Freitag, 29. August 2014

Levitikus

Ich habe soeben das 3. Buch Mose fertig gelesen, was auch Levitikus genannt wird. Auf Hebräisch wird es  ויקרא (= Und er rief) genannt. Anfänglich wirkte es nicht sehr interessant, bis ich begann gewisse Zusammenhänge zu begreifen. Zudem überkam mich auch eine gewisse Ehrfurcht: Das ist die Forderung des Gesetzes. Das ist die Stimme der Gerechtigkeit. Gott hat sich sicherlich etwas gedacht, dies so früh in der Bibel schreiben zu lassen: Damit wir seine Gnade nicht als billige Gnade verstehen. Wie schnell würden wir sonst glauben, dass es sich bei Gott um einen lieben alten Papi handelt, denn man einfach für unsere krummen Wege um den Finger wickeln kann.

Wirkliche Gnade ist die Begnadigung vor der Forderung des Gesetzes. Wenn jemand zum Beispiel seine gerechtfertigte Strafe nicht im Gefängnis absitzen muss. Damit ist Gnade, wenn Gott nicht nach seiner Gerechtigkeit handelt. Aber dass kann er nicht. Gott kann nicht gegen sein Wesen handeln: Er ist Gerecht und voll Liebe. Somit scheint nach unserer menschlichen Logik Gott ein Problem zwischen seiner Gerechtigkeit und Liebe, die sich in seiner Gnade ausdrückt, zu haben. Wir wissen es, wie er dies Auflöste. Letztendlich starb Gott selber für unsere Ungerechtigkeit. Denn wir können seit dem Sündenfall nie aus eigener Kraft seine Heiligkeit erreichen.

Bereits im 3. Mose werden von Gott Lösungsansätze gezeigt. Es werden Tier- und Brotopfer gezeigt, welche unsere Sünden stellvertretend tragen. In Christus werden diese Blutopfer, die hier beschrieben werden, erfüllt. Bereits vor dem 3. Buch Mose sehen wir Gottes Gnade. Und auch ein wenig im 3. Buch Mose:

"Werden sie aber ihre und ihrer Väter Missetat bekennen samt ihrer Uebertretung, womit sie sich an mir vergriffen haben und mir trotzig begegnet sind, weswegen auch ich ihnen widerstand und sie in ihrer Feinde Land brachte; und wird sich alsdann ihr unbeschnittenes Herz demütigen, so dass sie dann ihre schuld Büssen, so will ich gedenken an meinen Bund mit Jakob und an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham, und will des Landes gedenken,. Aber das Land wird von ihnen verlassen sein und seine Sabbate geniessen, indem es um ihretwillen wüste liegt, und sie werden ihre Schuld büssen, darum und deswegen, weil sie meine Rechte verachtet und ihre Seele meine Satzungen verabscheut hat. jedoch, wenn sie gleich in der feinde Land sein werden, so will ich sie nicht gar verwerfen und sie nicht also verabscheuen, dass ich sie gar aufreibe oder meinen Bund mit ihren breche; denn ich , der HERR, bin ihr Gott. Und ich will für sie an meinen ersten Bund gedenken, als ich sie aus Aegypten führte vor dem Augen der Heiden, dass ich ihr Gott wäre, ich, der HERR." (3. Mose 26,40-46)

Etwas Positives springt mir gerade in die Augen: Das Land wird Sabbate geniessen. Ansonsten klingt es trotz der enthaltenen Gnade noch hart. Allerdings scheint es aus Gottes Sicht umgekehrt zu sein: Die Gläubigen sind hart gegenüber Gott: Der Begriff unbeschnittes Herz meint ein unbekehrtes, nicht wiedergeborenes hartes Herz, dass kein Mitgefühl mit Gott und seinem Nächsten zeigt. Aber auch in dieser Situation wird Gott an seinem Bund festhalten, wenn sie Busse tun. Aber gewisse Folgen des Unrechts müssen sie trotzdem tragen. Und wenn ich sie meine, dürfen wir nicht einfach an Juden denken, denen es natürlich als erste geschrieben wurde. Wenn wir aber wirklich Christen sind, dann sind wir in diesen Stamm eingepfropft, wie Paulus im Römerbrief beschreibt und dann gilt dass auch für uns Christen. Wer sündigt, tut sich, anderen und Gott weh. In 3. Mose 26,25 spricht Gott sogar davon, dass er darum eine Bundesrache ausüben wird. Die schweizerische Eidgenossenschaft begründet sich auf einen Bund mit Gott. Ich weiss nicht, ob wir uns da alle über unsere Verantwortung bewusst sind? Hier zwei einfache Prinzipien, welche Bundesgenossen Gottes einhalten sollten:
1. Für alle soll das gleiche Recht gelten soll (3. Mo 24,22). Machen wir das?
2. Laut 3. Mo 24,20 gilt Auge und Auge, Zahn und Zahn, d.h. wenn Unrecht geschieht, urteilen wir verhältnismässig? Diese Gebot ist zum Beispiel schon verletzt, wenn wir einen Politiker der menschlichen Würde absprechen, weil er einen Fehler gemacht hat. Die Verhältnismässigkeit kann in Wut und auch unter berechtigter Wut durch ernsthaftes Unrecht verletzt werden, indem wir einfach zu heftig - eben unverhältnismässig - reagieren.

Sehr minutiös werden im 3. Mose viele weitere Regeln aufgestellt. Zugleich wird deren Bestrafung und auch Sühnemöglichkeit im "Alten" Bund aufgezeigt. Und wenn wir nun etwas nachdenken, werden wir merken, dass dies selber auch wieder eine Form der Gnade ist. Hier werden zum Teil Opfer festgelegt: Tiere oder auch Brot, die unsere Strafe übernehmen. Im 4. Mose wird von einer fehlerlosen roten Kuh gesprochen, die geopfert wird und mit deren Asche ein Reinigungswasser gemacht wird. Damit wurde die Kuh stellvertretend für unsere Sünden geopfert. (4. Mo 19,2-10). Wie bereits erwähnt hat dies Jesus Christus alles erfüllt:
"Als aber Christus kam als ein Hohepriester der zukünftigen Heilsgüter, ist er durch das grössere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heisst nicht von dieser Schöpfung ist, auch nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung bewirkt. Denn wenn das Blut von Steiern und Böcken und die Besprechung mit der Asche der jungen Kuh (Hier ist die rote Kuh in 4. Mo gemeint.) die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches, wieviel mehr wird das Blut des Christus , der sich selbst durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt. Darum ist er auch..." (Hebräer 9,11 ff)

