Freitag, 11. September 2015

Gott ist grösser, Gott ist gnädiger Psalm 32

Gott ist grösser, Gott ist gnädiger Psalm 32

Ich lag krank im Bett. Es war Hauskreisabend bei uns zu Hause. Den Abend hatte zum Glück jemand anderes vorbereitet. So lag ich im Bett und hörte wie die lieben Leute kamen. Da hörte ich, wie jener, der das Thema vorbereitet hatte, sagte, wie müde er sei…
Ein anderer hatte so Rückenweh, das er beinahe nicht gekommen wäre. Da geschah das Wunder an diesem Abend: Sie wurden alle gestärkt, währenddem ich als Hauskreisleiter 
krank im Bett lag.

Meine Frau machte den Rahmen des Abends und sie erzählte mir, wie erstaunt sie war. Es wurde ehrlich über Lebenssituationen gesprochen. Und dann kam von Gott die Erfrischung durch sein Wort und auch durch die Lieder. Es wurden Lieder aus der Runde vorgeschlagen, die sie alle tief berührten. Gott ermutigte sie dadurch und gab ihnen Freude. Dies war so schön und vielleicht würden sie es weniger fromm, als ich es hier umschreiben, weil es so lebensnahe war. Es war so real und damit „selbstverständlich“. Natürlich ist es selbstverständlich, wenn Gott wirkt. Jede Sekunde unseres Lebens erhält er uns am Leben. Daher nehmen wir das selbstverständlich. Dabei ist es ein Wunder und ein Wirken Gottes, das wir Leben können. Und auch an diesem Abend: Es war der Heilige Geist, der ihnen diese Ideen zu den Liedern und den Worten gab. Es war Gott der durch die Lieder wirkte.

Meine Frau war tief übe den Abend berührt. Auch das Thema. Und der eben noch müde Redner wurde quick fidel. Es ging um das Thema Visionen. Er begann über Leonardo da Vinci zu sprechen. Er ist wie ich von der Geschichte fasziniert. Wieviele Ideen dieses Genie hatte, die heute für uns selbstverständlich sind. Dann ging er über und ging dem Thema nach, was den Gottes Visionen, Gottes Ideen sind und welches unsere eigenen. Er verband es mit seinem Leben und liess dann auch Gott selber zur Sprache kommen.

Ist Gott nicht gross? Wenn wir das nur nicht wieder vergessen. In diesem Bereich bin ich, sind wir wohl alle sehr vergesslich. Gott ist gross genug, dass er uns in unserer Schwäche gebrauchen kann. Und sogar mich, der ich krank im Bett liege, muss mich daher nicht sorgen. Der Heilige Geist wirkt auch so. Luther soll mal gesagt haben, während er hier ruhig sein Bierchen trinke, geht das Evangelium in die Welt. Ueber das Bierchen trinken kann man natürlich diskutieren. Aber das Wesentliche: Es liegt nicht an unserem Wollen, sondern an Gottes Wollen. Und in diesem Wissen können wir auch einmal entspannt Pause machen oder krank sein. Denn alles hat seine Zeit: Ruhen und Arbeiten. Dies muss auch zu unserem Christsein gehören: Seit Jesus Christus auf der Erde war, sollte jeder Tag ein Sabbat sein, weil Christus den Sabbat erfüllt hat. Alles was wir tun oder nicht tun soll zur Ehre Gottes sein und ein Gottesdienst sein. Natürlich, dies ist erst eine geistliche Realität. Noch ist Arbeit vom Fluch des Erbsünde belastet und wir müssen im Schweisse des Angesichts arbeiten. Und doch haben wir diesen Erbvorschuss als von Gott adoptierte Kinder erhalten.

