Sonntag, 20. Juli 2014

Der christliche Hedonist

Der christliche Hedonist

Eben habe ich von John Piper gelesen, dass die Oberflächlichkeit eines christlichen Lebens nur als christlicher Hedonist überwunden werden kann. Es tönt ziemlich provokativ - und sehr interessant.

Ein calvinistischer Baptist der so egoistisch predigt?

Er beginnt seine Argumentation damit, dass jeder Mensch für seine Grosszügigkeit und seine ehrhaften Handlungen Dank und Respekt verlangt. Ja noch mehr, wir möchten als Mensch wertgeschätzt werden. (interessant, in der Individualpsychologie spricht man von Sicherheit und Bedeutung als normales Grundbedürfnis von uns Menschen.) Werden wir abgelehnt oder einfach ignoriert und auf die Seite gestellt, empfinden wir das als verletzend und ungerecht.
Jeder kann dies gegenüber Menschen nachvollziehen. Bei Katzen, die wir nicht respektieren, ändert sich unser Urteil. Wie ist unser empfinden in dieser Sache Gott gegenüber? Auf jedenfall ist es Gott, der unseren höchsten Respekt, Dankbarkeit und Lob verdient. Geben wir ihm dies? Was löst das bei Gott aus, wenn wir ihm diesen Respekt nicht geben? Da wir Gottes Ebenbilder sind, wissen wir die Antwort. Wir wissen, wie es sich anfühlt, nicht respektiert zu werden, undankbar behandelt zu werden, verleumdet zu werden. Daher wird  nach unserem Leben, wenn wir vor Gott über unser Leben Rechenschaft abgeben müssen, unser eigenes Gewissen uns richten. Dafür benötigt man nicht einmal die Bibel.

Das beste Gegenmittel gegen unsere Herzlosigkeit gegenüber Gott, ist sich bewusst zu werden, was uns Gott alles geschenkt hat und noch schenken möchte. Jesus musste dies einmal Petrus klar machen, als Petrus andeute, wieviel er und die anderen Jünger doch für Jesus  geleistet hatten. Sie hatten Haus und Familie für Jesus verlassen. Da korrigierte ihn Jesus, dass sie viel mehr erhalten werden. Gott gibt überschwänglich. Darum sollen wir auch Christen sein: Weil wir viel mehr erhalten, als wir jemals geben können. Und das, was wir geben können, haben wir ja sowieso auch von Gott erhalten.

Piper gebraucht diesen Begriff "christliche Hedonist" auch, um eine "christliche" Oberflächlichkeit zu bekämpfen.

In seinem Umfeld muss es viele Menschen geben, die sich als Christen empfinden und laut verkünden, sie glauben an Jesus und glauben, damit gerettet werden. Tatsächlich aber hat dies für sie keine tiefe Bedeutung: Sie geben Gott nicht die Ehre, die ihm zusteht. Sie leben im Rausch ihrer Sucht, leben ehelose Sexualität oder tun anderen Menschen weh, ohne jegliche Reue.

Wer aber erlebt hat, wie überschwänglich Gott ihn liebt, wird ganz natürlich Jesus mehr lieb gewinnen als seine Versuchungen. Oder anders gesagt: Wer alles hat, braucht das andere nicht mehr.

Ich hoffe, ich habe John Piper korrekt wiedergegeben. Auf jedenfall ist es das, was ich verstanden habe.

PS: Ein Hedonist ist jemand, der egoistisch die Lust oder Freude sucht. Ein christlicher Hedonist ist also jemand, der alleine bei Jesus Christus seine Lust und Freude sucht - und diese auch überschwänglich bei Jesus erlebt. Da Jesus unsere tiefsten Sehnsüchte stillen kann, werden wir wirklich gesättigt, So finden wir Ruhe und Frieden in Jesus. Augustinus meinte einmal, dass Gott unsere wirklichen Wünsche befriedigt. Doch diese erkennen wir nicht wirklich. Darum handelt Gott manchmal für uns unverständlich. Das ist dann schwer. Haben wir aber dieses Vertrauen in Gottes Liebe und Güte gefunden, wird es uns durchtragen. Wir sind ja noch nicht im Himmel. Wir sind noch nicht im Schauen, sondern im Glauben. Diese Spannung ist sicherlich Realität. Doch brauchen wir auch diese innere Befriedigung von Gott, damit wir uns ganz auf ihn verlassen. So wird es möglich, dass wir in allen Lebensstürmen und Trauer unser Ziel nicht verlieren. Ist das noch ein christlicher Hedonist? Sicherlich, denn er weiss, dass Gott ihn in allem und durch alles zur ewigen Freude, Wertschätzung, Sicherheit und Glück führen wird. Dabei darf er auch immer wieder eindeutige Vorschüsse dieses Erbes erhalten: Freude und Glück.
Wenn wir abgesättigt sind, werden wir auch für andere dies Wünschen. Das wird unser Egoismus relativieren.
Ich denke, in der vollen Tiefe werden wir dass erst nach unserer Verherrlichung erleben, also wenn Jesus zum zweiten Mal kommt. Leider gilt auch hier der "schon jetzt und noch nicht Aspekt". Wobei aber das schon jetzt immer mehr Raum erhalten soll. So kommt das Reich Gottes .

John Piper schliesst folgendermassen:

Zusammenfassung: Es gibt fünf große Wahrheiten, die jeder Mensch offen bekennen muss. Erstens, Gott ist unser Schöpfer, dem wir innigen Dank für alles, was wir haben, schulden. Zweitens, niemand von uns merkt die Tiefe, Intensität und Folgerichtigkeit des Dankes, den wir unserem Schöpfer schulden.Drittens, deshalb stehen wir unter der Verdammung von Gottes Rechtschaffenheit. Unser eigenes kritisches Urteil zeigt uns, dass wir schuldig sind. Viertens, durch den Tod von Jesus Christus für unsere Sünden hat Gott einen Weg geschaffen, um die Forderungen seiner Rechtschaffenheit zu gewährleisten und dennoch die Erlösung für sein Volk zu erreichen. Und letztendlich müssen wir die Voraussetzung erfüllen, zu Christus bekehrt zu werden, um aus dieser großen Erlösung Nutzen ziehen zu können, —und die Bekehrung zu Christus vollzieht sich, wenn Christus für uns eine Schatztruhe der heiligen Freude wird. Jede Aufforderung der Bibel im Evangelium ist mit dem Versprechen eines verschwenderischen Schatzes verbunden. Christus selbst ist genügend Belohnung für jedes Opfer. Die Aufforderung des Evangeliums ist eindeutig hedonistisch.
Kommt, ein jeder, der Durst hat! Kommt zu den Wassern und auch der, der kein Geld hat! Kommt, trinkt und esst! Kommt, kauft Wein und Milch ohne Geld und ohne Preis. Warum gebt ihr euer Geld aus für Brot, das keines ist, und warum arbeitet ihr für das, was euch nicht erfüllt? Horcht genau auf mich und esst, was euch gut tut, und erfreut euch in Hülle und Fülle. Schenkt mir Gehör und kommt zu mir, hört, damit eure Seele leben darf. (Jesaias 55:1–3)

Freitag, 18. Juli 2014

Israel

Anfang dieses Sommers waren wir in Israel. Zum ersten Mal sah ich etwas von Israel mit den eigenen Augen - und ich war sehr beeindruckt. Und es hätte noch viel mehr gegeben, das man sehen hätte können. Alleine die Museen in Jerusalem, dann die Eindrücke der Menschen. Dann die unterschiedlichen Gegenden auf verhältnismässig kleinem Raum (Israel ist ca. halb so gross wie die Schweiz). Sogar die Wüste war sehr schön (insbesondere wenn man in einer überflutend reichen Oase sein darf und auf die angrenzende Wüste zu schauen.).

Zuerst hatte ich Angst. Dann sagte ich mir, es ist nun schon zwei Jahr verhältnismässig ruhig in Israel (Ausser vielleicht  im Gaza-Streifen, wo immer mal wieder Raketen abgefeuert wurden.) Die Leute haben sicherlich zur Zeit anderes zu tun, als auch noch in Israel anzufangen Krieg zu führen. 

Einen Tag bevor wir abflogen, wurden dann die drei Jungen entführt... Als wir wieder zurückkamen flogen kurz danach die Raketen, was mich sehr traurig macht. 

(Gleichzeitig bin ich natürlich Gott dankbar, dass wir nicht mit Raketenbegleitung reisen mussten. Gestern trafen Flugabwehrakten im Osten der Ukraine Raketen ein Flugzeug auf...)

"Wenn man nur in Frieden leben würde, könnte man das schöne Land geniessen." sagte mir jemand, als ich von Israel berichtete. Und wirklich Israel ist besonders beeindruckend. Sicherlich wäre es auch in der Ostukraine schön. Aber seit dem Sündenfall neigen wir Menschen dazu, aus dem von Gott geschenkten Paradies eine Hölle zu machen. Das liegt an unseren innersten Motiven. Mein letzter Blogg geht darauf ein.

Daher brauchen wir Jesus, der uns Ruhe und Sicherheit gibt und vor dem wir so sein dürfen, wie wir sind. Jesus macht alles wieder gut. Das klingt gut. Vielleicht zu gut, als das es wahr sein könnte? Ich persönlich habe die unvorteilhafte Neigung, dass ich mich gerne auf zuverlässige Menschen verlassen möchte. In einem gewissen Sinne ist es immer gut, Menschen Vorschuss Vertrauen zu geben und sie zu fördern. Anders könnten wir gar nicht leben. Ich glaube zum Beispiel sogar, dass eine Euro-Note etwas wert hat. Aber das letzte Vertrauen sollte ich auf Gott haben. Er ist der einzige, der immer zu mir halten wird. 

"Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und wicht mit seinem Herzen vom HERRN." So prägnant sagt es Jeremia (s. Jeremia 17,5b).
"Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt,  der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Es ist das Herz ein trotzig und verzagt ding; wer kann es ergründen? Ich, der HERR, kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach seinem Tun, nach den Früchten seiner Werke." (Jeremia 17,7-10)

Gott wird mit unserem "trotzig Herz" fertig. Darum sollten wir es ihm geben.

Aber zurück zu Israel. 

Ich glaube diese Gegend hat es momentan besonders nötig, dass wir für sie beten: Für Israel als das physische Volk Gottes. Aber auch für die Palästinenser für die Syrer, Aegypter, Libanesen, Jordanier, Iraker und Iraner und Türken sowie Kurden. Das die Menschen weise ihre Führer wählen und das die Führer weise handeln. Und dass sie weise Ihre Führer helfen.
Nun habe ich ein klein wenig diese Gegend bereist und eine bisher für mich weit weg liegende Gegend ist nun so nahe gekommen. Ich war erstaunt, wie "normal" real alles war. Soviel anders, als bei uns war es nicht. Es leben auch dort nette Menschen, die einem weiterhelfen.

Hier stand Paulus in Cesarea vor Gericht.
Wir waren unter anderem auch in Cesaräe am Mittelmeer. Diese Stadt war lange Zeit nur noch eine Ruine. Nun ist es ein sehenswerter Ort. Man könne sogar mit einemTauchgang weitere Ruinen im Meer entdecken. Das taten wir nicht. Dafür sahen wir zwei Filme und liefen lange in grosser Hitze umher. Später kauften wir ein Buch mit dem Titel "Das Heilige Land Damals & Heute". Daraus findet Sie auf Seite 63 und 64 diese zwei Bilder. 

Von diesem Hafen aus durfte/musste Paulus nach Rom fahren.
Das geniale an diesem Buch ist, dass man den früheren Zustand (bzw. einen der vielen früheren Zustände) betrachten kann. Für Cesarea ist dies das Bild nebenan. Blättert man dieses Blatt, das gleichzeitig teilweise durchsichtig ist, weg, sieht man den heutigen Zustand (siehe unten). 

Interessant ist nun, dass bei diesen Bildern ein kleiner Fehler ausweisen. Unten sieht man im Gegensatz zum linken Bild, nur ein Teil von Cesarea. So ist von der Rennbahn für die Pferde, das Hippodrom, im unteren Bild nur der Anfang zu sehen (ganz rechts unten am Meer). Während im oberen Bild es ganz zu sehen ist.

Herodes der grosse liess übrigens den Hafen künstlich anlegen. Dazu musste er Land gewinnen. Am Schluss entstand einer der grössten und wichtigsten Häfen am Mittelmeer. Zur Ehre des Kaisers nannte er es Cesarea. Zudem baute er noch einen Tempel für den Gottkaiser. Das war natürlich nicht besonders gottesfürchtig für die Juden. Aber Herodes war ja sowieso ein Mann, der 
vermutlich nur seinem Götzen der Macht diente. 
Aber seine Bauten sind trotz allem bemerkenswert (Leider ist es auch ein Zeugnis für den törichten Versuch von Herodes, sich wichtiger Machen zu wollen, als man ist.). 

Auch der Tempelberg liess er erweitern. Der erste wie wie der zweite Tempel standen auf einem kleineren Gelände. Also vergrössterte Herodes der Grosse die Fläche um den zweiten Tempel. An weiter Bauten, wie Massada und Herodium war Herodes beteiligt. Und vermutlich gibt es noch mehr, von dem ich noch nichts weiss.

Ein Modell von Jerusalem mit dem Tempelberg, 70 n. Chr. Israel-Museum

Dort wo die linkeste Person steht, befand sich im Modell der Palast von Herodes. Dort steht heute die Davids Zitadelle (neben dem heutigen Jaffa-Tor). In der Davids Zitadelle wohnte übrigens nie David. Zu seiner Zeit bestand Jerusalem nur aus einem Gebiet links vom Modell. Der Tempel durfte David ja nicht bauen. Gott verbot ihm das, weil er ein Kriegsmann war, der viel menschliches Blut vergossen hatte. Sein Sohn Salomo bauten dann den ersten Tempel auf dem Hügel rechts von der Davidsstadt. Also im Zentrum des Tempelberges auf unserem Modell. 
Unten sehen wir den Tempelberg, wie er sich heute zeigt. Der Fotograph (= ich) befindet sich auf dem Oelberg. Links müsste man eigentlich noch die Al Aksa Moschee sehen. Aber sie liegt wohl ausserhalb des Bildes. 


Wenn ich es richtig verstanden habe, so nimmt man an, dass der jüdische Tempel genau auf dem Platz gewesen sein soll, so heute der schöne Felsendom stand. Heute darf man als Nichtmoslim leider nicht mehr in den wunderbaren Felsendom. (Obwohl der Papst gerade "letzthin" dort war.) Auf jedenfall konnte meine Frau vor 20 Jahren auch noch hinein. Das wäre interessant gewesen. Uns reichte es leider nicht, um überhaupt auf dem Tempelberg zu kommen. Jerusalem war einfach zu gewaltig, um in vier Tagen besichtigt werden zu können. Wie schon gesagt, ich habe nur zwei Museen gesehen. Wobei nur eines richtig.

Die lutherische Erlöserkirche, die ganz nahe bei der Grabeskirche steht. Das Bild habe ich im Innenhof gemacht. Es ist wunderbar ruhig dort - obwohl gerade Ausgrabungen getätigt wurden. 

Die Frau des Probstes, welche aus Freiburg im Breisgau stammte war sehr nett und machte gerade eine Andacht, indem sie und jemand anderes positive Bibelstellen vorlas. Das Ziel war zur Ruhe zu kommen. Was nicht ganz mein Ziel war. Ich war nämlich ganz aufgeregt, was es noch zu sehen gab.
Es war aber schön von jemandem zu hören, der Freude hatte mich anzutreffen, weil ihr die Stadt gefiel, in deren nähe ich wohne. Das gleiche meinte auch eine Busfahrerin, die ebenfalls aus Freiburg stammte.
Mit diesen grünen Bussen kommt man übrigens überall hin. Wir sahen sie auf dem Weg und am Toten Meer und auf der Autobahn.

Weitere Eindrücke: Eine Oase in der Wüste. Der dort sich befindende Kibbuz hat ein kleines Paradies daraus  gemacht. So wohnen wer nicht übel. Wir durften eine Frau kennen lernen, die in dieser Gegend wohnt und ihre Kinder in die Schulde des Kibbuz schickt. Sie würde ebenfalls gerne eines der Häuschen in diesem botanischen Garten mieten.





Unten: Ebenfalls in diesem Kibbuz.





















Totes Meer mit Blick auf Jordanien.

















Rechts: See Genezareth. Am Stand von Kapernaum, wo Jesus in der Synagoge gepredigt hat.

Ganz nah soll sich das Haus von Petrus befunden haben. Ueber der Ruine von diesem Haus wurde eine Kirche erbaut. Dabei liess man aber zwischen der Ruinen und der Kirche einen Raum... Ziemlich genial. Die Kirche hat etwas von einem schwebenden Objekt. In der Kirche selber wurden Sitzgelegenheiten um die Mitte getan. In der Mitte selber kann man durch Glas auf die Ruinen des Hauses von Petrus sehen.

Vom Haus selber sieht man nur noch die Grundmauern.  Interessant ist es trotzdem.

Und vorallem, wenn man bedenkt vor ca. 2000 Jahren wirkte hier Jesus. Das ist für jemanden, wie mich der historisch interessiert ist genial. Ueberhaupt ist das Land voll von Geschichte. Da haben Kulturen über Kulturen ihre Spuren zurück gelassen. Alleine dies ist schon eindrücklich. Das Gott in diesem Land aber öfter als an anderen Orten sich sehr deutlich offenbart hat, ist noch ein zusätzlicher Eindruck. 

Ich gehöre übrigens nicht zu jenen Christen, welche glauben durch das Reisen an besondere Orte etwas verdienen zu können. Jesus hat alles für mich getan. Ich möchte ihm diese Ehre nicht nehmen. Ich denke, Augustinus hielt im ähnlichen Sinne nichts vom Pilgern. Leider hat er sich in diesem Punkt nicht durchgesetzt. Aber dennoch ist es bereichernd zu sehen, dass der Gott der Bibel an ganz konkreten Orten gewirkt hat. Und ich bin auch den Verantwortlichen vor Ort sehr dankbar, dass viele so grosszügig sind, dass man an diese besondere Orte gehen darf. Auch die Geburtskirche empfand ich eindrücklich. Dort darf man gratis hinein. Sechs verschiedene Konfessionen teilen sich diese Kirche, die einst von Konstantin dem Grossen erbaut worden war. Für mich als Reformierten sind zwar das Abküssen von Steinen und andere Riten etwas befremdlich. An diesem Punkt muss ich nun aufpassen, dass ich mich über diese andre Art der Frömmigkeit nicht erhebe. Wie beim letzten Blogg ausführlich erklärt, neigt unser (und auch mein) Herz dazu, die seit dem Sündenfall verdorbenen oder verbogenen oder einfach bösartigen Handlungsweisen auszuleben. Davor hüte ich mich nun. 
Man gestatte mir trotzdem mein Erkenntnisstand weiterzugeben: Jesus hat am Kreuz alles getan. Das ganze Gesetz und die Propheten erfüllt. Warum sollte er damit uns nicht auch alles andere schenken? 

Wer auf Jesus vertraut und ihn als Herrn bekennt, dessen Körper wird zum Tempel Gottes, weil der Dreieinige Gott darin zu wohnen beginnt. Das ist auch der Grund, warum wir keinen Tempel mehr brauchen. (Obwohl selbst Salomo bei der Einweihung des Tempels bemerkte, wie erstaunlich es ist, dass Gott in einem solchen Tempel sein möchte. Er ist ja viel grösser als alles Geschaffene. Es ist bemerkenswert und nicht offensichtlich. Ein Sinn liegt sicher darin, dass Gott mit dem Tempel ein für uns verständliches Bild der himmlischen Zustände geben wollte. Und er wollte wohl auch für unseren Körper als Tempel ein Beispiel geben, damit wir als Priester und Priesterinnen Gott dienen können (Allgemeines Priestertum laut dem Neuen Testament.)

Daher müssen wir auch nicht mehr um heilige Orte streiten: Unser ganzes sein soll Gott gehören und Gott geheiligt sein. (Was in unserer Unvollkommenheit natürlich nur durch Gnade möglich ist.) Wir haben ihm Gebet Zugang zum Heiligtum Gottes! Und was will man mehr? 

Daher war ich auch irgendwie erstaunt, dass es sogar eine evangelische Kirchen Mitten in der Altstadt von Jerusalem gibt. Wilhelm II, Kaiser des Deutschen Reiche (dass mit ihm vorbeiging), hatte die Erlöser-Kirche bauen lassen, da er gute Beziehungen zum damaligen Sultan pflegte.Er suchte für die Deutschen ein Platz an der Sonne und hier in Jerusalem fand er sie. Auch hier sieht man wieder: Das Land ist so interessant.


Zum Abschluss noch dieses Bild an der Mittelmeerküste von Israel. Wunderbarer Strand...
















Warum tun Christen anderen Menschen weh?

Warum tun Christen anderen Menschen weh?

„Und siehe einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.“
(Matthäus 26,51)

Wir Christen sind nicht besser als Nichtchristen. Hier lebt es einer aus, der bei Jesus war.

Warum tun Christen anderen Menschen weh?

Warum tun Menschen anderen Menschen weh?

Eine erste Antwort ist sicherlich, dass uns Gott gut geschaffen hat, aber unser Vorfahre Adam misstraute Gott und dachte, es käme besser heraus, ohne Gott. Dadurch verlor die Menschheit die Klare Optik von Gott für die Bewahrung der Schöpfung. Dadurch arbeiten wir mit dem Teufel daran, das Paradies, dass uns Gott gegeben hat, abzuschaffen. Oder anders gesagt, wir pervertieren die guten Gaben Gottes. Das Böse ist daher nichts anderes, als das pervertierte Gute. Noch klarer gesagt: Seit dem Sündenfall pervertieren wir alles Gute. Denn mit dem Verlust des wahren Gottevertrauens verirrt sich der Mensch immer wieder in wilden Ideen. Manchmal verliert er sogar die Sicht, dass sein Nächster ein Ebenbild Gottes ist.

Damals bei Adam begann für viele Menschen die Selbsterlösung und der Kampf ums Dasein, der gerne (zum Glück nicht immer) in ein selbstgerechten Verteilungskampf ausarten kann. Davon erzählt die Menschheitsgeschichte, die Bibel und leider auch die Kirchengeschichte.
Das ist sicherlich der tiefere, allgemeine Grund, warum Christen und andere Menschen andere Menschen wehtun. Im konkreten Fall können wir sehen, wie sich diese Wahrheit in einem Menschenleben auswirken kann.
Wer hier so brutal zuschlägt ist nicht irgendjemand. In Johannes 18,10 – 11 lesen wir:
„Da nun Simon Petrus ein Schwert hatte, zog er es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Name des Knechtes aber war Malchus.
Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?“

Es war Petrus, jener Mann, der Jesus als Fels für die Gemeinschaft der Heiligen auserwählt hatte. Petrus, der so viel verstanden hatte und so viel schneller als alle anderen reagierte, lag nun völlig falsch. Matthäus berichtet in Matthäus 26,52b - 54:

„Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! Oder meinst du, ich könnte nicht jetzt meinen Vater bitten, und er würde mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken? Wie würde dann aber die Schriften erfüllt, dass es so kommen muss?“

Jesus weist Petrus darauf hin, dass er mit seiner Gewalttätigkeit, gegen Gottes Plan handelt. Sicherlich hatte Petrus es gut gemeint: Er wollte damit verhindern, dass Christus gefangen und später gefoltert und gekreuzigt wird. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hat Petrus damit gegen Gottes Willen gehandelt. Aus seiner eigenen beschränkten Weltsicht versuchte er aus eigener Kraft richtig zu handeln – und handelte damit gegen Gottes Willen.
Dabei eifert Petrus für Jesus. Als Jesus von seinem Opfer am Kreuz für uns erzählte, meinte Petrus:
„Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!“ (Lukas 22,33b)
Ich denke nicht, dass dies nur eine sanguinische Aussage wahr: Petrus glaubte wirklich nicht nur, dass er dies tun könne. Er war wirklich ein Mann der Tat, der in der Vergangenheit bewiesen hat, wie Tatkräftig er war. Er ging allen mutig voran. So lief er sogar mit Jesus auf dem Wasser!

Es gab noch mehr Jünger, die mit ihrer Kraft und ihrer Gewalt Jesus vor seinem Opfertod bewahren wollten:

„Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!“ (Lukas 22,38)
Sie waren bereit für Jesus zu sterben und ins Gefängnis zu gehen. Mit all ihrer Kraft, mit all Ihren Schwertern hätten sie für Jesus drein geschlagen. Und Petrus führte es dann sogar aus, indem er einem Menschen das Ohr abschlug.

Darauf reagiert Jesus „Lasst es hierbei bewenden! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn“ (Lukas 22,51) Jesus heilte den Fehler von Petrus. Aber für Petrus kam es noch schlimmer. Er, der für Jesus in einen Krieg gezogen wäre, sollte wenig später Jesus dreimal verraten. Petrus musste lernen, dass es viel einfacher ist hasserfüllt drein zuschlagen und dabei zu siegen oder auch umzukommen (es gibt auch psychische Gewalt!), als ohne Waffengewalt und mit Liebe für den Nächsten und das Gute einzutreten. Wie viele Menschen sterben auch heute hasserfüllt, beim Versuch ihre menschlichen Feinde zu töten. Auch sie bringen nicht die Kraft auf, gewaltlos und in Liebe für das Gute einzutreten.

Unser seit dem Sündenfall krankes Herz sucht sich immer gerne einen Weg seine Bösartigkeit auszuleben. Was der andere falsch macht ist uns viel klarer, als was wir falsch machen. Darum rät Jesus, dass man zuerst seinen eigenen Balken vor dem Auge entfernen soll, bevor man den Spriesser im Auge des anderen entfernen will.

(Ich vermute, wir sehen sowieso bei unserem Nächsten nur die Spriesser, also die kleinen Holzzeile, die kleinen Sünden. Wenn wir uns bewusst werden, was alles in unserem Herzen steckt, dann werden wir auch entsprechend barmherzig mit den kleinen sichtbaren Sünden unseres Nächsten umgehen. Damit meine ich nicht, dass das, was wir am anderen sehen belanglos wäre. Aber diese Sünden, so schlimm sie sind, sind ja nur das Sichtbare, dahinter versteckt sich noch viel mehr. Aber das geht mich als Aussenstehender nichts an. Ich bin in erster Linie für die eigenen Abgründe in meinem Herzen zuständig. Ich muss diesen Balken von Gott bearbeiten lassen. Wenn ich so im Heilungsprozess stehe – aber eben immer noch gerechtfertigter Sünde – darf ich auch anderen Helfen, bei ihren offensichtlich sichtbaren Sünden. Aber es muss eine barmherzige Hilfe sein, die auch beim Durchtragen hilft. Dabei könnte es sein, dass unsere Herz sich dabei besser fühlen möchte, als der Nächste. Das ist dann unser Hochmut. Vielleicht wollen wir mit dieser Hilfe uns besser machen, als wir sind. Dann müssen wir auch diesen Balken zuerst Gott hinlegen.)

Unser Herz sucht sich also immer wieder Wege, seine für uns verborgene Bösartigkeit auszuleben. Dass tut es am liebsten, wenn wir glauben, die Bösartigkeit zu Recht anwenden zu können: „Dieser hat es verdient, dass ich ihm eins herunterhaue!“

Wirkliche Männlichkeit lebt uns Jesus Christus vor. Wie er klar und deutlich sagen kann: Warum handelst Du so an mir? Mit welchem Recht tust Du das? Oder wenn er hingeht und meine Sünden auf sich nimmt und so gewaltlos für den Teufel besiegt. Als zweiter Adam macht er den Fehler des ersten Adam wieder gut. Das konnte nur Jesus, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist.

Jesus Christus stand für das Recht ein. Er liess sich vom Unrecht nicht zum Hass verleiten. Damit überwand er das Böse. Da kommen wir Menschen, die nicht wie Jesus Gott sind, an unsere menschlichen Grenzen. Und wenn ein Petrus hier an seine Grenzen kam, dann werde ich es sicherlich auch, denn ich bin viel wankelmütiger als es Petrus war. Vielleicht sind Sie cholerischer? Aber ich vermute, da Sie nicht Christus sind, können auch Sie das nicht aus eigener Kraft durchziehen.

Doch Jesus wusste davon. Ja, er sagte es Petrus voraus, dass es so kommen würde.
„Simon (= das ist Petrus), Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du dich der einst bekehrst, so stärke deine Brüder!“ (Lukas 22,31+329
Hier sehen wir ein klein wenig, wie Gott gewaltig arbeitet: Hier trifft sich Gottes Plan, die Prädestination und die menschliche Verantwortung von Petrus mit der Gott arbeitet.
Wer kann das begreifen? Wer kann es fassen?

Auf jedenfall liebt auf diese Weise Jesus den Petrus nach Hause in die Ewigkeit. Auf diesem Weg, der Jesus heisst, soll Petrus ein Diener seiner Brüder und Schwestern werden. Gerade durch diese schlimme Erfahrung seines Versagens hat Petrus die Gnade und Barmherzigkeit Gottes in einem sehr tiefen Sinne erfahren. Seine Unfähigkeit hat ihm die Liebe Gottes umso bewusster gemacht und ihn für seinen Dienst für Gott und andere Menschen ausgerüstet.
Später, nachdem Petrus Jesus dreimal verraten hat und nachdem Jesus für uns am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist, fragt Jesus ihn auch dreimal, ob er ihn liebt. Dabei verwendet Jesus zuerst das Wort Agape. Während Petrus ein schwächeres Wort für Liebe, Phileo, verwendet (1). Beim dritten Mal, benützt auch Jesus das Wort von Petrus, Phileo, das schwächere Wort für Liebe. Dabei wurde Petrus traurig. Ein wahrer und ehrlicher Mann. Jesus liebt ihn mehr, als Petrus Jesus lieben kann. Aber darüber ist auch Gottes Gnaden.

Gebet

Lieber Jesus, lieber Heiland meines Herzens. Danke ist es nicht wichtig, was ich kann oder tue. Es ist wichtig, was Du tatest und tust. Und Du liebst mich – ohne Vorbedingung. Nichts muss oder kann ich für Dich tun, weil Du schon alles getan hast. Ich beuge mich vor Dir. Ich will mich nicht selber erlösen oder besser machen, sondern einfach zu Dir kommen, denn bei Dir ist Ruhe und Frieden, weil Du alles trägst und alles vergibst, weil Du alles bezahlt hast.
Dir allein gehört diese Ehre und ich möchte sie Dir geben. Nichts kann ich bringen. Alleine durch dich bin ich so frei, Dir völlig zu gehören. Du machst alles gut! Danke lieber Heiland!
Dein Reich komme. Hilf mir, dass ich in Dir, in Deiner Ruhe und Sicherheit wohne, damit Du wirken kannst und ich Dir nicht im Wege stehe. Bitte reinige und heilige alles mein Tun und Nicht-Tun.

Vergib mir jedes dumme Wort, jeden schlechten Gedanken, jede egoistische Regung: gerade auch in meinen Versuchen, es richtig zu machen. Und hilf mir, dass ich auch meinen Schuldern vergeben kann.

Danke ist es so! Amen!

Anhang

(1) Die Genferstudienbibel ist der Meinung, dass diese Auslegung möglich ist, aber nicht zwingend sei: „Erstens wendet Johannes diese Verben an anderen Stellen seines Evangeliums austauschbar an. Zweitens zeigen andere Aenderungen des Wortlauts in dieser Unterhaltung offensichtlich keinen Bedeutungswechsel an.“ (Seite 1756 Genferstudienbibel)

(2) Das Neue Testament lässt keinen Zweifel, dass wir Christen wegen unserem Glauben unrecht erfahren können. Paulus beschreibt es sogar als besondere Ehre für seinen Glauben an Gott verfolgt zu werden. Zum Glück sind wir auch aufgerufen, für unsere Regierung und unser Volk zu beten, damit wir ein ruhiges Leben führen dürfen. Aber das mit der Verfolgung ist ebenfalls eine Realität. Es gibt Stimmen, die meinen, dass heute weltweit soviele Christen verfolgt werden, wie es noch nie der Fall war. Man denke an den Exodus der Christen, aus sehr alten Kirchen im ehemaligen Stammgebiet des Christentums. Aber auch an vielen anderen Orten. In solchen Situationen ist es wichtig, dass wir der wahren Feind erkennen: Es ist nie der Mensch, der uns weh tut, sondern die Mächte, die dahinter stecken. Geistlich gesehen ist der Täter in einem gewissen Sinne selber ein Opfer (natürlich ist er auch für seine Tat vor Gott verantwortlich und Gott wird ihn gerecht richten, wenn er die Vergebung von Jesus ablehnt.). Aber er ist auch ein Opfer, das verblendet ist, wie wir, bevor uns Jesus unsere Sünden zeigte. Und die Herausforderung ist nun an uns, nicht wieder in das alte hasserfüllte oder überhebliche Verhalten zu geraten.
Darin sehen wir die Brisanz dieses Thema! Die Lösung ist zu Jesus gehen. Trost bei ihm erfahren. Gottes Recht verstehen. Den eigenen Anteil an den Problemen erkennen und angehen. Vergebung von Gott akzeptieren und auch Vergebung gewähren lernen. Versöhnung mit Gott leben und versöhnt leben, selbst wenn andere keine Versöhnung wollen. Ein grosses Uebungsfeld bis Jesus wiederkommt!

(3) Es ist normal auf dieser Welt, dass wir Fehler machen. Sie zu verdrängen mag kurzzeitig die einfachste Lösung zu sein. Vor allem unser selbstverliebter Stolz ernährt sich davon. Längerfristig tut es unserer Psyche aber nicht gut. Darum ans Licht mit dem Misst, d.h. vor Jesus alles bringen (schlechte und gute Werke). Gott und die Engel wissen es sowieso schon (nach Johannes Calvin: Daher ist es unvernünftig, es verstecken zu wollen. Und was kann uns besseres geschehen, als dass es uns vergeben wird?). Und dort bei Jesus ist die Lösung, weil er dafür gestorben ist. Daher können wir immer wieder neu anfangen. So oft wir auch fallen:

Denn Fallen ist menschlich. Liegen bleiben ist teuflisch. Aufstehen ist himmlisch!!!!

Freitag, 11. Juli 2014

Kirche ohne Gott. Sunday Assembly

Tief in uns sehnen wir uns nach mehr, als nur das, was hier auf Erden ist, weil wir auch zu mehr von Gott geschaffen worden sind. Dazu gehört auch, dass uns Gott als Menschen kreiert hat, die Gemeinschaft brauchen. Daher vergleicht Jesus manchmal die Christen auch mit einer Schafherde. Es ist daher logisch, dass jene, die zu Jesus Christus gehen, für eine ewige und erfüllende Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott bestimmt sind.

Ich glaube ein Preussen König versuchte einmal Kleinkinder nur mit materieller Versorgung durchzubringen. Durch die fehlende menschliche Nähe und Liebe überlebten sie nicht. Daher sollte es uns nicht erstaunen, dass es Kinder gibt, die sich nervig verhalten. Dadurch fordern sie Aufmerksamkeit ein. Diese Aufmerksamkeit wird leider eine unangenehme und ablehnende sein. Aber es ist für die Kinder und ihr Bedürfnis nach Aufmerksamkeit besser wenigstens dies zu bekommen, als gar keine Aufmerksamkeit. Man sagt daher ja auch, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass ist, sondern nicht beachtet zu werden. Hier sieht man sehr eindeutig, dass wir Menschen viel mehr als Material sind. 

Der in unserer westlichen Gesellschaft herrschende Materialismus greift viel zu kurz: Unser Menschsein ist mehr als nur Materie. Eines dieser "matphysischen Dinge" ist unser unser Bedürfnis nach Gemeinschaft.

Durch dieses Grundbedürfnis nach Gemeinschaft  gruppiert sich auch die betont atheistische Sonntagsversammlung "Sunday Assembly" in England, die das Deutsche Fernehen unter 

http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/videos/grossbritannien-kirche-fuer-atheisten-100.html

zeigt. 

Dabei tritt auch ein anglikanischer Geistlicher auf, der zu Recht sagt, dass wir Christen es lernen müssen, wie uns die heutige Zeit verstehen kann. Persönlich finde ich es noch schlimmer, wenn wir eine Kirche haben, die nicht nur das Evangelium nicht mehr vermitteln kann, sondern gar nicht mehr weiss, was das Evangelium ist. Denn dann braucht es diese Kirche nicht mehr. Denn eine Kirche, die keine wesentlichen Inhalte für die Menschen mehr hat - zu was soll sie noch Nütze sein? Dieser Satz tut mir weh. Und es schmerzt Gott wohl noch mehr. 

Gar nicht vor so langer Zeit habe ich einen Theologen gefragt, worin in seiner Theologie denn der Mehrwert für die Menschen ist. Er sagte mir, dass es das gar nicht brauche. 

Nach meiner Meinung ist das nicht das optimale Verständnis eines Theologen oder Predigers.

Was der Fernsehbericht nicht festhält: Die Church of England, die anglikanische Staatskirche ist im Gegensatz zu unseren Landeskirchen und den meisten Freikirchen am wachsen. Das liegt sicherlich auch an Verantwortlichen, wie jenem, der in diesem Bericht vorkommt. Die anglikanische Kirche hat ein Anliegen und einen Mehrwert für die Kirchenbesucher. Ich habe dies selbst vor Jahren erlebt, als ich in Oxford in zwei grossen anglikanischen Kirchen war. Die Dynamik, die Mischung aus modern und Tradition waren beeindruckend. Für mich Reformierten war es interessant zu sehen, wie alte Rituale, wie das Fragen oder Feststellen, des "Animators" und das Antworten der Gemeinde auch sehr lebendig sein kann. So antwortete die Gemeinde auf die Frage, ob man für den neu eingesetzten Verantwortlichen für die Jugendlichen beten wolle, mit einem kräftigen "JA". Bisher kannte ich diese Liturgieform nur von römisch-katholischen Kirchen, wo es auf mich aber eher monoton und wenige überzeugend klang. Hier war es nicht nur ein emotionsloses Tröpfeln, sondern ein intensives mitgehen. Diese grosse und altehrwürdige Kirche musste - wenn ich mich richtig erinnere - dreimal am Sonntag Gottesdienst feiern. In einem Gottesdienst mit moderner Musik stand vor mir eine hüpfende junge Frau. Da kam ein Angestellter der Kirche, und zeigte ihr ein Platz viel weiter vorne, damit sie mehr von der Musik habe. Der Angestellte war so alt, dass er nicht mehr viele Haare hatte und ging nur langsam vornübergebeugt. Er war vermutlich schon lange pensioniert und diente freiwillig weiter. Nur schon dieses Verhalten zeigt, wie dynamisch und respektvoll in diesen Kirchen miteinander umgegangen wird und wie unterschiedliche Menschen Platz haben Gott zu dienen und anzubeten. Da können wir von ihnen nur lernen. Es waren übrigens charismatisch beeinflusste Gemeinden. Die Kirchen waren voll und mir schien, dass es den Menschen mit ihrem Gottesdienst ernst war.


In der Kirche ohne Gott geniessen die Menschen schöne Gemeinschaft, tolle Musik und interessante Gedanken. Das alles sind gute Gaben Gottes. Und wieviel mehr könnten sie noch geniessen, wenn sie ihn anbeteten, Vergebung von Gott und untereinander erlebten, Heilung und Versöhnung wirkten. Ich bin meinem Gott so um das Wissen dankbar, dass er auch bei meinem grössten Versagen zu mir hält und für mich eintritt. Und er ist schon lange eingetreten , damals vor  2000 Jahren. Damals als er aus dem Tod für uns einen Doppelpunkt machte: Denn nach dem Tod fängt das überreiche Leben an, dass hier schon mit Jesus Christus beginnt.
Das wünsche ich diesen netten Besuchern und den Leitern der sympahtischen atheistischen Versammlung.

Samstag, 5. Juli 2014

Sind wir böse? Von was will uns Jesus Christus retten?

Sind wir böse?

Im Heidelberger Katechismus, einem reformierten Katechismus, wird unter dem Titel „Von des Menschen Elend“ ab Frage 3 diesem Thema nachgegangen. Darin wird klar festgehalten, dass Gott uns Menschen gut und als Ebenbild Gottes erschaffen hat. 


Das Böse kommt vom „Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern Adam und Eva im Paradies. Da ist unsere Natur so vergiftet worden, dass wir alle von Anfang an Sünder sind.“ (s. Frage 7, dabei wird auf 1. Mose 3, Römer 5,12.18.19 und Psalm 51,7 hingewiesen)

Woher erkennst du dein Elend? 

Fragt die dritte Frage. Die Antwort: „Aus dem Gesetz Gottes.“ (Römer 3,20: „Darum: aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden, denn durch Gesetz (kommt) Erkenntnis der Sünde.“)

Erst im Angesicht des Massstabes von Gott erkennen wir, was wirklich Liebe, was wirklich gut, was wirklich Heiligkeit ist. Und erst in diesem Licht bemerken wir, dass wir diesen Massstäben aus uns nie erfüllen können.

Wer das Leben von Jesus Christus studiert, erkennt ebenfalls, was wirklich gerechtes Menschsein ist. Und man sieht, was unsere realexistierendes Menschsein mit diesem Ideal eines Menschen, denn Jesus Christus ist Gott und Mensch zugleich, tat. Wir waren von ihm begeistert und dann verlästerten und töteten wir ihn. – Natürlich hätten wir Jesus Christus nicht so quälen, erniedrigen und töten können, wenn er dies nicht aus Gehorsam gegenüber seinem Vater und für uns auf sich genommen hätte. Und so zeigt es uns, zu was wir Menschen alles fähig sind, wenn man uns lässt: Wir bringen einen wirklich guten Menschen um, weil er mit seiner Ehrlichkeit unsere Dunkelheit stört.

Wir Menschen sind also seit dem Sündenfall der Perversion des Guten verfallen. Dies bedeutet, dass damals beim Sündenfall Adam der Versuchung nachgab und sich dem Bösen, dem Teufel unterstellte. Damit gab Adam jene Macht, die Gott ihm über diese Welt gegeben hat, an den Teufel. In diesem Sinne wurde der Teufel zum Herrscher dieser Welt und wir Menschen zu Kinder des Teufels. (Wobei letztendlich Gott immer noch alles in seiner Hand hat. Aber es machte alles komplexer.)

Eine harte Aussage. Eigentlich denken wir, dass wir doch eigentlich nicht so schlimm sind. Denn in uns liegt ja immer noch die von Gott gegebene Ueberzeugung, dass wir für mehr geschaffen sind, nämlich für eine gute Ewigkeit. Daher könnte man auf den Gedanken kommen, dass es nur unser Unwissen über das Böse ist, dass wir das Böse ausführen. Ich glaube Sokrates drückte dies sogar so aus. Und ehrlich gesagt war und bin ich zum Teil heute noch von diesem Gedanken beeinflusst. Nach dieser Ueberzeugung müsste man nur die Menschen gut lehren, dann werden sie sich auch gut verhalten. 

Bis zu einem gewissen Grad kann man dies sicherlich in der Realität erleben. Es gibt Menschen, die lassen sich von guter Lehre beeinflussen. Diese Menschen guten Willens tun gute Werke. Helfen anderen, fördern die Medizin und lehren andere Menschen, dass es ihnen besser geht. Ich denke, dass kommt daher, dass wir gut sein wollen. Daher wirken Menschen mit einer positiven Einstellung, Gutes. Das kann für uns alle angenehm sein. Es gibt allerdings auch Personen, die dadurch eine Ueberbehütung wirken und Menschen an sich binden. Bei diesen merkt man, dass dies nicht so uneigennützig ist. Bei anderen ist es besser dossiert. Mit ihren guten Werken können sie sich selber beweisen, dass sie gar nicht so schlecht sind. Und dann gibt es Menschen, die mich einfach mit ihrer Güte beeindrucken.

Was geschieht aber, wenn man diesen Menschen plausibel erklärt, dass es gut ist, einen Menschen zu verachten, zu erniedrigen und seine Menschenwürde abzusprechen? Was geschieht, wenn man einem Menschen sagt, es sei gerecht, die in uns liegende Boshaftigkeit an einem anderen Menschen auszuleben?

Ich denke nicht nur die Nationalsozialisten spricht das an, sondern jeder Mobbing-Fall in einer Firma zeugt davon. Jede Gruppierung, die sich über einen oder andere Menschen erhebt und in Selbstgerechtigkeit über andere herfällt, zeugt davon. Oder stellen wir uns Eltern vor mit einem Kind am Mittagstisch vor, dass in seiner Ungeschicklichkeit ein Glas vom Tisch wirft. Die Eltern werden wütend, schreien das Kind an und lassen es für eine Stunde in ihrem Zimmer schmoren. Warum reagieren diese Eltern so? Hätte die Mutter oder der Vater das gleiche gemacht, hätte man nicht so reagiert. Man hätte vielleicht noch Verständnis für dieses dumme Missgeschick gehabt. Haben hier die Eltern ihre Bösartigkeit an einem sich nicht wehren könnenden ausgelassen? An ihrem eigenen Kind? Wenn es wirklich nur Ungeschicklichkeit des Kindes war, war das Handeln der Eltern sicherlich ungerecht und zeugt von einem tieferliegenden Problem in unserem Menschsein.

Wer diesem Gedanken nachgeht, wird eine Bereitschaft von uns Menschen finden, Böses tun zu wollen. Wer wirklich hinsieht, was vorgeht, wenn Menschen geplagt werden, sei es in einem Mobbingfall bis hin zu einem Völkermord, wird auf diese Mechanismen stossen: Wenn Menschen glauben, ihr Böses ausleben zu dürfen, weil es gerechtfertigt scheint oder einfach, weil sie dafür nicht bestraft werden, ist es eine grosse Versuchung, dies auch auszuleben. Und dies zeigt doch klar daraufhin, was in uns steckt.

Wir können auch Bibelstellen nehmen und achten, wie Christen genau in diese Falle gelaufen sind und noch laufen, weil ihr böses Herz sie betrügt. Wenn Jesus zum Beispiel Pharisäer angreift und sie als hochmütig beschreibt. Wie wirkt das auf uns? Denken wir, das waren aber besonders Schlimme? Oder sehen wir nicht, dass wir gerade mit dieser Feststellung das tun, was Jesus an den Pharisäern verurteilten?

Schauen wir doch genau hin, wenn Jesus den hochmütigen Pharisäer beschreibt, der betet: „Danke Herr bin ich nicht so wie dieser Sünder, dieser Zöllner.“ Und dann hören wir vom Sünder, dem Zöllner, der wirklich Menschen ungerecht besteuert hat, wie er auf seine Brust schlägt und ehrlich zugibt, dass er ein Sünder ist. Dieser Sünder, der andere Menschen mit überhöhten Zöllen beraubt hat und damit gegen Gott selber gesündigt hat, diesem Sünder wird von Gott vergeben. Er wird gerechtfertigt nicht aus Werken, sondern aus Gnade. Der selbstgerechte Pharisäer aber verbleibt in seiner Selbstgerechtigkeit. Wenn wir nun aber hingehen und diesen Pharisäer verachten oder noch weiter gehen und gläubige Juden verachten, dann hat uns unser Herz betrogen. Denn dann machen wir ja genau das gleiche, was Jesus an diesen Pharisäern kritisierte: Wir überheben uns über einen Menschen. Und das Christentum hat sich auf diese Art schon oft am Judentum versündigt, obwohl genau davor  im Römerbrief gewarnt wird: Wir Heidenchristen (= nicht jüdische Christen) haben kein Recht uns über Juden zu erhöhen.
Wir müssen einsehen, dass Jesus den Zöllner genauso liebte wie den Pharisäer. (Der Zöllner war übrigens auch Jude.) Im Gleichnis des verlorenen Sohnes kommt diese Liebe von Jesus für den jüngeren Sohn (= rebellierender Sohn) und dem älteren (= mit Gehorsam rebellierenden Sohn = Pharisäer) sehr deutlich zum Ausdruck. Genau genommen erzählt Jesus dieses Gleichnis für die Pharisäer. Er wirbt um ihr Verständnis für ihren jüngeren Bruder und ihren liebenden Vater im Himmel. Und wie damals die Pharisäer sehen wir als Christen oft gar nicht, wie der ältere, der scheinbar perfekte Sohn genauso wie der jüngere und rebellierende Sohn, Gnade braucht? Sehen wir es vielleicht nicht, weil wir selber noch nicht wirklich begriffen haben, was  Gnade ist, sondern immer noch im Leistungsdenken verankert sind? Wollen wir wie der ältere Sohn in diesem Gleichnis mit unserem Fleiss, unserer Leistung, unserem scheinbaren Gehorsam Gott für unsere egoistischen Ziele manipulieren und sind dann so tief enttäuscht, wie es dieser ältere Sohn ist, wenn Gott es anders sieht und viel barmherziger als wir sind

Von was will uns Jesus Christus retten?
Wir alle sind – ohne Gottes eingreifen –in unserer Sündhaftigkeit verloren. Damit können wir auch die Frage beantworten, wovon uns Gott erretten muss: Von unserer Bösartigkeit. Mit dieser Bösartigkeit werden wir bis in alle Ewigkeit uns eine Hölle schaffen. In diesem Sinne bekommt jeder Mensch, was er will! Oder anders gesagt:

Wer seinen Willen erfüllt haben wird, wird seine Hölle erhalten. Und wer Gottes Wille erfühlt haben will, den Himmel Gottes.

Und jetzt kommt der Clou, den man aber nur anhand der Prädestinationslehre in seiner besonderen Tiefe erkennen oder erahnen kann: Es ist normal, dass wir die Gnade Gottes, Gottes Geschenk an uns ablehnen, weil wir von der Sünde beherrscht werden. Es ist der Heilige Geist, der zuerst eine geistliche Wiedergeburt schaffen muss, damit wir überhaupt uns zu Gott kehren wollen. Er kann wohl einzelne gute Werke machen, aber seine tiefste sündhafte Motivation kann er nicht ändern. "Alles ist eitel. Und ich, der ich das sage, bin ebenfalls eitel." So oder so ähnlich hat es glaube ich Blaise Pascale gesagt.  Das übrigens meinten Augustinus, Luther und Calvin mit dem unfreien Willen: Der Mensch ist unter die Sünde verkauft und ihr verpflichtet, darum ist der Wille des Menschen unfrei, sich für Jesus zu entscheiden. Der Mensch kann aus seiner Sündhaftigkeit heraus sich nicht bekehren und sein Herz, d.h. seine Gesinnung ändern. Das ist auch der Grund, warum sich nicht alle Menschen bekehren. Der Ruf (d.h. die Predigt des Evangeliums) muss an alle erfolgen. Aber erst der Heilige Geist schafft aus der Verkündigung des Wortes Gottes Eingang in den Herzen der Hörer. Darum beten wir ja auch, dass sich jemand bekehrt... Das ist eigentlich zutiefst calvinistisch, im Sinne aus der Prädestinationslehre abgeleitet. 

Wenn sich jemand bekehrt, so glaubt er aus freien Stücken, sich Gott anzuvertrauen – und aus seiner Sicht ist dies auch so. Später wird er vielleicht beim Bibelstudium entdecken, dass es das Wirken des Heiligen Geistes war, dass ihn zu Jesus Christus gezogen hatte.

Daher ist es zutiefst wahr, dass wir Christen kein Deut besser sind als Nichtchristen. Es ist alleine die Gnade Gottes. Und das Schlimme ist, auch wir neigen nach unserer geistlichen Wiedergeburt dazu, unser altes Menschsein auszuleben. Darum ruft uns die Bibel auch auf, in Christus zu leben und zu vergeben, zu lieben, uns nicht zu beissen usw. Das ist ein Kampf. Und doch auch ein Geschenk. Denn wir sollen nicht nur aus Gnaden errettet sein, sondern auch in der Gnade leben und nicht in einer selbstgerechten Frömmigkeit verfallen.

Der Alltag beweist, dass dies nicht so einfach ist. Besonders wenn wir uns stark fühlen. Aber Gott lässt uns nicht los und hilft uns, in seiner Gnade und Barmherzigkeit zu wachsen. Gerade letzthin habe ich ein psychologisches Buch gelesen, wo jemand ein Krankheit beschreibt, die aus Selbstgerechtigkeit besteht. Dabei machte diese Schrift einen Fehler: Nicht nur diese Krankheit macht uns blind, sondern wir alle stehen unter dieser Gefahr, jeder auf seine persönliche Art. 

Unsere Barmherzigkeit wird erst dann wachsen, wenn wir Barmherzigkeit von Gott erleben. Dazu gehört in der Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis zuzunehmen. Was heisst das?
Je mehr ich Gottes Liebe zu mir erkenne, umso ehrlicher kann ich zu mir sein. Umso mehr kann ich auch die dunklen Seiten von mir zugeben und betrachten. Denn von Natur bin ich blind für meine Sünden. Wenn ich Gottes Sicht der Dinge anhand der Bibel schärfe, erkenne ich durch meine sündhafte Natur viel leichter die Ungerechtigkeiten anderer als die meinen, ausser ich lasse es zu, dass der Heilige Geist mich selber treffen darf. Diese Sündenerkenntnis über mich selber ist ein schmerzhafter Prozess. Gleichzeitig staune ich aber, wie mich Gott trotzdem liebt und wie er mich erwählt hat und bedingungslos zu mir hält. Das macht mich dankbar gegenüber meinem mich liebenden Gott und lässt mich mehr von seiner grossen Barmherzigkeit erleben. So wird Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis, was auch eine Sündenerkenntnis ist, zur Grundlage meiner Heiligung: Ich erkenne immer mehr, wie heilig, gut, mächtig und liebevoll mein Heilland ist und wie ich diesem Massstab nicht entspreche. (s. hierzu auch Calvin der mit den Begriffen Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis sein Institutio beginnt.)

Wer das begriffen hat, wird wohl Luther richtig verstehen, wenn er sagt, dass wir als Christen zugleich gerecht und Sünder (simul iustus et peccator) sind. Dass Gott mit uns heuchelt, wenn er uns als Gerechte behandelt und dass wir fröhliche Sünder sein sollen.
Wir sollen Gutes tun und in jenen Werken wandeln, die Gott vorbereitet hat. Aber wie der Heilige Geist unser Gebet heiligen muss, weil wir nicht wirklich wissen, wie wir zu beten haben, so muss auch unser ganzes Leben und auch unsere guten Werke von Gott geheiligt werden. Daher ist es gut, wenn wir nicht nur für unsere offensichtlich bösen Taten Busse tun, sondern auch für unsere Guten: Bis zu unserer Verherrlichung bei der Rückkehr von Jesus, sind wir sehr stark auf Jesus angewiesen: Ohne ihn können wir nichts tun!!!! Alles andere wäre selbstverliebte Gesetzlichkeit, in der wir unsere Fähigkeiten überschätzen. ABER in dieser Unvollkommenheit, ständig in der Gnade Gottes lebend, können wir fröhlich und glücklich unser Leben frei gestalten!
Was aber verheissen ist: Wenn Jesus wiederkommt oder wir sterben und wir bis dann in Christus bleiben, dann werden wir durch ihn verherrlicht. Dann wird unser Gutes gut sein. Dann werden wir über unsere guten Taten keine Busse mehr tun. Nun aber ist dies notwendig. Denn wie Gott unsere Gebete heiligen muss, so muss er auch unsere guten Werke heiligen. Wir können es nämlich nicht. Ohne Jesus geht nichts. Beweis? Hier die Bibelstelle:

„Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren.
Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich (für uns) in unaussprechlichen Seufzern.
Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäss.

Wir wissen aber, das denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach (seinem) Vorsatz berufen sind.“

(Römer 8,25-28)

So dürfen wir als Kinder Gottes und Sünder immer zu Jesus gehen. Er macht alles gut. Aus Gnaden berufen, leben wir nun in Gnaden. Wir geben uns Mühe und strecken uns aus, nach dem guten Leben. Hören auf Jesus und leben in Christus und wissen doch, dass er alles tun muss. Wir nehmen unsere Verantwortung für unser Leben und die uns anvertrauten Menschen wahr und legen doch alles in die guten Hände unseres Gottes: Denn nur in ihm kommen wir zu Ruhe!

Gebet

Danke lieber Heiland Jesus Christus, bist Du mein Heiland, der alles für mich getan hat. Du hältst immer zu mir. Durch Dich habe ich Vergebung und Reinigung. In Dir wird alles erfüllt. Durch Dich bin ich im göttlichen Gericht gerecht gesprochen worden, weil Du meine Strafe getragen und bezahlt hast. Vielen Dank.

Lieber Vater im Himmel. Danke, dass Du diesen Plan durchdacht und durchlitten hast. Danke erkennen wir Dich in Jesus Christus. Danke hast Du mich erschaffen, gerettet und leitest Du mich zu Dir.

Lieber Heiliger Geist, danke wohnst Du mit Jesus und dem Vater in mir und machst Du meinen Körper zu einem Tempel Gottes. Danke lieber Heiliger Geist redest Du mit Deiner sanften und lieben Stimme zu mir. Danke erklärst und zeigst Du mir soviel in der Bibel.
Danke Dreieiniger Gott. Danke.

Amen