In Hebräer 10,4 wird dann sogar gesagt: "Denn unmöglich kann das Blut von stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen!" Das musste Jesus Christus tun. Und damit hat Jesus auch die Opfer im 3. Mose erfüllt. Daher können wir auch jederzeit zu Jesus Christus gehen. Denn sein Opfer hat alles erfüllt, damit wir Zugang zum Heiligtum Gottes haben. Denn geistlich gesehen reinigt und sein Blut, wie es einst die Besprengung mit Blut von Tieren es die Priester einst symbolisch aufzeigten. Darum können wir voller Sünde, voller böser Gedanken zu Jesus Christus gehen und es ihm abgeben. Ja wir können gar nicht anders als als Sünder zu Jesus gehen. Alles andere wäre Selbstüberschätzung und Hochmut. Vor gar nicht langer Zeit habe ich in einer evangelischen Predigt gehört, man könne nur mit einem reinen Herzen zu Jesus gehen. Ich war schockiert. Dann könnte ich nie zu Jesus gehen! Vielleicht meinte er, dass wir nur mit reinem Herzen zu Gott dem Vater gehen können. Oder das wir nur mit reinem Herzen ins Heiligtum gehen können. Das ist wahr. Aber wir können uns unmöglich selber reinigen. Wenn das möglich wäre, hätte Jesus nicht am Kreuz sterben müssen! Auch die Opfertiere im 3. Mose hätte es nicht gebraucht. Denn selbst diese sind ein Zeugnis der Gnade Gottes: Wir Menschen können es nicht selber, darum hat man die Schuld auf die Tiere übertragen, die dafür geopfert werden mussten (1). Das war letztendlich keine Selbsterlösung, sondern ein unverdientes Geschenk. Und letztendlich war es eine Vorbereitung auch Christus hin, damit wir besser verstehen können, was denn Jesus für uns getan hat. Ohne die Heldentat von Jesus Christus, könnten wir nie zum Vater. Denn Gott ist wirklich gerecht. Zu Jesus Christus - unserem Verteidiger und Fürsprecher - können wir IMMER gehen. Und sein Blut spricht uns rein. Das ist die Frohe Botschaft, d.h. das EVANGELIUM. Darum dürfen wir fröhliche Sünder sein. Wir bitten täglich um Vergebung und wissen, dass uns Gott versprochen hat, in Christus ist uns alles vergeben. So können wir dann zu Gott dem Vater Abba, d.h. lieber Vater, lieber Papi sagen. Gerade auch im Hebräerbrief wird darauf aufmerksam gemacht, dass dies viel besser ist, als im "alten" Bund (ich schreibe alt in " ", weil in einem gewissen Sinne handelt es sich um den gleichen Bund. Er war wie die anderen Bündnisse, welche im Alten Testament beschrieben werden, eine Vorbereitung, ein von Gott daraufhin arbeiten auf die Erfüllung dieser Bündnisse in Christus.):

"Uns so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach:"Ich bin erschrocken und zittere!" - sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das besseres redet als (das Blut) Abels." (Hebräer 12,21-24)

Bei Christus müssen wir nicht mehr Angst haben. In ihm wird alles gut. Doch wir dürfen diese überfliessende Gnade auch nicht zu einer billigen Gnade werden lassen, indem wir alles verniedlichen: Jesus hat wirklich gelitten. Und auch Gott der Vater hat wirklich gelitten. Das war nicht ein theoretisches Spiel, sondern eine todernste Tragik: Gott selber übernahm unsere Sünden. Er erniedrigte sich von all seiner Herrlichkeit und liess sich von seiner Schöpfung beschimpfen. Und noch schlimmer, die eigene Kirche, sein eigenes Volk verurteilte Gott, den einzig vollkommene Mensch Jesus Christus zum Tode! So blind können wir Menschen sein. Wir sind seit dem Sündenfall fähig Böses zu tun und uns noch einzubilden, wir täten Gutes. Dies geschieht auch heute. Wieviel Gräuel werden im Namen Gottes getan? Jesus hat dies uns schon lange mit seinem Leben vorgeführt. Jedes Mobbingopfer, jedes Terroropfer und in einem gewissen Sinne auch die Täter bestätigen diese Tatsache. Es zeigt ein wenig, zu was wir Menschen seit dem Sündenfall fähig sind: Wir pervertieren alles Gute. (2) Darum ist es auch so schwer wirklich Gutes zu tun. Eigentlich können wir es in dieser Zwischenzeit gar nicht - nicht mal als Christen. Wenn wir aber alles - auch unsere besten Taten - Jesus hinlegen - so heiligt er es und wird es gut machen. In dieser Haltung in Christus, wird mein unvollkommenes Sein und Tun geheiligt, denn wir wissen ja nicht einmal, wie man richtig beten soll. Geschweige denn, wie wir richtig leben sollen. (Römerbrief 8,26-28)

In Christus kommen wir zur Ruhe. In Christus wird alles Gut. Da werden wir erkennen, dass wir nicht leisten müssen, um wertvoll und geliebt und uns sicher fühlen zu müssen. Dort ist einfach Annahme, Wertschätzung und Heilung für unsere Seele. Auch wenn wir noch in dieser Zwischenzeit leben, wo man noch nicht wirklich erkennt, was wir einmal sein werden, so erleben wir doch kleine Vorschüsse, die uns helfen durchzuhalten, bis Jesus Christus wieder kommt:

Danke Herr Jesus Christus! Hilfst Du durch alle Enttäuschungen dieser Welt. Es tut so weh, wenn Träume zerbrechen. Wenn Menschen und sogar Christen enttäuschen. Oder wenn wir über uns selber so enttäuscht sind! Danke ist das aber nicht die ganze Wahrheit. Die Enttäuschung ist auch eine Befreiung von Täuschung! Eine Ent-Täuschung über andere und uns selber, die uns Deiner Gnade und Barmherzigkeit bewusster macht! Wieviel mehr bist Du mein lieber Heiland! Wieviel besser und lieber bist!!!! Du bist der Fels in der Brandung und im Sturm. Auf Dich alleine ist verlass. Wenn niemand zu mir hält. Du bist da! Mein Retter und mein Erlöser! Und Du liebst mich, ob ich Erfolg oder Misserfolg habe. Du hast Freude über mich, weil ich Dein Kind bin.