Der Psalm 32 geht hier noch viel weiter.  David singt hier überzeugend:

„1 Eine Unterweisung. Von David. Wohl dem dessen Missetaat vergeben, dessen Sünde bedeckt ist!
2 Wohl dem Menschen, dem der HERR keine Schuld anrechnet und in dessen Geist keine Falschheit ist!
3. Als ich es verschweigen wollte, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen.“

Auch mit unserer Schuld müssen wir so umgehen, wie wir es mit unseren Sorgen und Müdigkeit tun sollen: Es Gott abgeben. Hier ist von Missetaten die Reden. Ungerechtigkeiten, die wir tun. Je nach unserem Charakter, können dies versteckte Sünden sein, offene Unterdrückung von anderen Menschen, Betrug, Verleumdung, Machtmissbrauch, religiöser Wahn, Selbstüberschätzung und Hochmut. Um nur einige Dinge zu nennen. Dies dürfen wir Gott bringen. Obwohl Jesus Christus zur Zeit von David noch nicht am Kreuz dafür gestorben ist, weiss David, dass Gott dies vergeben kann, weil dieser Christus, dieser Messias der Juden noch kommen wird und dies erfüllen wird. Ganz wichtig dabei ist, dass wir dabei in unserem Geist keine Falschheit haben! Dies bedeutet, dass wir zu unseren Fehlern stehen! Seit dem Sündenfall sind wir versucht zu glauben, wenn niemand unsere Missetaten sieht oder zumindest anspricht, sei es kein Problem. Erst wenn es ans Licht kommt, ist es schlimm. Darauf bauen die Schamgesellschaften auf. Ein idealer Nährboden für Korruption und Ungerechtigkeit. Denn jeder lebt im Geheimen seine Missetaten. Jener, der sie dann lüftet, ist dann der Uebeltäter. In so einem System wird jeder anständige Journalist und Prophet zum Abschaum der Gesellschaft, weil er Licht in die Dunkelheit bringt.

Dabei würden wir von unseren Missetaten, von unseren Sünden erlöst, wenn wir es ins Licht von Gott stellen würden: Jesus Christus hat sogar Freude, wenn wir ihm unsere Sünden bringen! Das klingt in unseren Ohren verrückt. Und es ist natürlich ver-rückt. Unsere Wertvorstellungen werden ver-rückt. Und das ist gut so. Gott liebt uns, als wir seine Feinde waren, als wir Sünder waren. Jesus ist für Sünder gestorben, nicht für Selbstgerechte. Wobei sich Selbstgerecht natürlich betrügen. Mit ihren besten Werken, können sie ihre tiefste Motivation, ihr Innerstes nicht ändern. Das kann nur Gott. Und sogar wenn wir eine geistliche Wiedergeburt erlebt haben, bleiben wir aus unser Kraft Sünder. „Nur“ geistlich hat sich etwas geändert. D.h. Der Dreieinige Gott nimmt nun in unserem Körper Raum und macht aus unserem Körper sein Tempel. Und nun könnte der Heilige Geist in unserem Leben wirken. Aber wie schon Paulus (s. Römer 7 und 8) beschreibt, ist nun der Geist willig (weil der wiedergeboren ist), aber das Fleisch schwach (d.h. unser alter Mensch lebt auch noch). Darum wird nun der Widerstreit zwischen Gut und Böse in einem wiedergeborenen Christen noch stärker, als es vorher war. Aus diesem Dilemma kann nur Jesus retten. Und in diesem Psalm 32 tönt dies David ebenfalls an.

Es  ist auch die einzige Möglichkeit, wie wir als von Gott Gerecht gesprochene nicht hochmütig werden! Wenn wir dieses Bewusstsein verlieren, dass wir Gerechte und Sünder zugleich sind  (s. Luther), dann übernimmt unser alter Mensch und lebt seine Sünde in der Form des religiösen Hochmuts aus. Er überhebt sich über die Ungläubigen, anstelle, dass er Barmherzigkeit übt. Anstelle, dass er die Problematik sieht und aus Liebe zu seinem Nächsten für ihn eintritt und für ihn betet. Wie das konkret aussehen kann, umschreibt Paulus in 1. Korinther 13.

David erlebte, was geschieht, wenn er es „verschwieg“, d.h. als er seine Sünde verdrängen wollte: Er spürte es nicht nur psychisch, sondern auch physisch. Verdrängte Sünde kann uns krank machen: psychisch und physisch. „Als ich es verschweigen wollte, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen.“ (3)

