Die Erklärung des Sündenfalls fällt praktisch weg und der Zorn Gottes auf unsere Pervertion des von Gott gut Geschaffenen nicht anzunehmen. Wenn Gott gut wäre, müsste er doch mit uns "gut" umgehen. Die Bibel erklärt hier eigentlich, dass das Nicht-Eingreifen Gottes ein Akt der Gnade ist: Damit wir noch Zeit haben, umzukehren, unsere Neigung zur Pervertion des Guten einzugestehen und von Jesus Christus seine Vergebungstat akzeptieren und mit der Hilfe des Heiligen Geistes und dieser Vergebung unser Leben neu gestalten. Damit aus allem Misst guter Dünger wird. Die Probleme sind dann für einen solchen Menschen Reifungsprozesse. ABER er braucht natürlich Hilfe, in dieser schweren Welt das alles zu ertragen. Ermutigung nennt das die Bibel.)
Der katholische Theologe denkt, dass Gott gute Gründe haben könnte, eine solche Welt geschaffen zu haben. Aber gerade das behauptet die Bibel ja nicht: Gott hat nicht diese pervertierte Welt erschaffen, sondern eine perfekt gute, in der der Mensch herrschen hätte sollen. Und zwar so herrschen, dass es ein Pflegen und Behüten gewesen wäre. Er war Gott ungehorsam und unterstellte sich der Schlange, die irgendwie der Teufel darstellt. Daher übergab der erste Mann dieser Welt, unserer aller leiblicher Vater, seine von Gott gegebene Autorität über diese Welt dem Teufel. Daher kommen die Probleme. Daher müssen wir auch sterben, wie ja Gott auch gewarnt hat. Das Gott nun kommt und diesen Fluch auf sich nimmt, damit er uns wieder als Kinder Gottes annehmen kann, ist ein erstaunliche Tat Gottes, die von seiner echten Liebe für sündige Menschen zeugt.
Ich staune, dass dies der römisch-katholische Theologe nicht erwähnt.
So kommt er darauf, dass die Beweislage weder für theistische noch atheistische spricht. Für ihn ist interessant, warum sich Gott so verbirgt. 
Er geht interessanten Gedanken nach.
Schön finde ich auch, wie er den Zweifel positives abgewinnt: Was uns Menschen trennt, sinnt unsere Ueberzeugungen. Was uns Menschen verbindet, sind unsere Zweifel. 
Ich finde zwar Ueberzeugungen wichtig. Aber meine Zweifel einzugestehen, hilft sicher in der Wahrheitssuche. Es gibt Ueberzeugungen, die vor lauter Angst vor Zweifeln sehr extrem vorgetragen werden. Atheisten, die ihr Wissen um Gott bekämpfen, indem sie den Glauben an Gott bekämpften. Während es Theisten gibt, die ihre Zweifel verdrängen, die sehr aggressiv auf berechtigte Fragen reagieren.