Herr Jesus Christus, hilf, dass ich in diesem Bewusstsein leben kann. Vergib, das Viele, was ich falsch mache. Und danke Herr, wird das alles Gut bei Dir.

Und hilf auch anderen Menschen, dass sie Deine Ruhe finden. Jenen Weg, der Christus heisst und in die gute Ewigkeit führt. Befreit von Täuschungen!!!

AMEN

Anhang
(1) Für Tierschützer mag dies schlimm tönen. Vermutlich ist dies eine Urerinnerung an das Paradies, als es noch kein Tod gab. Damals assen die Menschen noch keine Tiere. Tier und Mensch lebte in Harmonie zusammen. Sogar noch nach dem Sündenfall vergeht einige Zeit, bis wir Menschen von Gott offiziell die Erlaubnis erhielten, Tiere zu essen (1. Mose 9,3: Hier noch ohne Einschränkung in reine und unreine Tiere). Allerdings wurden schon früher Tiere geopfert. Bereits Abel brachte ein Tieropfer (1. Mose 4,4)
Tieropfer sind also auch eine Folge des Sündenfalls: Gott hatte Adam gewarnt, er würde sterben. Und mit ihm kam auch der Tod auf die Tiere. Dieser schlimmste aller Einschnitte hat nicht nur uns Menschen getroffen, sondern auch die übrige Schöpfung. Darum schreibt Paulus in Römerbrief 8,19:
"Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei. Die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin,  dass auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt, und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.
Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eien Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht?" (Römerbrief 8,19-24)

(2) Damit meine ich nicht, dass wir die schlimmsten aller möglichen Erden haben. Denn zum Glück lebt niemand seine ganze Bösartigkeit aus. Es macht einen wesentlichen Unterschied hier aus, ob wir weniger oder etwas noch weniger unsere Bösartigkeit ausleben und ob wir etwas oder etwas mehr Gutes tun. Aber in Licht der Heiligkeit Gottes reicht dies nicht aus, um in seine gute Ewigkeit zu gelangen. Dieses etwas Gute verunreinigt immer noch Gottes Gutes. Darum muss Gott selber uns ändern. Unsere tiefste Motivation. Hier auf dieser Welt geschieht dies schon - wenn wir uns zu Gott bekehren. Dann wird alles neu. Und doch ist auch das Alte noch da. Uns so sind auch wir Wiedergeborenen nicht besser als jeder andere Mensch. Jederzeit fähig, unsere Bösartigkeit ausleben zu können, sollen wir uns also in Acht nehmen. Nicht damit wir von Gott geliebt werden. Wenn wir uns bekehrt haben, dann war dies selber Gottes Gnade und der Beweis seiner Liebe zu uns. Nein. Kein Leistungsdenken. Sondern damit wir mit Gottes Hilfe ein gutes Leben führen können. Damit wir uns nicht selber weh tun und andere sowie unsern lieben Vater im Himmel. Aber da sind wir jede Stunde auf die Gnade Gottes angewiesen. Gleichzeitig dürfen wir auch fröhlich sein: Denn wir sind in der ganzen Komplexität auch frei, auch wenn wir noch an so vieles gebunden sind. (s. auch Römerbrief 8,19-24, zitiert unter (1).

Freitag, 8. August 2014

Jüdische Hochzeit

Himmlische Lust & koscherer Sex:Was Sie schon immer über Liebe und Ehe bei den Juden wissen wollten


Diese interessante Sendung über eine jüdische Hochzeit ist sehr beeindruckend.

Der Rabbiner erklärt, dass die Sexualität vor dem Sündenfall schon von Gott geschenkt wurde. Das lasse ein besonderes Licht darauf fallen. 

Ich vertrete die gleiche Meinung und fühle mich in meiner bisherigen Auslegung der Bibel bestätigt. Interessant ist, dass sich bei uns im Christentum, zumindest zum Teil, eine andere Meinung eingeschlichen hat, die nicht aus der Bibel abzuleiten ist. Bereits Paulus - als er Christ geworden ist - musste sich gegen solche Irrungen wehren... Die Sexualität ist auch nicht nur zum Kinderbekommen gedacht, sondern dass sich Ehemann und Ehefrau sehr nahe kommen, aneinander Freude haben, nonverbal Kommunizieren und etwas körperlich ausdrücken, dass tief in die Seele geht: Eine ganz besondere Einheit. In der Psychologie redet man von der Eheperson.

Interessant ist auch die jüdische Definition für Kosherer-Sex. 
Irgendwo muss ich von Johannes Calvin gelesen haben, dass er meinte, dass Sexualität in der Ehe heilig ist. Im Judentum wurde dies - laut diesem Film - sehr viel genauer definiert. Mir gefällt die freiere Art besser.

Der Film hat mich tief berührt. Besonders am Schluss, als die drei wichtigsten Frauen für den Ehemann sieben Mal um ihn liefen: Seiner Schwieger-Mutter, gefolgt von seiner Braut und seiner Mutter.

PS: "Ich glaube viele wünschen sich einen treuen Partner in einer Ehe, der ihn versteht und zu ihm hält. Leider leben wir in einer gefallenen Welt (Sündenfall) und es ist nicht mehr ganz so einfach. Man sieht alleine in diesen jüdischen Traditionen, wie diese Traditionen zu einer solchen treuen Leben helfen können. Luther hat dazu noch ein gutes Rezept (ein sehr allgemeines Rezept) gegeben, wie wir mit unseren Neigungen umgehen können:

"Du kannst nicht verhindern, dass Vögel über deinem Kopf fliegen, aber du kannst sie dran hindern, dass sie auf deinem Kopf ein Nest  bauen."

Interessant zu diesem Thema ist auch die ultraorthodoxe Variante, welche im 
Bericht: 

Mein neues Leben in Jerusalem - Eine Deutsche unter orthodoxen Juden

gezeigt wird: 

Was mich sehr beeindruckt hat: Es gibt also eine Lebensform, wo der Mann die grösste Zeit im Studium verbringen kann und trotzdem eine liebe Frau und viele Kinder haben kann ... Ich beneide ein wenig diese ultraorthodoxe Männer. Meine Frau meinte zwar, dass ich mich aber nicht "nur" auf das Studium der Bibel beschränkten würde  ... Da hat sie recht. Wie hiess es doch früher: In der Bibel studiert man Gottes Wort, in der Natur die Schöpfung Gottes. Und letztendlich ist sogar das Arbeiten ein Gottesdienst - oder sollte es seit dem Kommen Jesus zumindest sein (Allerdings gilt wohl auch hier das "jetzt schon und noch nicht", also ein Spannung in dieser Zwischenwelt. Der Himmel ist schon da, aber das Alte ist auch nicht ganz abgetan. 
Zumindest der Gedanke soviel Zeit zu haben, um zu denken, zu lesen, zu lernen (und dies auch in fröhlicher Gemeinschaft), zu diskutieren ...- Ist schon faszinierend. 