Ich weiss nicht, ob dies für alle Menschen gilt. Vielleicht gibt es Menschen, die ihr Gewissen so abgestumpft haben oder so umprogrammiert haben, dass sie kein schlechtes Gewissen mehr verspüren, wenn sie andere Menschen plagen. Es heisst in der Bibel, dass Gott dann sehr schrecklich handeln kann: Er kann solche Menschen noch zusätzlich verstocken. So werden sie immer stumpfer. Ihre Abgestumpftheit ist selber eine Strafe Gottes für ihr bösartiges Treiben. Und da die Seele eines Menschen unsterblich ist, wird diese selber gemachte Hölle über den Tod hinausgehen. In diesem Sinne ist Davids Verschmachten sogar eine Gnade Gottes. Wir dürfen dankbar sein, wenn wir Probleme haben, unsere Sünden zu verbergen. Denn sie treibt uns dazu, die Sünde zu Gott zu bringen. David schreibt weiter:

„4 Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird – (Pause)
5 Da bekannte ich dir meine Sünde und verhehlte meine Missetat nicht; ich sprach: ‚Ich will dem HERRN meine Uebertretung bekennen!‘ Da vergabst du mir meine Sündenschuld! – (Pause)
6 Darum möge jeder Fromme dich bitten zur Zeit, da es zu erlangen ist; denn bei grosser Wasserflut gelangt man nicht mehr dazu.“ (4-6)

Sogar der grosse König David, der Mann nach dem Herzen Gottes, musste da durch! Er wollte seine Missetat verdrängen. Aber Gott ging ihm nach – Tag und Nacht. Bis er es vor Gott zugab und da vergab Gott ihm! Welch eine Erlösung. Welche Befreiung!
Gleichzeitig warnt David, dass man dieses Bekennen seiner Sünde vor Gott nicht unnötig herauszögern sollte. Denn es gibt auch Lebensumstände, wo wir das nicht mehr können. Grosse Wasserfluten können über unser Leben kommen, wo wir den Himmel nicht mehr sehen können! Das ist ein Bild, das wir nicht vergessen sollen. Tun wir es also sofort. Sofort, wenn uns bewusst wird, dass wir Mist bauen zu Jesus Christus gehen und es ihm sagen. Auch wenn wir zutiefst glauben, damit Jesus zu enttäuschen! Doch das ist nicht wahr! Wir enttäuschen Jesus nicht, wenn wir mit unseren Missetaten zu ihm gehen. Meinen wir denn, Jesus war nicht dabei, als wir sündigten? Natürlich hat ihm das damals weh getan. Aber Gott weiss alles. Und es geht noch weiter: Jesus Christus hat Freude, wenn wir mit unserer Sünde zu ihm gehen. Auf dem Kreuz auf Golgatha hat Jesus dafür bezahlt. Und dort hat es nun Platz. Jesus lädt ein, unsere Sünden dorthin zu bringen, weil er das alles schon bezahlt hat und er uns daher von dieser Last befreien kann! Es steht in der Bibel geschrieben, dass sich der ganze Himmel freut, wenn ein Mensch zu Gott umkehrt. Da herrscht eine riesen Party. Engelschöre singen! Und wenn es bei unserer Bekehrung so ist, so hat Gott ebenso Freude, wenn wir als Christen unsere Sünden ihm bringen. Damit ehren wir Gott! Damit sagen wir, dass er Recht hat! Das wir ihm vertrauen, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. "... naht Euch Gott und so nah er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid!" (Jakobus 4,8)

Darum kann David weiter schreiben:

„7 Du bist mein Schirm, du wollest mich vor Gefahr behüten, mit Rettungsjubel mich umgeben! – (Pause)
8 Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich beraten, mein Auge auf dich (richtend).“ (7+8)

Nun geht es weiter. Nach dem Rettungsjubel und im Bewusstsein vor Gottes Zorn sicher zu sein, ja noch mehr, dass nun Gott selber mein Schutz vor allen Problemen ist, in dieser liebevollen und vertrauten Beziehung will nun Gott selber mich beraten und den Weg zeigen. Nun ist die Allgegenwart Gottes keine angsterfüllte Tatsache mehr, sondern ein Beraten. Ein gütiger und liebevoller Blick Gottes auf mich, mein Tagewerk und mein ganzes Leben. Das Licht Gottes ist kein Problem mehr, sondern das Wort Gottes führt mich nun in Sicherheit und Geborgenheit.