Dr. Michael Schmid-Salomon geht dann auf religiöse Dialekte ein, die noch die religiösen Worte gebrauchen, aber gar nicht mehr daran glauben. Herr Kreiner gehöre dazu. Feuerbach vor 150 Jahren: Irgendwann wird man das Gegenteil des Christentum als Christentum bezeichnen. Die Selbstsekularisierung beschreibt er interessant. 
Der Gesprächsführer findet es schön, die Empathie des Atheisten (mit Lachen).
Der katholische Theologie meint nun, dass es zu kuschelig wird. Er sei in einem Bereich der Theologie ein Weichei. Und er möchte nicht die Lücken in der Wissenschaft mit Gott erklären. (Was ich vernünftig finde. Naturwissenschaft untersucht ja, wie die Schöpfung funktioniert. ABER sobald man erklären will, wie es entstanden wird, gerät die Naturwissenschaft an ihre Grenzen, weil sie Thesen definiert, die man nicht so eindeutig nachweisen kann und eher ideologisch oder Weltanschuungsfaktoren nachgeht.)
Heute war ein weichgespülter Vortrag des Atheisten. Danach erklärte er, was er an den neuen Atheisten nicht gefällt. U.a. Gottes Wahn, von Dawkins. Das Wurzel allen Uebels soll die Religion sein. Handverlesene Idioten als Christentum und Islam zu präsentieren. Die Fundamentalisten verraten die Vernunft. Die Moderaten verraten die Vernunft und den Glauben. Entweder Du bist ein Trottel, dann kann ich Dich fertig machen. Oder Du bist reflektiert und nicht gläubig.  
Der Atheist erklärt es dann. u.a. negative Theologie gäbe es im englischen Sprachraum kaum.
Freud, Marx, Feuerbach usw. sind seine Helden und setzt es mit Kampf gegen religiöse Ungerechtigkeiten gleich. Danach macht er die Erlösung durch Christus als unvernünftiger als vieles andere: Dümmste Religion. (Laut der Bibel ein logische Situation, weil der Sündenfall unsere menschliche Fähigkeit die Realität unserer Sünde erkennen zu können, besonders die eigene Sündenfähigkeit kann man nicht erkennen. Bei anderen Menschen ist es viel einfacher. Dazu braucht es das Wirken Gottes, des Heiligen Geistes. Man müsste also beten, dass der Heilige Geist ihm das erklärt.)
Herr Kreiner: Weshalb? kann der Naturalismus nie beantworten.

Interessant finde ich die Aussage, dass "fundamentalistische" Theologen nicht bereit wären, an einer solchen Diskussion teilzunehmen. Das kam nicht vom Atheisten. Ist das wahr? Oder nicht der Ausfluss, dass man sich mit diesen Argumenten nicht auseinandersetzen möchten? Herr Schmid hätte jedenfall keine Hemmungen, denke ich. Schade. Das wäre auch interessant.
Professor Lennox glaubt, dass Gott durch die Evolution geschaffen hat. Vermutlich mit Ausnahme des Menschen. Der wäre interessant für eine solche Diskussion. Oder ein Kreationist, der glaubt, dass Gott innert 6 Tagen diese Welt geschaffen hat. Wie erwähnt, Herr Schmid würde ich glaube gerne diskutieren. 

Folgende Schlussgedanken:

Wenn mit evolutionistischer Humanist ein materialistischer Humanist gemeint ist, dann scheint mir das ein Gegensatz. Humanisten sind Dualisten. Sie glauben an die Existenz von Materie und Geist. Neigen - aus biblischer Sicht zu einer Ueberbewertung des Geistlichen, was im Satz zum Ausdruck kommt: Der Geist ist gefangen im Körper. Damit wird der Tod zur Befreiung des Geistes. (im Extremfall). Zudem haben Humanisten ein Problem, die Verbindung zwischen diesen zwei Realitäten zu lokalisieren. 
Während Materialisten ganz anders denken. Sie sind Monisten, d.h. es gibt für sie als Realität nur die Materie. Oestliche Denker, die glauben, dass Materie nur eine Illusion ist  und nur der Geist Realität, sind übrigens auch Monisten. Sie sehen es  einfach umgekehrt wie die Materialisten. Wenn nun Dr. Michael Schmid-Salomon sich als monistischer Humanist sieht, dann kann ich das vernünftig nicht zusammenbringen. Vermutlich meint er, dass er ein Materialist ist, der aber die guten Werte der Humanisten mit trägt. Aber wie will er als Materialist humanistische Werte ein stabiles Fundament geben, wenn er doch nur an die Realität der Materie glaubt?

Dann frage ich mich, was an dieser Diskussion unter Fundamentalismus verstanden wird. Sind  alle jene Theologen, die nicht für eine Sekularisierung der Kirche sind Fundamentalisten? Oder sind alle Theologen, die nicht Agnostiker oder Deisten sind Fundamentalisten? Dies würde bedeuten, dass sie nicht meinen, das Fundamentalisten lieblose und unvernünftige Brutalos sind. 

Interessant. Diese Mal habe ich zum Teil nur notzenhaft Gedanken erfasst.







Theologe Prof. Dr. Armin Kreiner aus München in der Reihe „Streitgespräche über Gott und die Welt“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“