Interessant sind auch die Eltern der Familie, die sich ganz bewusst für dieses ultraorthodoxes Leben entschieden haben. Sie leben verhältnismässig frei, trotz dieser vielen Geboten (Die übrigens nicht alle in der Bibel stehen. Da gibt es Auslegungen und zusätzliche jüdische Schriften. Ich vermute, dass das Judentum um die eigentliche Gebote Gottes noch einen weiteren Zaun gemacht hat, so dass man sicher nicht die eigentlichen Gebote übertritt. Aber ob dies Gott genau so gemeint hat?) 

Auf jedenfall ist dieses ultrorthodoxe Leben, wie es die Eltern verstehen, sicherlich eine bewusste Art, sich vom Materialismus zu befreien. Bei einem Sohn jedoch glaubte ich Aengste zu hören, dass er diesen ultraorthodoxen Weg verlassen könnte. Dies könnte ihn - ganz im Gegensatz zu seinen Eltern - sich sehr stark zurückziehen und vielleicht hart werden lassen, gegen andere Lebensmuster. Im Film selber ist er sehr symphatisch - und wie gesagt - ich beneide ihn ein wenig, dass er soviel Zeit zum Studium hat + mit seiner lieben Frau ein so liebes Kind haben darf.

Auf der anderen Seite finde ich es originell, wie sie mit gewissen Versuchungen unserer Zeit umgehen: Ein koscheres Natel zum Beispiel, ist ein Natel, mit dem man nicht ins Internet gehen kann.

Es nehme mich wunder, wie diese Lebensform die Feministinnen beurteilen. Denn eigentlich wird bei ihnen die Frau besser auf das Leben hier auf der Erde und für die Arbeit vorbereitet als die Männer. Ueberhaupt ist das ganze irgendwie eine ganz andere Art zu leben, als ich es je gehört oder gesehen habe. Faszinierend. Und auch hier sieht man, dass es Menschen sind, die lieb zu einander sind - in einer ganz anderen Welt. Und doch ist sie mir als Christ nicht ganz fremd. Einfach überraschend anders. 

Was mich ebenfalls beeindruckt hat, ist die Freude der Mutter (oder muss ich sagen der Grossmutter) an der Familie, am Zusammensein und an jedem einzelnen Kind. Da wird die Grösse der Wohnung zweitrangig. Dafür hilft der Vater beim Zusammenbau des Ehebettes. Und die Grossmutter (die gar nicht wie eine Grossmutter wirkt, sondern eben wie eine Mutter) blüht in diesem Umfeld auf und ist mehr als zufrieden: Für sie sind die Kinder ihr Erfolg. Nun könnte man natürlich fragen, ob sie den Materialismus aufgegeben haben, aber nicht das Leistungsdenken?

Und nochmals: Die Zeit zum studieren, welche die Männer haben, dass ist schon beeindruckend...

Natürlich gibt es auch so Menschen, die Zeit zum Denken hatten: C. S. Lewis als Oxford Professor zum Beispiel. Aber er gehört zu einer kleinen Schar von Studierten, die dies professionell "zugesprochen" wurde. (Obwohl er natürlich schon als Kind Altgriechisch lernte und die alten Sagen verschlang und daher aus einem gewaltigen Reichtum an Literatur aus vielen Jahrhunderten schöpfen konnte.). Auch von Jonathan Edwards habe ich gelesen, dass er sich die Zeit zum Studium herausnahm. Er war Prediger in einer puritanischen Gemeinde in den nordamerikanischen Kolonien, ich glaube in Neu England. Vermutlich war er einer der wichtigsten Denker seiner Zeit, wenn nicht der Gelehrteste in Nordamerika. Jemand meinte zwar, es wäre noch mehr möglich gewesen, wenn er kein Calvinist gewesen wäre. Aber diese Historikerin vergisst vermutlich, dass seine Gelehrsamkeit viel mit seinem Glauben und seiner Weltvorstellung zu tun hatte: Sie war der Ausdruck seines Glaubens, die viel positiver daher kam, als heutige Evangelikale mit ihrem Dispensationalismus. Er verschaffte sich die Studierzeit, indem er gegen die allgemeine Erwartung ein nicht ganz so guter Bauer war und indem die Menschen zu ihm in die Seelsorge kamen, anstelle dass er zu ihnen Heim ging. Zudem ritt er gerne aus und verbrachte viel Zeit in der Natur, um zu Beten und zu Denken. - Nebenbei hat er dadurch auch vereinzelte naturwissenschaftliche Arbeiten geschrieben. Er hatte dort einfach Ruhe zum Beten und Denken. Diese Gedanken notierte er sich und fügte sie dann zu Büchern zusammen, die heute noch gelesen werden. Auch dieser Jonathan Edwards hatte viele Kinder ... und fand doch viel Zeit zum Denken und Beten. Denken und beten ist übrigens eine sehr gute Kombination.