„9 Seid nicht wie Rosse und Maultiere, ohne Verstand, welchen man Zaum und Gebiss anlegen muss, da sie sonst nicht zu dir nahen!“ (9) 

Manchmal muss Gott in seiner Liebe uns wie Rosse oder Maultiere behandeln, weil wir uns sonst ins Unglück stürzten. Aber viel besser ist es, in der eben beschriebenen Liebe Gottes zu leben. Da auf dieser Welt nichts perfekt ist, muss vielleicht Gott hin und wieder uns härter anpacken. Aber wir können sicher sein, dass dies aus Liebe zu uns geschieht, wenn wir seine Kinder sind. Uebrigens müssen Schwierigkeiten nicht immer die Folge von Ungehorsam sein. Das Buch Hiob nimmt das Thema Leid in einem viel breiteren Rahmen auf. Und auch an anderer Stelle wir gesagt, dass es viele andere Gründe gibt. Da ist mal die Charakterbildung, dann ist es so, dass Jesus viel leiden musste, also werden wir als seine Jünger auch nicht darum herum kommen…  Letztendlich ist jedes Leid auf dieser Welt auf den Sündenfall zurückzuführen. Da brach etwas entzwei, dass wir Menschen so wollten. Und leider wollen wir bis heute, in unserem natürlichen Zustand, dies immer noch, weil wir unter den Folgen der Erbsünde leiden. Das führt dazu, dass wir dazu neigen das Gute von Gott zu pervertieren. Und das ist dann das Böse, das uns und andere schadet. Auch darum brauchen wir Weisung, damit wir überhaupt wissen, was richtig und falsch ist und wie wir handeln sollen.

„10 Der Gottlose hat viele Plagen; wer aber dem HERRN vertraut, den wird die Güte umfangen.“ (10) 

Es gibt andere Bibelstellen – auch in den Psalmen – die nehmen das Problem auf, dass es gerade den Ungerechten sehr gut geht. Und ich vermute, Sie haben auch schon die gleiche Erfahrung gemacht. Warum aber steht hier, dass die Gottlosen viele Plagen hätten und jene, die auf den Herrn vertrauen mit viel Güte umfangen werden? David selber war der Gottlosigkeit sehr nahe. Nämlich dann, als er seine Sünde verdrängen wollte. Da erlebte David, was für Qualen das  auslöste. Nun aber erlebte er die Vergebung Gottes. Diese Güte war für ihn sicherlich überwältigend. Und die Güte Gottes ist überwältigend. Wenn hier von Gottlosen die Rede ist, dann können dies sehr wohl auch äusserliche Genossen des Bundes mit Gott sein, so wie es David war. Es können also offizielle Christen sein, die aber wie einst David ihre Sünden verdrängen. Wenn sie darin beharren, könnte sie dies vielleicht zur Selbstgerechtigkeit führen. Mit dieser Selbstgerechtigkeit überheben sie sich über alle anderen Sünder, weil sie nicht mehr wissen können oder wollen, dass sie selber Sünder sind. Damit decken sie vor Gott ihre Sünden nicht mehr auf, weil sie ja glauben ohne Gott gute Werke tun zu können und sich damit ohne Gott gut machen zu können. Das ist natürlich ein Selbstbetrug. Denn vielmehr verstecken sie ihre Sünden und glauben ungestraft von ihnen profitieren zu können. Dieses gottlose Handeln scheint eine lohnende Abkürzung zu sein. Doch sie führt früher oder später ins Verderben. Gott ist oft gnädig. Nun gibt es Sünder, die dann glauben, dass Gott so sei wie er. (so steht es irgendwo in der Bibel!: Gott selber sagt sinngemäss: Und dann glaubst Du, weil ich nicht sofort strafe, sei ich wie Du!) Dabei ist es nur die Gnade Gottes, die ihm noch Zeit gibt, dass er doch noch umkehren soll. Leider führt das dazu, dass auch andere Menschen unter solchen Menschen dann leiden müssen. C.S. Lewis hat in einem Roman mal dazu geschrieben, dass diese Ungerechtigkeit und wie dies auf den anderen Menschen wirkt, eine andere Geschichte ist. Eine Geschichte zwischen diesem Menschen und Gott, dass den anderen in den Details nichts angeht.
Der Schuldige ist für sich selber verantwortlich. Daher tut er gut daran, die Sünde Gott zu bekennen und soweit es möglich ist, auch das Unrecht, was er begannen hat, wieder gut zu machen. Gottes Vergebung ist dabei nicht abhängig, wie weit Versöhnung möglich ist. Es ist aber die Grundlage, damit überhaupt echte Versöhnung möglich ist.

„Freuet euch  des HERRN und seif fröhlich, ihr Gerechten, und jubelt alle, die ihr aufrichtigen Herzens seid!“ (11)

So schliesst dieser Psalm. Echte Freude kommt hier auf. Jubel über Gottes Vergebung und Befreiung von uns selber! Wehe aber dem, der dies in heuchlerischer Art tun will! Gott schenke uns den Willen, dass wir aufrichtig sein wollen. Damit wir uns und andere nicht manipulieren, sondern ehrlich vor Gott treten können. Dann gilt dies alles! Was anfänglich so niederschmetternd wirkte, weil es unsere Selbstgerechtigkeit zerschmettert, wird nun zur Grund unserer Freude! Unserer Freiheit! Unserer Geborgenheit und Sicherheit in Gott dem Allmächtigen. Nun ist der Schöpfer dieses Universums unser Schutzschild! So beginnt Gott zu unserem lieben Vater zu werden, der sich in Jesus Christus offenbart hat.

Gebet
Danke lieber Vater liebst Du mich, so wie ich bin. Du liebst mich als Sünder und hast mich als Sünder berufen, Dein Kind zu werden. Du liebst mich, nicht weil ich mich gut machen kann. Das kann ich eben nicht. Es ist mir wegen angeborener Sündhaftigkeit nicht möglich so rein zu handeln, wie ich müsste. Die besten meiner Werke sind immer noch von einer Spur der Sünde behaftet. Meine tiefsten Motive sind nicht wirklich gut. Ist es Selbstgerechtigkeit, Hochmut, ungesunder Egoismus? Ich erkenne nicht alles. Aber das ist auch nicht nötig. Ich bringe es einfach Dir. Denn Dir darf ich das und noch viel mehr bringen: Mein ganzes Herz. Mein ganzes Sein. Nimm es. Mach es neu. Reinige, was gereinigt werden muss.
Danke, dass Du mir vergibst. Dafür ist Jesus am Kreuz gestorben. Damit ist Deine Gerechtigkeit genüge getan. Jesus hat für meine Sünde bezahlt. Die heutigen Sünden, die vergangenen und zukünftigen Sünden sind bezahlt.
Nach der Vergebung hast Du mich mit Gott versöhnt und ich stehe nicht mehr unter dem gerechten Zorn Gottes. Du hast mich im höchsten Gericht gerecht gesprochen (Rechtfertigung: Versöhnt, begnadigt und angenommen). Und noch mehr, Du Gott Vater hast mich nun als Dein Kind adoptiert. So wie Du Jesus liebst, liebst Du nun mich. So wie Jesus ohne Dich nichts tun kann, kann ich nichts ohne Dich tun. Und wenn ich Dich ehre und Dir diene und nur Deine Ehre suche, wie es Jesus tut (aber ich wohl nie in dieser Art auf dieser Erde tun kann), wirst Du mich ehren (1), wie Du Jesus ehrst. Das ist beinahe zuviel der Ehre und Liebe. Doch ich brauche sie. Ich brauche noch viel mehr Dich, mein lieber Gott und Vater!
Amen

Anhang
(1)    25 Wer seine Seele liebt, der wird sie verlieren, wer aber seine Seele in dieser Welt hasst, wird sie zum ewigen Leben bewahren.
26 Wenn jemand mir dienen will, so folge er mir nach, und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein; und wenn jemand mir dient, so wird ihn mein Vater ehren.“ (Johannes 12,25+26)

Der Vers 25 ist ein scheinbarer Wiederspruch, der zum Denken anregen soll. Dieser paradoxe Vers ist im Gegensatz zu einer Antinomie auflösbar. Hier ein Versuch der Auflösung:
Wenn ich nur mein von Sünde durchtränktes Leben leben will – dabei spielt es keine Rolle ob ich eine religiöses oder unreligiöses Leben lebe - , werde ich meine Seele, also meine Persönlichkeit verlieren. Oder anders ausgedrückt: Wenn meine Persönlichkeit das  Wesen der  gefallenen Welt liebt, werde ich trotz allen Erfolgen meine Persönlichkeit, mein wirkliches Leben an die in Sünde gefallene Welt verlieren. Wenn ich aber meine Persönlichkeit und meine Bedürfnisse nicht durch diese gefallene Welt stillen möchte, sondern durch Jesus Christus bei Gott meinem Vater, dann werde ich zu einem wertschätzenden ewigen Leben bewahrt. Das beinhaltet auch Widerspruch, Unverständnis und unter Umständen sogar Hass von der Welt zu erleben. Dieses „Hassen“ meiner Seele in der Welt ist nicht schön. Aber eine logische Folge. Die Dunkelheit verträgt das Licht nicht. Darum wurde ein grosser Prophet wie Johannes der Täufer geköpft. Und erst Jesus Christus. Man wollte ihn zum König machen und im nächsten Moment kreuzigte man ihn. Zuviel Wahrheit verträgt die gefallene Welt nicht.