Dann gibt es noch die Denker, wie Augustinus, die aber keine Familie hatten. Zuerst wollte ich schreiben, dass er keine Kinder hatte, aber das ist natürlich nicht war, er wurde Vater durch seine Liebesbeziehung zu seiner Freundin. Damals war er noch Heide und noch lange nicht Christ. Sein Weg führte ihn über eine christliche Sekte zum Christentum. Ein Weg, dass ihn geschmerzt haben musste. Denn er glaubte all diese Glauben wirklich und musste erkennen, dass sie nicht wahr waren. Das machte ihn zwar zu einem besonders guten Theologen, denn er wusste von was er redete und dachte, aber er hätte sich ein anderes Leben gewünscht ohne diese Irrungen. Daher kommt wohl auch seine Ueberbetonung der Buschi-Taufe. Wenn er als Kind bereits getauft worden wäre, dann wäre er ... und hätte nicht ... Vielleicht hat er sogar recht. Wenn nicht nur seine Mutter, sondern auch der Vater für Christus gelebt hätte, hätte er einen anderen Lebenseinstieg erhalten ... 
Damals durften Priester verheiratet sein. Leider war schon das zölibatere Leben des Klerus als ein besonderes Ideal in den Köpften. (Heute wird manchmal unter den Protestanten das Ledig sein zuwenig gewürdigt: Das gesunde Mittel ist auch hier nicht immer ganz einfach zu erreichen. Wir Menschen neigen immer wieder von einer Seite des Pferdes hinunterzufallen. Denn auch ein lediges Leben ist in Gottes Augen wertvoll. Aber eben auch das verheiratete. Paulus versuchte dies einmal in Worte zu fassen und die römisch-katholische Kirche nahm dieses Lob über das Ledigsein ohne all die vielen Bibelstellen der Achtung und Sinnerfüllung der Ehe gleich zu schätzen. In diesen Filmen merkt man etwas von der tiefen Normalität und gleichzeitiger HOCH-Zeit der Ehe.) 
John Piper meint, dass hier (die Lehre über die Struktur der Kirche) der Schwachpunkt von Augustin lag: Er konnte nur schlecht griechisch und beinahe kein Hebräisch. Hier hätte Augustinus wohl noch viel von den Juden lernen können... Auch die Achtung vor dem ehelichen Leben. (Während wir alle sehr viel über die Gnade bei Augustinus lernen können.)

Nichts desto Trotz war Augustin natürlich ein  besonders begnadeter Lehrer der Gnade. John Piper nennt das ein Trost für alle, die kein Griechisch und Hebräisch können. Aber es hat Augustin wohl in seiner Lehre der Kirche etwas gehemmt, auch beim Thema der Kirchengestaltung, hätte in Griechisch und Hebräisch weiter in die Tiefe des Wortes Gottes eindringen lassen. (Allerdings war auch für Augustinus klar, dass er mit dem Bischof von Rom gleichgestellt war. Oder wie es die alte reformierte Lehre sagt: Alle sind gleich, nur die Funktion ist unterschiedlich. Ein Muster von Johannes Calvin dazu:

"Die so geregelte Regierungsweise haben einige als 'Hierarchie' bezeichnet: Das ist nach meiner Ansicht ein unpassender, jedenfalls der Schrift ungewohnter Name. Denn der Heilige Geist hat verhüten wollen, dass sich jemand, wenn es um die Regierung der Kirche geht, eine Obergewalt oder eine Herrschaft erträumt. Wenn wir aber die Bezeichnung weglassen und allein die Sache anschauen, so werden wir finden, dass sich die Bischöfe der Alten Kirche keine Gestalt der Kirchenleitung haben erdenken wollen, die anders gewesen wäre als die, welche Gott in seinem Worte vorgeschrieben hat." (aus Institutio IV, 4,4) und was er darunter verstand, erkennt man bis heute in den reformierten Kirchen: ein "Klerus", der von einer Kirchenpflege oder Aeltestenrat (oder Presbyter, darum werden in der angelsächsischen Welt die reformierten Kirchen, presbyterianische Kirchen genannt.) betreut wird und einer Gemeindeversammlung, die durch die Schulung der Leiter so verantwortungsvoll sind, dass sie denn "Klerus" und die leihen Leiter wählen. Dabei sind Leiter immer Diener. Die "Leihen" erhielten dadurch enormen Einfluss und dies löste bis heute eine grosse Dynamik aus. (Wenn auch die deutschen Lutheraner um 1900 Hundert über die reformiert geprägten Länder sich beklagten: Die Diskussieren immer soviel. Wir im Deutschen Reich haben klare Verhältnisse. Und auch heute scheint mir diese Tendenz der "klaren Verhältnisse" gegeben. Weil es soviel einfacher ist, hierarchisch zu leiten. Aber man vergisst, dass dabei eine grosse Dynamik und ein grosses Mittragen verloren geht. Menschen, die aus Ueberzeugung mitmachen, weil sie Ernst genommen werden und sich dadurch mitverantwortlich fühlen, ist etwas ganz anderes als passive Abwinker. Doch dies erfordert für die Leiter ein hohe Kompetenz im sozialen Verhalten: Sie müssen andere Meinungen würdigen können und sich manchmal auch diesen unterordnen. Das fällt natürlich jenen Leiter besonders schwer, die Leiter geworden sind, weil sie sich nicht unterordnen wollen... Aber gerade dies macht ihre Führungsbegabung viel wertvoller, wenn sie lernen, sich auch einmal unterzuordnen. Diese Unterordnung müsste natürlich für Diener normal sein...)
Ein Vorsitzender oder Leiter ist immer der Diener dieses Gremiums, der nicht macht, was er will, sondern was gemeinsam beschlossen worden ist: Es sollte ein gemeinsames Hören auf Gott sein. 

"Aber der Bischof hatte nicht einen solchen Vorrang an Ehre und Würde, dass er etwa über seine Amtsgenossen die Herrschaft ausgeübt hätte. Er führte vielmehr in der Versammlung der Presbyter ein Amt, das den Aufgaben des Vorstehers (consul) im Rat (senatus) entsprach: Der soll bekanntlich über die Geschäfte berichten, die Meinung der anderen erfragen, ihnen mit Rat, Ermahnung und Ermunterung vorangehen, mit seiner Autorität die ganze Verhandlung leiten und schliesslich ausführen, was im gemeinsam Rat beschlossen ist." (aus Insitutio IV,4,2).

Nun bin ich ein wenig abgewichen vom Thema. Mancher wird sich fragen, wie kann man vom Thema Sexualität auf dieses Thema kommen. Wir finden vielleicht ein wenig den Zusammenhang, wenn wir an das Thema der Vermeidung des Machtmissbrauchs denken. Im Prinzip war dies ja eines der grossen Themen der Reformation. Dies gehört auch in den Bereich der Sexualität. Und es ist interessant, dass die Bibel in diesem Zusammenhang von dem sich untereinander unterordnen spricht, bevor sie auf die Details eingeht. Damit ist gemeint, dass man nicht nur seine eigene Wünsche sehen soll, sondern auch jene des anderen. Im ersten Film wird dies ebenfalls angesprochen. Beim Ehemann kann dies aber noch weiter gehen. C. S. Lewis meint dazu, dass gerade in einer problematischen Ehebeziehung der Mann besonders nahe am Ideal des Hauptes der Ehe kommen könne, indem er wie Jesus Haupt ist, dass heisst, dass er durch seine Liebe zu seiner Frau, ihr Schönheit, Respekt und Würde gibt, auch wenn sie es aus sich heraus nicht leben kann. Er beschreibt das sehr schön. Für unsere Gesellschaft, die sich durch Leistung definieren will, ist dies natürlich schwer verständlich. Es geht darum, dass Jesus seine Gemeinde liebt und somit der Gemeinde/Kirche eine Herrlichkeit gibt, die sie aus sich nie hätte. Gott liebt uns ohne dass wir ihm etwas geben könnten. Dafür gibt er uns alles. Dieses Bild verwendet die Bibel für die Ehe.Praktisch ist dies natürlich eine Ueberforderung des Ehemannes. Aber auch hier kommt die Gnade und Hilfe Gottes zum Tragen! Wir sind als Christen auch mit unseren Unzulänglichkeiten ein Zeuge für Gottes Gnade. Das ist nicht heroisch. Es ist viel mehr demütigend für uns. Aber dies bedeutet aus Gnade errettet zu sein. 

Im ersten Film wird erwähnt, wie positiv die Bibel die Ehe, die Vertrautheit und die Sexualität betrachtet. Was nicht gesagt wurde (wenn ich mich richtig erinnere): Im Alten Testament ist die Ehe sogar das Bild zwischen der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk Israel und im Neuen Testament zwischen Jesus Christus und seiner Kirche/Gemeinde. (Wobei man - nach meiner Meinung - Israel, Jude, Kirche und Christ in einem gewissen Sinne synonym verwenden könnte. Besonders wenn wir Christen die unschönen Worte Gottes lesen, sollten wir Christen uns dazu gesellen und nicht nur, wenn die schönen Bibelstellen erklingen. Auch wenn im neuen Testament Pharisäer oder Jude genannt wird, können wir einfach Christ lesen, und es gibt für gewöhnlich den gleichen Sinn. Auf jedenfalls fühlen wir uns dann als Christen angesprochen, wo wir uns manchmal gerne nicht angesprochen fühlen würden... Aber so beginnt die Demut.)






Samstag, 2. August 2014

1. August Nationalfeiertag

Als erstes möchte ich meine Freude Ausdruck verleihen, dass wir gestern am 1. August 2014 ein so schönes Wetter hatten:

Danke lieber Heiland, dass Du uns so gutes Wetter geschenkt hast! Noch am morgen fragte ich Dich, ob wir ein Zelt vom Nachbarn ausleihen sollten, weil wir 20 Gäste für die Feier hatten. Die Wetterprognosen an diesem Morgen waren dann klar: Bei uns sollte es nicht regnen. Und eigentlich müsste es heute morgen ebenfalls noch schön sein. Aber wie in der letzten Zeit üblich, regnet es heute morgen! Was für ein Wunder, am Donnerstag hörte der Regen auf und gestern (Samstag, 1.8.2014) war es so schön. Einer der Gäste, der Deutscher ist und demnächst Schweizer wird, meinte: Gott muss Schweizer sein. (Weil wir am Nationalfeiertag ein so schönes Wetter hatten.) Auf jedenfall war es für uns eine Gebetserhörung, weil es mit sovielen Leuten eng geworden wäre, wenn wir im Haus hätten sein müssen.

Auch der Anlass selber war so schön und gesegnet. Eigentlich dachte ich, ich werde die längste Zeit "bröteln". Zur Ergänzung nahm einer der Gäste seinen Grill mit und dieser Gast "brötelte" so professionell, dass ich gar nicht mehr mit dem eigenen Grill braten musste. Nur eine ganz kurze Zeit löste ich den Gast beim "bröteln" ab. (Wie heisst denn das korrekt auf Schriftdeutsch? Ah ja, Grillieren.)

Jemand  brachte selbst gebachenes Brot und Snacks mit. Andere Salate und Dessert. Wir organisierten das Fleisch.

Ein Musiker spielte uns einige Klassische und Jazz-Stücke auf dem Klavier vor. Genial! Ein Nachbarskind spielte Alphorn. Dazu kam es extra in unseren Garten: Halleluja. 


Dann zeigten wir am Abend mit einem Beamer im Garten bei Feuerwerkskörpern Fotos unserer Israel-Reise: um uns war Feuerwerk. (Traditionell gibt es von der politischen Gemeinde ein Feuerwerk und auch beinahe jeder private Haushalt lässt sein eigenes Feuerwerke ab. Dazu gehört auch, dass man als Familie grilliert und die Gemeinschaft geniesst.) Wer will geht auch an offizielle 1. August-Reden. Wir hatten eine Rede, die ich im Garten gehalten habe. Unten stelle ich den Text ein, der die Grundlage dafür war. Da ich die Gedanken erst am Morgen zusammengestellt habe - unter Gebet - hatte ich keine Zeit sie kürzer und  prägnatner auszuformulieren. Das machte ich dann am späten Nachmittag just by doing.

Hier ist der Text:

Präambel der schweizerischen Bundesverfassung (18.4.99 per Volksabstimmung angenommen)

Im Namen Gottes des Allmächtigen!
Das Schweizervolk und die Kantone, in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung,
im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken,
im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,
im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen, gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen, geben sich folgende Verfassung:
 

1. August 2014 Nationalfeiertag


Von 50 europäischen Staaten haben 47 eine Verfassung. Insgesamt 33 haben eine Verfassung mit einer Präambel. Alle skandinavischen Länder haben keine Präambel. (2)

Was ist der Sinn einer Präambel?

Er steht für gewöhnlich vor einer Urkunde, wie hier bei unserer Verfassung oder bei einem völkerrechtlichen Vertrag. Bereits das Alte Testament der Bibel beginnt bei den 10 Geboten nicht einfach mit den Geboten, sondern mit einer Präambel:

„Ich bin der Herr, dein Gott! Ich habe dich aus Aegypten befreit.“ (2. Mose 20,2)“ Damit wird rechtstheologisch das folgende Gesetz begründet (1).

Auch der Codex des Hammurabi (ca. 1700 oder 1800 vor Christus, antikes Mesopotamien, Rechtsordnungen in Keilschrift. Hammurapi war der sechste König der 1. Dynastie von Babylon. Heute im Louvre in Paris zu sehen.) und viele andere, wie der Rütlischwur (1291), Sachsenspiegel (ca 1224), Lex Salica (ca. 510, Anordnung des Merowingerkönigs Chlodwig I, gehört zu den germanischen Rechten, in Lateinisch abgefasst, aber mit germanischen Wörtern), die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika, amerikanische Verfassung (1787), Bill of Rights von 1789 (besteht aus 10 Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, enthält unveräusserliche Grundrechte) usw. (1)

Auf der einen Seite begründet man also mit einer Präambel, auf was sich das Folgende stützt. Unsere aktuelle Verfassung stützt sich demnach auf den allmächtigen Gott, denn sie beginnt mit
„Im Namen Gottes des Allmächtigen!“
Interessant ist, dass die Präambel schliesst mit:

„dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen, geben sich folgende Verfassung:“
In diesen zwei Klammern wird also die Präambel und damit unsere Verfassung festgehalten: Gott der Allmächtige mit seiner ewigen Macht und da er Dreieinig ist auch mit seiner ewigen Liebe sowie dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen. Was natürlich ein logischer Ausfluss der Liebe Gottes ist:

weil die wahre Menschenliebe nur in der Gottesliebe ihre Quelle hat:
sie ist deren Bezeugung und zugleich ihr Effekt.
Im Uebrigen denkt Paulus hier bloss an die zweite Tafel (des Gesetzes), weil nur sie hier in Frage stand, wie wenn er erklärt hätte: „Wer seinen Nächsten liebt wie sich selbst, der hat seine Pflicht gegenüber der ganzen Welt erfüllt.“
Lächerlich ist allerdings der Einwand der Sophisten, die diesem Satz (einen Anhaltspunkt für) die Rechtfertigung aus Werken zu entlocken versuchen. Denn Paulus trägt hier nicht vor, was Menschen tun oder lassen sollen, sondern spricht unter (dem Vorbehalt) einer Bedingung, die man nirgendwo erfüllt finden kann. Wenn wir dagegen behaupten, dass der Mensch nicht durch Werke gerechtfertigt wird, so bestreiten wir damit keineswegs, dass die genaue Befolgung des Gesetzes die wahre Gerechtigkeit ausmacht. Weil dafür aber niemand aufkommen kann, noch jemals aufgekommen ist, erklären wir, dass alle von dieser Gerechtigkeit ausgeschlossen sind und deshalb die Gnade Christi unser einziger Zufluchtsort ist…
…Denn wer von wahrer Liebe erfüllt ist, dem wird es niemals in den Sinn kommen, seine Brüder zu verletzen. Was verbietet das ganze Gesetz denn sonst, ausser dass wir unserm Nächsten keinerlei Schaden zufügen sollen?
Calvin zu Römerbriefes 13, 8 – 10

Oder anders gesagt:

Wenn wir Gott respektieren, werden wir auch mit den Schwachen und Unangenehmen der Gesellschaft gut umgehen. Wenn wir Gott nicht respektieren und „gottlos“ Leben, werden wir auch den uns unsympathischen Menschen unrecht antun.

Ich meine damit nicht, dass Unrecht nicht vom Staat geahndet werden muss. Ganz im Gegenteil. Es gehört zur menschlichen Würde, dass der Mensch als Verantwortungsträger behandelt wird. Das ist würdevolle Behandlung! Und ein gerechtes Urteil mindert in keiner Weise die Würde des Menschen. Das wir Menschen verurteilte Menschen wie unwürdige behandeln, kommt aus unser eigenen Problematik der Sündhaftigkeit. Wir glauben, wir dürften uns über Verurteilte erheben. Das ist Hochmut und zeigt, dass wir unsere eigene Problematik nicht erkannt haben.

Gott geht das Problem noch von einer anderen Seite an, wenn er sagt:
„Menschenfurcht ist ein Fallstrick; wer aber auf den HERRN vertraut, hat nichts zu fürchten.“ Sprüche 29,15)
(auch Jeremia 17,5: „So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch für seinen Arm hält und  dessen Herz vom HERRN weicht!“ Jeremia 17,7: „Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN vertraut und dessen Zuversicht der HERR geworden ist.“)

Wenn wir Menschen keinen sicheren Halt haben, werden wir hin und her geworfen. Das kann dazu führen, dass wir uns den mächtigen Menschen „einschleimen“, weil wir Angst vor ihnen haben UND weil wir von ihnen profitieren wollen. Extrem kommt dies in jenen Gesellschaften vor, wo man sogar von Gottkaiser und Gottkönigen spricht.

Wenn wir es aber schaffen, nicht vor Menschen Angst zu haben, sondern mehr Respekt vor Gott zu haben, dann werden wir davor befreit und am besten unsere von Gott gegeben Würde leben können.

Die Problematik kann man auch sehr gut an dem bei uns herrschenden Materialismus sehen. Normalerweise kommt er nicht so klar ans Licht, wie ich es gestern gehört habe. Normalerweise haben wir noch eine humanistische und jüdisch-christliche Form, die dies zudeckt. Normalerweise gehört es sich nicht, dies so deutlich auszudrücken, wie ich es gestern gehört habe. Aber mit der Zunehmenden Abnahme unserer jüdisch-christlichen Wurzel, wird diese "Klarheit" auch zunehmen.
Gestern sagte mir jemand, dass man sich überlegen müsse, was man mit den immer mehr werdenden alten Menschen tun müsse. Er wolle es nur zur Diskussion geben. Aber man müsse darüber nachdenken. Es wird alles zu teuer. Es gab Kulturen, die jagten alte Menschen und wer nicht genügend schnell war, die hat man getötet. Nicht, dass er das wolle, aber man müsse darüber nachdenken.

Ich war schockiert. Als erstes sagte ich: Solange wir so grosse Fussballstadien bauen können und noch vieles andere, müssten wir eigentlich auch die Alten und Schwachen der Gesellschaft würdig behandeln. Auf jedenfall gab es eine grosse Diskussion. Und viele stellten fest, dass das Problem darin bestehe, dass man auch alles dem Staat überlassen wolle. Früher war es die Familie, die für ihre Schwachen sorgten: Die Kinder wurden von der Familie betreut, wie auch die Alten und Schwachen.

Auf jedenfall kritisierte ich auch unsere Leistungsgesellschaft, die leugnet, dass es auch ein würdiges Leben ohne Erfolg gibt. Auch behinderte Menschen sind Gottes Ebenbilder und daher würdevoll. Ich habe einen Onkel (ich habe viele Verwandten), der hatte eine Gehrinquätschung und ist daher etwas behindert. Sogar er sagt, wenn er mal nicht mehr richtig ticken würde, möchte er nicht mehr leben.

Ich glaube er merkt gar nicht, wie inkonsequent er ist: Denn er ist geistig behindert. Tatsächlich liebt er sein Leben in seinem Heim. Und trotz all seiner Probleme im Heim, weiss er, was er an seinem Leben hat, obwohl er behindert ist. 

Wer so argumentiert müsste eigentlich auch sagen, ab wann ein Mensch kein Mensch mehr ist? Ist es, wenn man nicht mehr arbeiten kann? Wenn man ungeboren ist? Wenn man 40 Jahre alt ist…?

Die Bibel bezeugt sehr klar, dass wir alle Menschen immer würdevoll sind, weil wir Gottes Ebenbilder sind. Punkt. Wir sind zwar seit dem Sündenfall von der Perversion des Guten befallen, das entstellt uns. Wir pervertieren das Gute, das wir von Gott erhalten. Aber trotzdem ist diese Würde da, die uns Gott zugesprochen hat. Und einer der schlimmsten Perversionen ist, wenn wir diese Würde, die uns Gott gegeben hat, uns oder anderen Menschen absprechen. Es ist eine Beleidigung unserers Schöpfers, wenn wir uns oder andere Menschen unsere Würde als Menschen absprechen. Oder wie es Calvin einmal sagte, vermutlich in Bezug auf Sprüche (ein biblisches Buch des Alten Testaments): Wer einen armen Menschen ungerecht behandelt, schlägt in das Angesicht seines Schöpfers (also ins Angesicht Gottes).

Woher kommt diese Verwirrung? Im konkreten Fall ist es natürlich, weil wir das Geschaffene rein aus der Materie erklären wollen. Wir leugnen einen tieferen Sinn in der Schöpfung und daher ist der Sinn des Lebens entleert. Aber Gott hat in uns die Sehnsucht nach viel mehr hineingelegt, weil wir für viel mehr von ihm geschaffen wurden. Darum sehnen wir uns danach und machen uns auch Religionen.

Leider ist der real existierende Gott auch ein unsichtbarer Gott. Zudem ist er transzendent. D.h. er ist nicht an Zeit und unsere Welt gebunden. Daher können wir ihn aus unserer eigenen Kraft nicht erfassen. Gott ist in diesem Sinne auch ein verborgener Gott. Wir brauchen also eine Offenbarung von Gott. 

Dennoch berichtet die Bibel, dass er eine Person, oder genauer eine dreieinige Person ist. Das bringen wir natürlich nicht zusammen. Wir kennen nur Personen, die an Zeit und diese Welt gebunden sind. Auf jedenfall ist da ein Gott, den wir mit unseren Fähigkeiten nicht sehen und erfassen können. Daraus zu schliessen, dass es ihn nicht gibt, ist kein vernünftiger Schluss. Natürlich ist es auch kein Beweis, dass es ihn gibt. Aber generell ist es auch kein Auschluss Grund, dass es ihn gibt. Es ist geradezu vernünftig, dass er sich von uns nicht wie ein Insekt zerzieren lässt. Wir können nur das, was er von sich zeigt bedenken und analysieren.

Die Bibel bezeugt, dass man erkennen wird, dass sie wahr ist und dass es Gott gibt, wenn man sich auf sie einlässt (das Selbstzeugnis der Bibel. Wobei Paulus im Römerbrief davon ausgeht, dass das Geschaffene schon ausreicht, um zu erkennen, dass es einen Schöpfer geben muss. Die Details muss man natürlich aus der Bibel ziehen.). Auch Jesus sagt on sich: Wer die Wahrheit sucht und zu ihm kommt, wird sie finden. Wenn wir sie dann gefunden haben, besteht das Problem, dass wir sie nicht wieder verlieren. Oder wieder in unsere alte Welt zurückfallen. Darum hat schon vor 500 Jahren Calvin geschrieben:

"Nimmt Gott sein Licht weg, so bleibt um uns nichts als Finsternis, und in uns nur Blindheit! Zieht er seinen Geist zurück, so wird unser Herz hart wie Stein. Hört seine Führung auf, so verwirrt und verirrt es sich."
(Institutio II, 4,3  Seite 164)

Natürlich gibt es auch Nichtchristen, die ein würdevolles Leben führen, weil sie von Gottes Ordnungen sich prägen liessen ohne dass sie die Bibel hatten. Damit beweisen sie, dass das Gesetz Gottes in ihre Herzen geschrieben ist (Paulus geht auf diesen Fact in seinem Römerbrief ein.). Früher nannte man dies das Naturgesetz. Doch Gott hat noch viel mehr zu bieten. Darum ist es ein Vorteil mit Gott in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Das gilt für unser persönliches Leben, wie auch für unser soziales Leben im Staat. Darum ist der Beginn unserer Verfassung so wichtig:

„Im Namen Gottes des Allmächtigen!“

und auch der Schluss:

„dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen, geben sich folgende Verfassung:“

In dieser Klammer lernen wir unser Leben sinnvoll und würdevoll zu leben, damit wir unserer Würde, die wir von Gott erhalten haben, auch bewusst werden.

Dazu braucht es auch immer wieder Vergebung. Und dies ist seit dem Tod von Jesus Christus am Kreuz göttlich garantiert: Jesus Christus, ohne eigene Sünde trug meine und unsere Schuld ans Kreuz, damit wir es nicht mehr selber tragen müssen. Damit haben wir Zugang zum Allmächtigen. Damit haben wir Vergebung für unsere vergangenen, aktuellen und zukünftigen Sünden. Damit ist ein Neuanfang jederzeit möglich und nichts muss hoffnungslos bleiben.
Und auch wenn wir schwach und erfolglos sind, sind wir würdevoll und von Gott geliebt. 

Auf diesem Wege stillt Gott unsere tiefsten Sehnsüchte. Natürlich, es ist alles erst ein Vorschuss unseres Erbes. Aber das wird alles noch viel besser: Dann, wenn Jesus wiederkommt, dann wird es in voller Kraft sichtbar, was wir in Christus haben.

Darum lasst uns Gott mehr glauben, der uns liebt und nicht den Stimmen, die das Menschsein hinunterziehen wollen.                                                        Amen

Anhang
(1) Aus Wikipedia zum Thema Präambel, 1.8.2014

(2) aus der Basler Zeitung (Internet) : „Austauschbar wie ein Tempo Nastüchlein“?