Hier geht es um das gleiche, wie wenn Jesus sagt: „Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden!“ (Matthäus 10,39)

Interessant ist nun, dass es in der Geschichte auch Menschen gab, die zwar nicht bekehrt waren, aber doch vernünftig genug, das Gute zu unterstützen. C. S. Lewis zum Beispiel beschreibt in einer seiner Since Fiction, wie bei den Christen ein sehr rational Denkender Nicht-Christ war. Er war für die Gruppe ein wichtiger Mahner, indem er alles sehr objektiv hinterfragen konnte. C. S. Lewis hat selber solche Menschen erlebt. Vielleicht gibt es manchmal einen Punkt – so auch in dieser Geschichte – wo man gegen diese Vernunft und dafür Gott mehr trauen muss. Aber in aller Regel sind solche Menschen bereichernd und helfen uns unsere toten Punkte zu entdecken. Gerade in der angelsächsischen Kultur hat sich eine solche Tradition verfestigt. Oder es gab sie zumindest früher. In der heutigen Zeit rütteln extreme Atheisten daran. So war zum Beispiel George Whitefield sehr erstaunt, das führende Philosophen seiner Zeit, die nicht bekehrt waren, seine Predigt interessant fanden. Hatte er doch auch schon anderes erlebt… wie zum Beispiel verschlossene Kirchentüren, Steine die flogen usw.
Oder einer seiner besten Freunde war Benjamin Franklin, ein Freidenker. Es war dieser Franklin, der Voltaire zu den Freimauern brachte. Hier finden wir eine sehr interessante Haltung der Toleranz, die sich sogar fruchtbar für die Gesellschaft auswirkte. Whitefield konnte damit umgehen, dass sich Franklin nicht bekehrte. Denn trotz aller Redekunst wusste Whitefield, dass es der Heilige Geist ist, der die Worte der Predigt benutzt, damit eine geistliche Wiedergeburt beim Hörer möglich wird. Das kann man nicht menschlich erzwingen. Man kann nur dafür beten. Es ist Gnade, wenn der Heilige Geist in uns dieses Wunder getan hat – und in keiner Weise unser Werk. Und als Gottes Kinder dürfen wir uns hier nicht zu Gott aufspielen und über etwas urteilen, was uns zu hoch ist. Aber es darf uns leid sein, um diese Menschen und wie schon gesagt, wenn wir etwas Liebe von Gott haben, auch für sie beten. Da wir aus Gnade errettet sind, sind wir kein bisschen besser, als jene, die nicht an die Vergebung von Jesus glauben können.
Ich weiss nicht, wie Jesus mit solchen Menschen umgeht. Ich bin aber froh, dass es solche vernünftige Menschen gibt. Denn es gibt auch andere, die Jesus Christus hassen und das merken wir Christen dann logischerweise auch. Da müssen wir manchmal nicht das scheinbar Ideale für uns machen, sondern auch ein Wagnis eingehen. Uns bloss stellen lassen. Während meiner kaufmännischen Lehre bekam ich für einen Aufsatz im Deutschunterricht eine schlechtere Note als es korrekt gewesen wäre. Der Lehrer erklärte ganz offen, ich habe das Problem des Alterns gut dargestellt, aber dass ich die Lösung in Jesus sah, sei notenmindernd gewesen. Andere werden nicht nur psychisch verfolgt, sondern auch wirklich physisch. In unserer Zeit soll es die grössten Christenverfolgung aller Zeiten geben. Ganze multikulturelle Landstriche drohen zerstört zu werden. Das ehemals christlich geprägte Westeuropa stört dies nicht wesentlich… Was auch viel über uns aussagt.

In dem allem sollen wir Jesus dienen. Und dann steht da, wird uns Gott ehren. Das war mir bis vor kurzem nicht bewusst. Auch in diesem Bereich werden wir als Gottes Kinder an die Gottes-Kindschaft von Jesus Christus herangeführt. Wir werden also wirklich in die wertschätzende Liebe der Dreieinigkeit, der Perichorese aufgenommen! Hier liebt und ehrt immer der eine den anderen. Der Heilige Geist ehrt Gott den Vater und Gott den Sohn. Der Sohn ehrt Gott den Vater und Gott den Heiligen Geist usw. Diese Liebe Gottes ist ebenso ewig und mächtig, wie Gottes Allmacht, weil Gott schon immer Dreieinig war!
Dafür kann ich Gott anbeten. Was für eine Ehre! Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Aber dieses Geschenk Gottes übertrifft das noch! Freiwillig, Gott hätte es nicht nötig gehabt, weil er in seiner Dreieinigkeit glücklich war, machte er Menschen zu seinem Ebenbild. Und nun verbindet er sein Glück – wieder völlig frei – mit uns Menschen. Dabei nimmt er soviel auf sich. Er lässt sich sogar von uns Menschen auslachen, auspeitschen und kreuzigen. Viel schlimmer kann man sich kaum gegen das Gute wehren, wie wir es getan haben. Auf der einen Seite zeigt uns dies, wie tief wir als Menschen in Sünde gefallen sind und was für eine Verantwortung wir zu tragen haben. Auf der anderen Seite zeigt es auch, dass Gott dadurch sich für uns aufopferte. Für ihn, als er am Kreuz hing, war es noch viel schlimmer, als es für uns wäre. Weil Jesus Gott ist und noch nie in Gottesferne gelebt hat. Und nun leidet er und erlebt sogar Gottesferne und Tod. Er, der das Leben ist, stirbt.

Wir können die Dimension nur erahnen! Gott, der transzendent ist wird ein Mensch. Nur schon das ist erstaunlich und hätte wohl kein Engel erwartet. So gibt es auch religiöse Menschen, die nur schon das für unmöglich halten. Sie glauben, dass Gott zu gross und mächtig ist, als dass er sich zu uns herunter begiebt. Als der Westen sich noch intellektuell mit Andersdenkenden beschäftigte, fand man darauf eine Antwort: Gott ist frei zu tun, was er will. Er kann nur nicht sündigen. Und als Jesus war Gott immer noch sündlos! Somit konnte er es tun. Auch wenn wir mit unserem menschlichen Verstand dies kaum fassen können. Aber gerade  das gehört wohl auch zum lebendigen Gott, dass er grösser ist als unser Verstand. So muss es auch sein, denn er ist ja der Schöpfer unseres Verstandes und nicht er der Schöpfer unseres Verstandes.

Durch das Leben und Sterben von Jesus Christus kann uns Gott vergeben, weil nun durch dieses Opfer von Jesus Christus meine Sünde bezahlt ist. Nun kann Gott uns mit sich versöhnen. Gott muss nicht mehr wegen unserer Bösartigkeit auf uns zornig sein. Gott kann uns in seinem Gericht nun ganz offiziell gerecht sprechen. Und noch mehr: Nun kann er uns als seine Kinder adoptieren!

Im alten Rom hatte man Erwachsene Kinder adoptiert, wenn man selber keine Kinder hatte. Dazu nahm man nur die Besten der Besten, damit sie dem Familiennamen Ehre erwiesen. Gott der Vater im Himmel nimmt nun aber Sünder an: die Schlimmen werden adoptiert! Das ist ein Wunder. Danke Herr.

Und jeder, der so adoptiert wurde, muss natürlich nun lernen, wie ein Kind Gottes zu leben. Dazu ist Jesus ein Vorbild. Es ist leider auch eine Tatsache, dass dies nicht so einfach ist. Es ist ein lebenslanger Prozess, der mit unserem Tod oder der Wiederkunft Christi erfüllt wird. Dann, wenn wir verherrlicht werden. Dann, wenn wir einen neuen Auferstehungs-Körper erhalten. Dann wenn wir nicht nur mit dem Geist, sondern auch mit dem Fleisch das Gute wollen. Dann wird alles erfüllt, was jetzt geistlich bereits in Christus angebrochen ist. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen