Dienstag, 28. Januar 2014

Das dieser Gott unser Gott ist immer und ewig; er führt uns über den Tod hinweg!



(Psalm 48,15)     כי זה אלהים אלהינו עולם ועד הוא ינהגנו על־מות׃
                                                                                    s. auch Anhang 1
Was für eine Zusage: Gott ist immer und ewig und er der Ewige führt uns über den Tod hinweg!
Durch all die Jahrtausende führt er jeden über den Tod hinweg zu sich, der ihm traut und mit ihm in den Bund getreten ist.
 
Einst hatte Gott mit uns Menschen einen Werk-Bund geschaffen. Wir wissen es, die Menschheit übertrat die Bedingungen dieses Bundes und wählte freiwillig den Tod! Seitdem lastet auf uns der Fluch des Todes. Jeder Mensch der geboren wird, wird auch sterben (In der Bibel werden nur zwei Ausnahmen beschrieben.) Und nicht nur wir, auch jedes andere Geschöpft dieser Welt sehnt sich nach der Wiederherstellung des paradiesischen Zustandes. Die Bibel geht sogar noch weiter, wenn sie sagt:

„Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt; und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes. Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht?“ (Römerbrief 8,22 -24)

Auch wenn wir mit Gott im Bunde sind, weil uns Gott die geistliche Wiedergeburt geschenkt hat, liegen wir in Wehen, d.h. wir leiden an und in dieser Welt. Wir werden krankt. Wir werden vielleicht ausgelacht und beleidigt. Wir werden ungerecht behandelt. Oder wir werden lieblos behandelt. Und zu allerletzt, wenn Jesus nicht vorher wiederkommt, werden wird dieser Leib sterben und vermutlich in der Erde vermodern. Aber tief in uns, wollen wir das nicht. Und wir sollen uns diesen Willen auch nicht ausreden lassen oder mit „religiösen“ Ideen abtun: Es ist wirklich schlimm. Zutiefst wissen wir, dass wir nicht zu dem bestimmt waren: Gott hat uns einen Körper und einen Geist gegeben, der zusammengehört. Er hat uns geschaffen, damit wir mit Anerkennung und Liebe durch den Dreieinigen Gott und seine Schöpfung erhalten. Stattdessen wählten unsere Vorfahren den Ungehorsam und den Tod.

Aber schon damals, an diesem Tiefpunkt der menschlichen Geschichte, schenkte uns Gott einen Hinweis und damit eine Hoffnung, dass dies nicht immer so bleiben wird:
ואיבה אשׁית בינך ובין האשׁה ובין זרעך ובין זרעה הוא ישׁופך ראשׁ ואתה תשׁופנו עקב׃
Hier eine deutsche Uebersetzung (Schlachter):
„Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (1. Mose 3,15)

Damit begann, nach der Bundestheologie ein ganz neues Kapitel der Menschheitsgeschichte: Anstelle eines Werkbundes schaffte Gott einen Gnaden-Bund. Nun mussten wir Menschen keine Bedingung mehr einhalten, Gott selber verpflichtete sich diesen Bund zu erfüllen. Hier begann der Gnadenbund, der in Jesus vollkommen erfüllt wurde. Zwischen diesem Punkt und Jesus spannt sich die Geschichte des barmherzigen Erbarmens Gottes in seiner überwältigenden Gnade. Zugegeben, dies ist nicht immer ganz offensichtlich. Sogar in 1. Mose 3,15 ist es vermutlich nicht sofort ersichtlich. Und hier ist es wohl auch so von Gott geplant, dass die Menschen und Engel es noch nicht ganz begreifen sollten. Man erfuhr nur, dass einmal ein Nachfahre von Eva der Schlange, der Versuchung und dem Bösen den Kopf zertreten wird. Wir wissen, dieser Nachfahre war Jesus Christus. Ein 100% Mensch und zugleich 100% Gott selber. Anders war dies einfach nicht möglich. Dieses Geheimnis aber deckte Gott nicht so schnell auf. Zuerst schloss er noch andere Gnadenbunde mit uns Menschen: Noah mit dem Bundeszeichen des Regenbogens, den Bund mit Abraham, den Bund mit Mose, den Bund am Sinai, den Bund mit David und dann den neuen Bund durch Jesus Christus. Aber eigentlich, laut Bundestheologie handelte es sich seit 1. Mose 3,15 immer um den gleichen Bund, der schlussendlich durch das Blut von Gott selber, Jesus Christus erfüllt wird. Gott selber erfüllt die Bedingungen, damit unser Blutschuld vergeben wird. Gott selber trägt unseren Fluch ans Kreuz und spricht uns zu frei und gerecht.
Und auch in diesem Psalm sticht dies hervor:
„dass dieser Gott unser Gott ist immer und ewig; er führt uns über den Tod hinweg!“ (Psalm 48,15)
Und Gott wird uns, auch wenn es noch so dunkel werden sollte, er wird uns durchtragen. Dafür hat er uns sein Pfand: Jesus Christus gegeben. „Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Römerbrief 8,32)

Danke lieber Heiland für dieses Vorrecht. Danke für Dein grosses Opfer. Danke dass Du alles schenkst. Ich will nicht undankbar sein, sondern dankbar für Deine Gnade und Liebe. Befiehl was Du willst: Schenke es aber auch! (Sinngemäss nach Augustin).
Amen

 "Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern. (Auen: wörtl: Weideflächen mit zartem Gras. stillen Wasser: wörtlich Wasser zum Ausruhen.)
Er erquickt meine Seele, er führt mich auf rechter Strasse um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Todestal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab, die trösten mich!
Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde;
du hast mein Haupt mit Oel gesalbt, mein Becher fliesst über.
Nur Güte und Gnade werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im hause des HERRN immerdar." Dieser Psalm 23 nimmt genau das gleiche Anliegen auf: Inmitten der Probleme, ja sogar des Todestales kann man in Gott geboren sein. Herr schenke uns das!



Anhang 1
כי זה אלהים אלהינו עולם ועד הוא ינהגנו על־מות׃
Die Interlinear Uebersetzung von Rita Maria Steuer nach der Biblia Hebraica Stuttgartensia 1986 übersetzt:
“Dass dieser Gott ist unser Gott Dauer (für immer) und ewig Er, uns führt er auf (= bis zum) Sterben.”

Die “alte” Zürcher Bibel übersetzt diesen Vers:

“Dies ist der Herr, unser Gott auf immer und ewig; er wird uns leiten.”

und Luther übersetzt:

“Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist’s der uns führet.”
Die  Genfer-Studienbibel mit ihrer Schlachterübersetzung gefällt mir am Besten:
“Das dieser Gott unser Gott ist immer und ewig; er führt uns über den Tod hinweg!” (Psalm 48,15)



Samstag, 11. Januar 2014

Gnade Psalm 25 und Augustinus, Luther und Calvin



Gnade

„Vom David
Zu Dir wott ales i miir.
DU bisch miin Gott, bi diir bin ich sicher.
Iich wett mi scho nie müese schäme vor mine finde,
wo nu über mi lached“
(Psalm 25, 1 + 2, Züritüütsch, us em Hebrèèische überträit vom Josua Boesch)

לדוד אליך יהוה נפשׁי אשׂא׃
  אלהי בך בטחתי אל־אבושׁה אל־יעלצו איבי לי׃
Hebräischer Text: Psalm 25, 1 und 2

“Von David
Nach dir, Herr, sehnt sich meine Seele.
Auf dich ,meine Gott, vertraue ich;
Lass mich nicht in Schande enden,
Lass meine Feinde nicht über mich triumphieren!”
(Psalm 25, 1 und 2 aus Genfer Studienbibel, Seite 900)

Der Psalm 25 ist ein akrostichischer Psalm. Wenn wir den gesamten Psalm in Hebräisch vor uns liegen haben würden, würden wir feststellen, dass jeder Zeilenanfang – mehrheitlich – nach dem Alphabet geordnet beginnt. Das bietet die Möglichkeit, den Psalm besser auswendig lernen zu können – in Hebräisch.

David bekennt in Vers 10 und 11:

“Alle Pfade des HERRN sind Gnade und Wahrheit denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren.
Um deines Namens willen, o HERR, vergib meine Schuld; den sie ist gross!”

Gott verheisst, dass alle seine Wege (Pfade) Gnade und Wahrheit sind. Dann wird wie eine Bedingung angeknüpft: “die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren.” Luther übersetzt: “Die Wege des HERRN sind lauter Güte und Treue für alle, die seinen Bund und seine Gebote halten.”

Wie halt man denn nun den Bund Gottes und seine Gebote? Es klingt irgendwie nach sehr viel Leistung und Anstrengung. Gerade im nächsten Vers heisst es dann:

Um deines Namens willlen, HERR, vergib mir meine Schuld, die so gross ist!” (PS 25,11, Luther)

Hier klingt eindeutig die Gnade hervor: Wir halten den Bund mit Gott, indem wir uns auf die Gnade Gottes verlassen und nicht auf unsere Leistung. David hat Sündenerkenntnis. Er ist von ihr überwältigt. Und er macht das weiseste: Er steht dazu, weil er weiss, dass der gnädige Gott ihm dies vergeben wird. Warum? David schreibt nicht, weil er besser wäre, als andere Menschen. Da steht nichts in diese Richtung. Es steht: “Um deines Namens willen, HERR,” Der Grund, warum David Vergebung liegt nicht darin, was er tut, sondern indem was GOTT IST: Gott ist gnädig und David verlässt sich auf Gott. Noch mehr: Um deines Namens willen. Der Name Gottes ist Programm. Hier steht יהוה   = JHWH. Aus lauter Ehrfurcht wurde dieser Name Gottes in Israel nicht mehr ausgesprochen. Man las anstelle dieses Namens “Adonaj”, also “unser HERR”, wie es auch in unseren zwei Uebersetzungen ins Deutsche geschehen ist. Wir wissen, dass Gott ein Dreieiniger Gott ist. Er lebt seit Ewigkeit in wertschätzender und liebevoller Gemeinschaft. Damit ist unser Gott ein liebevoller Gott, der so mächtig wie liebevolle ist. David erkannte, dass Gott liebevoll und barmherzig war, darum konnte er beten: “Um deines Namens willen, o HERR, vergib meine Schuld; denn sie ist gross!” und alle seine Wege sind Gnade und Wahrheit.

Auch Vers 8 + 9 nimmt dies auf: “Der HERR ist gut und gerecht, darum weist er die Sünder auf den Weg; er leitet die Elenden auf den rechten Pfad und lehrt die Elenden seinen Weg.”

Hier sehen wir auch die alttestamentlich Definition für einen gerechten Menschen: Es ist jemand dem Gott vergeben hat. Daraus wächst Gottesfrucht (Vers 12): “Wer ist der Mann, der den HERRN fürchtet? Er lehrt ihn den Weg, den er erwählen soll.” Und dies soll ihm in seinem Leben gut tun (s. Vers 13).
In den folgenden Versen werden neben unserer Sündhaftigkeit noch andere Probleme in unserem Leben aufgeführt. Sie warden Gott anvertraut, im Wissen, dass der HERR uns dadurch helfen wird.

“Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet, dass er meinen Fuss aus dem Netze ziehe.
Wende dich zu mir und sei mir gnädig; den ich bin einsam und elend!
Erleichtere die Angst meines Herzens und führe mich heraus aus meinen Nöten!
Siehe an mein Elend und meine Plage und vergib mir alle meine Sünden!
Siehe an meine Feinde, den ihrer sind viele, und sie hassen mich grimmig.
Bewahre meine Seele und rette mich; lass mich nicht zuschanden werden; den ich traue auf dich!”
(Psalm 25, 15-20)

Und dann zeigt der Beter David, dass diese Zuversicht ihn nicht auf die dumme Idee kommen last, Unrecht mit Unrecht zu vergelten, wie ich es heutzutage immer wieder mal höre:

“Unschuld und Redlichkeit mögen mich behüten; den ich harre deiner.
O Gott, erlöse Israel aus allen seinen Nöten!” Amen, Herr mache das. Und erlöse auch uns aus allen unseren Nöten!

Die Gnade Gottes kommt im Neuen Testament noch klarer zum Vorschein, weil Gott selber, als Jesus Christus zu uns kommt. Er hat uns vorgelebt, wie Gott ist.
Dabei war Jesus der vollkommene Mensch und Gott. Auch als er sterbend am Kreuz meine Sünden übernommen hat und als er aus den Toten auferstandenden ist. Damals zerbrach er die Todesmacht. Leider müssen wir auf die vollkommene Erfüllung dieses Erbanspruchs noch warten:

“Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht?
Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es mit Ausharren.
Ebenso kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu Hilfe. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.
Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des Geistes ist; den er tritt für die Heiligen so ein, wie es Gott angemessen ist. Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.” (Römerbrief 8, 24 – 28)

Dies hat gewaltige Folgen für unser Christsein. Es ist absolut wahr, dass wir nicht besser, als
Nichtchristen sind. Häufig erlebe ich, dass wir Christen nicht in der ganzen Konsequenz begreifen, was dies für uns bedeutet: Wir sind wirklich errettete Sünder! Von Gott heilig gesprochen, weil Gott selber unsere Verfehlungen getragen hat. Der Unterschied ist nur Gnade. Jener Stein des Anstosses, der Christus ist. Denn wir wollen zutiefst geliebt warden, weil wir irgend etwas Gutes in uns haben und nicht nur, weil uns Gott wegen seines Namens liebt. Es bedeutet die völlige Bankrotterklärung unserer menschlichen Möglichkeiten. Und zwar nicht nur zur Errettung, sondern auch, um unser Leben heilig führen zu können. Wir können es aus eigener Kraft nichts, was Gottes liebevolle Masststäbe erfüllen könnte. Daher muss auch das Leben eines Christen, wie seine Errettung, aus Gnaden Gottes sein.

Nach den Männern des Neuen Testaments gab es drei Theologen, die dies sehr gut verstanden haben. Sie sind in dieser Sache wie drei Leuchttürme, die bis zu uns scheinen.

John Piper hat ein kleines Büchlein über diese Personen geschrieben, dass ich zur Zeit am Leben bin:
"Ueberwältigt von Gnade, Aurelius Augustinus, Martin Luther, Johanne Calvin" John Piper zitiert Seite 22 Augustin: "Wer ist nicht entsetzt über die Abgründe, die sich im Leben eines hingebungsvollen Menschen öffnen können?..." (S. 22)

John Piper schreibt u.a. dazu: "Augustinus wusste, dass ihm das Gleiche geschehen würde, wenn er aus eigener Kraft treu und rein bleiben sollte. Der Kampf für die allmächtige  Gnade war nicht theoretischer oder akademischer Natur; er war praktisch und höchst notwendig. Heiligkeit und Himmel standen auf dem Spiel. Darum kämpfte er mit aller Kraft für die Oberhoheit der Gnade gegenüber Pelagius' Verherrlichung der letztlichen Selbstbestimmung des Menschen."
Piper geht auf die Fehler dieser drei grossen Lehrer der Gnade ein. Sie seien damit und mit ihrer Lehre Zeuge der überwältigten Gnade Gottes.

"Es ist ein Buch über drei berühmte und fehlerhafte Väter der christlichen Gemeinde. Darum ist es ein Buch über die Gnade, nicht nur, weil die Treue Gottes über die Fehlerhaftigkeit der Menschen triumphierte, sondern auch, weil dies das eigentliche Thema ihres Lebens und Werkes war..... Sie hatten die Wirklichkeit der allmächtigen Gnade Gottes erfahren und bauten ihr Leben und ihren Dienst darauf auf. Insofern blieb ihre gemeinsame Leidenschaft für die Souveränität Gottes unbefleckt von menschlicher Rivalität. Jeder von ihnen bekannte öffentlich, dass das Wesentliche an erlebtem Christentum der herrliche Triumph der Gnade über das sündige Unvermögen des Menschen ist." (S. 21).

Augustinus konnte, indem er eine grössere Freude in Gott fand und indem er in allen Freuden und Liebe dieser Welt ein Geschenk Gottes sah, sich Gott freudig unterstellen. Solange er diese Freude nicht gefunden hatte, weigerte er sich Christ zu werden. Seine sexuellen Praktiken und sein philosophischer Stolz hinderten ihn, sich vor Gott zu demütigen. Ein ganz gewaltiger Gedanke. Den auch Calvin aufnimmt, wenn er schreibt: "Und es wird sich niemand Gott aus freien Stücken und willig in Gehorsam unterwerfen, der nicht seine väterliche Liebe geschmeckt hat und dadurch gereizt wurde, ihn zu lieben und ihm zu dienen." (Institutio I,5,3) Augustinus geht dann soweit, dass er sich sogar über die von Gott geschenkte Genialität der Irrlehrer und sich irrenden Philosophen freuen kann! Was für ein Gedanke. "Wer könnte der intellektuellen Brillanz genügend Gerechtigkeit widerfahren lassen, die Philosophen und Häretiker offenbaren, wenn sie ihre Irrtümer und falschen Meinungen vertreten?" (Seite 93) Was für eine positive Haltung Gott gegenüber! (Dies bedeutet natürlich nicht, dass er ihre Logik zugestimmt hätte. Im Gegenteil, Augustinus kämpfte dagegen. Aber die daraus resultierende Wertschätzung gegenüber Gottes Allmacht, muss uns gleichzeitig auch zu einer Wertschätzung unseres Nächsten führen, selbst wenn er seine von Gott geschenkte Genialität nicht sinngemäss anwendet. Bei Luther kam in dieser Situation sehr stark die Wut zum Vorschein. Manchmal ging er dabei zu weit und versündigte sich. Manchmal war es aber auch angebrachte. Vielleicht war es oft auch beides. Heute herrscht ja, vermutlich durch östliche Religiosität der Gedanke, dass Wut generell schlecht sei. Die Bibel selber hat da ein viel pragmatischeren Ansatz, wenn sie lehrt: "Zürnt und sündigt (dabei) nicht! Die Sonne gehe nicht unter über euren Zorn!" Epheserbrief 4,26) Sich über Ungerechtigkeit aufzuregen, ist nicht falsch. Gott selber tut das. Unser Problem ist, dass wir gerne unseren Zorn für den gleichen heiligen Zorn Gottes halten, wenn sich Gott über Ungerechtigkeit aufregt. Dabei vermischen sich in unserem Zorn häufig sehr egoistische Motive, diese kennt Gott nicht, und darum ist sein Zorn heilig, während unser Zorn häufig von Selbstgerechtigkeit genährt ist. Dann wird unsere Wut gewissermassen ein Verstärker unserer selbstverliebten Gerechtigkeit. Luther überschritt, leider, hin und wieder diese Grenze gegenüber Papstanhängern, Täufer und Juden. Neben all diesen Fehlern, darf man Luther aber nicht generell als menschliches Wesen die Würde abschreiben. Gott hat sehr viel durch ihn gewirkt. Luther ist, wie auch Cavlin und Augustin, mit ihrer Lehre UND ihrem unvollkommenen Leben ein Beispiel, wie Gott über unsere menschliche Unvollkommenheit triumphiert. Und Gott hat verheissen, einmal, wenn Jesus zum zweiten Mal kommen wird oder wenn wir sterben und so vor Jesus treten, dann wird er, wenn wir Jesus und seiner triumphierenden Gnade (und nicht unseren Möglichkeiten und unserer Leistung) vertrauen, dann wird er uns verherrlichen und das ganz unvollkommene wird abgetan sein: Danke Herr!

Was aber auch bleibt: Wir Christen sind in dieser Zwischenzeit im wahrsten Sinne des Wortes nicht besser als die Nicht-Christen. Wenn Luther davon spricht das wir gleichzeitig gerecht und Sünder sind und dass Gott eigentlich mit uns heuchelt, wenn er uns als Gerechte behandelt, dann sind das seine Worte, die das eindeutig erklären.

Danke Herr bist Du so voller Gnade. Lass mich - letztendlich - nie auf Menschen bauen, sondern auf Gott. Ich muss gegenüber Menschen immer wieder Vorschuss-Vertrauen bringen (sonst können sie sich nicht gesund entwickeln und ich würde zu einem "über-"kontrollierenden Menschen, der ihn Gefahr stünde, Machtmissbrauch auszuüben.), aber letztendlich gehört Dir meinem Gott mein Vertrauen. Vergib, wenn ich dass immer wieder verletze und von noch nicht verherrlichten Menschen mehr erwarte, als sie leisten können. Du allein bist gut! Du allein bist heilig und vollkommen! Du allein bist Gott in Ewigkeit. Danke, dass Du mit uns unvollkommenen, egoistischen, zur Selbstgerechtigkeit neigenden Menschen, Gemeinschaft haben willst. Danke, darf ich Dir hier und jetzt schon alles überlassen, damit Du mein unvollkommenes, irgendwo von Sünde beflecktes Wirken, heiligst und verherrlichst. (Römer 8,24 - 27)   Danke wirst Du uns einst verherrlichen. Dann, wenn das erst geistlich angebrochene voll hervortreten wird und wir sehen werden, dass all das Schöne hier im Vergleich zu dieser Herrlichkeit nur wie Schatten waren. Ich will Dir für alles Gute, dass ich hier erfahre, danken. Sie zeugen von Deiner Liebe zu mir!:

"Gib mir Gnade (o Herr) , nach Deinen Befehlen zu handeln, und befiehl mir zu tun, was Du willst! ... O Heiliger Gott ..., wenn man deinen Geboten gehorcht, dann deshalb, weil wir von dir die Kraft empfingen, ihnen zu gehorchen." (Augustinus aus "Bekenntisse") Oder kurz gesagt: "Befiel, was du willst; aber gib, was du befiehlst!"

Danke Herr.

Mittwoch, 1. Januar 2014

Ein gutes von Gott gesegnetes neues Jahr wünsch ich allen! = Es guets Neus! (in Schweizerdeutsch)


Gott ist allmächtig und ebenso voll Liebe, da er als Dreieiniger Gott seit Ewigkeiten in einer liebevollen Beziehung in der Dreieinigkeit lebt. Nun ist die Weihnachten vorbei und heute hat ein neues Jahr begonnen. Ich wünsche allen ein vom Allmächtigen gesegnetes neues Jahr:


Was es auch bringen mag, Gutes oder Schwieriges: Wünsche ich viel Mut. Jesus kam auf diese Welt und jeder der sich an ihn wendet darf wissen, dass er gerne hilft. Wer Erfolg hat, der darf wissen, dass es von ihm geschenkt worden ist und Gott gerne ein Dankeschön annimmt.

Wie kann ich so sicher sein, dass dies wahr ist? Nun, ich habe in meinem Leben erfahren, dass Gott mich immer wieder durch gute und schwere Zeiten getragen hat. In den Guten bestand die Gefahr, dass ich ihm nicht gedankt habe. In den schlechten Tagen lag die Gefahr zu deprimieren. Nach einer Zeit der Schwierigkeiten, wenn dann Gott alles wieder gewendet hatte, wusste ich, dass ich gelassener hätte nehmen können. Oft aber gehörten das Leidtragen auch zu einem gesunden Trauerprozess. (u.a. sind mir die Psalmen da ein gutes Beispiel.) Und es ist noch mehr. Ich habe Mühe dazu die richtigen Worte zu finden. Denn wenn wir mit unseren Schwierigkeiten richtig umgehen, trägt das Leid und die Schmerzen zu einem Reifungsprozess bei. Wir werden barmherziger und verständnisvoller. Ein Mensch, der nie Probleme hat und vermutlich auch ein Mensch, der seine Probleme immer verdrängt, kann zu einem Menschen werden, der sich nicht in die Probleme anderer einfühlen kann. Luther stellte sogar fest, dass Versuchungen und Anfechtungen klärende Prüfsteine sind. Dadurch machen die Trübsale den Theologen! (s. Anhang).

Nun, vielleicht hilft Ihnen meine persönliche Erfahrung nicht weiter . Ich bin ja nur ein Mensch mit den entsprechenden Kanten und Verbogenheiten. Wenn ich zweifle, so verlasse ich mich auf Gottes Worte. Zum Beispiel wenn Jesus selber sagt:
 
"Und wie Moses in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn wer Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott getan sind."
Jesus Christus von Johannes aufgeschrieben, siehe in Johannes 3,14-21.

Wer will, kann auch noch die ersten Verse des Johannesevangeliums dazu lesen. Johannes schreibt mit einem Wortschatz von 900 Worten, also einem Kleinkinderwortschatz. Mit dieser Einfachheit beschreibt und erklärt er die komplexesten Zusammenhänge. Ein Wunder? Wie auch immer. Sicherlich ist es genial.

In Johannes 3,16 bezeugt Jesus, dass Gott die Welt so geliebt hat, dass er seinen Sohn, Jesus Christus, für die Welt, also für uns gab. Jesus kam nicht, um zu richten, sondern um zu retten. Er kam, um uns zu helfen. Warum?

Weil Gott uns liebt. In Johannes 17,23 sagt Jesus sogar, dass uns Gott so liebt, wie er Jesus Christus liebt! Gott ist kein Mensch, er liebt selbstlos, uneigennützig, nicht wie wir noch nicht verherrlichten Menschen. 

Im Text selber wird darauf hingewiesen, dass trotzdem nicht alle Menschen begeistert auf Jesus reagieren werden, weil sie lieber ohne Jesus als Licht leben wollen. Denn dieses Licht würde ihre Sünde, d.h. ihre schlechten Motive tief in ihrem Herzen sichtbar machen. Davor müssen wir aber keine Angst haben, es mag weh tun zu erkennen, wozu wir alles fähig wären, aber es ist auch eine gewaltige Freiheit, ehrlich zu sich sein zu dürfen und zu wissen, dass mich Gott so liebt, wie ich wirklich bin. Gott liebt mich Brutto, mit dem allem. Daher ging Jesus ans Kreuz und übernahm meine Schulden, meine Sünden, und nahm die Strafe auf sich. Jesus bezahlte meine Busse. Und was nun bezahlt ist, ist bezahlt. Punkt.

Es lohnt sich, dies zu akzeptieren und Jesus dafür zu danken. Die schlechteste Variante wäre, laut diesem Text, Jesus zu verachten, weil wir Angst vor seinem Licht haben. Dabei ist Jesus so lieb und taktvoll. Er wird unser Verborgenes nicht weiter sagen. Und eigentlich weiss er als Gott das ja schon lange.... 

Ich weiss, dass es Menschen gibt, die fragen sich, ob sie so gerettet sind. Gehören sie zu den Auserwählten Gottes? Interessant ist, dass Menschen, die nicht von Gott auserwählt sind, eine solche Frage gar nicht erst stellen werden. Sie wollen in der Dunkelheit leben. Jonathan Edward meinte dazu: Jene wählen die Hölle. Vermutlich gilt, dass sie genau ihren Willen erhalten werden. Wer aber will, dass Gottes Willen geschieht, wie eben beschrieben, der wird durch den Willen Gottes gerettet, indem er sich von Gott zeigen lässt, was da in ihm ist und indem er dadurch Busse tut. Dann gilt ihm, was Jesus Christus für uns geleistet hat.

Jesus spielt am Anfang auf eine Schlange an, die in der Wüste erhöht worden ist. Wer Jude ist und den Tenach kennt oder das Alte Testament für uns Christen, weiss, dass einst Gottes Volk Israel von giftigen Schlangen heimgesucht worden ist. Ein Biss war tödlich. Damals war das Volk im Freien und sie wurden ständig von diesen Schlangen gebissen. Moses hatte eine eherne Schlage an einem Stab und  jeder, der gebissen wurde, musste nur dorthin sehen und er wurde sofort geheilt. Dieses Bild verwendet hier Jesus für sich selber: Jesus liess sich ans Kreuz hängen, damit wir dorthin sehen können, damit die bösen Bisse geheilt werden. Immer wieder. 
 Wenn wir also bedroht werden. Wenn wir Angst vor bösen Menschen haben. Wenn wir versucht werden. Wenn wir versagen. Wenn wir Erfolg haben. Wenn wir glücklich sein wollen. DANN müssen wir von der Bedrohung weg zu Jesus sehen. Er hat dort alles für uns getan und hat versprochen, dass er zu uns hält. Er ist der Verteidiger. Er ist der Richter, der zu uns hält. Er ist, unser Opferlamm. Er ist unser Heiland. Luther meinte sogar, das Gott mit uns häuchle, da er uns nicht mehr als Sünder behantelt, obwohl wir doch noch Sünder und Gerechte sind.

Spurgeon zitierte einmal einen alten Prediger, um jenen Mut zu machen, die dies nicht glauben konnten, weil sie sich nicht unter den Erwählten fühlen:

"Gott hat versprochen, dass JEDER der zu Jesus geht, gerettet wird. Wenn Gott das nicht einhält, ist er ein Lügner. Gott ist aber kein Lügner!"

"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat." (Johannes 3,16)


Anhang
"Nach Luther machen Trübsale den Theologen. Versuchungen und Anfechtungen sind die klärenden Prüfsteine....
Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich. Jetzt aber halte ich dein Wort. ... Es war gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Ordnungen lernte." Luther zu Psalm 119,67 und 71 aus Ueberwältigt von Gnade von John Piper, Seite 143. Und weiter:
"Ich möchte euch wissen lassen, wie man richtig Theologie studiert. Ich habe es selbst ausprobiert. ... Da gibt es drei Regeln. Sie werden im Psalm (119) häufig vorgestellt und lauten Oratio, meditatio, tentatio (Gebet, Nachsinnen, Anfechtung)."
"(Diese Regeln) lehren euch nicht nur das Wissen und Verstehen, sondern auch die Erfahrung, wie richtig, wie wahr, wie schön, wie lieblich, wie mächtig, wie tröstend Gottes Wort ist: Es ist die höchste Weisheit."
"... Denn sobald Gottes Wort durch dich bekannt wird, einen rechten" so sagte er, "wird dich der Teufel angreifen, wird einen rechten (theologischen) Doktor aus dir machen und dich durch seine Versuchungen lehren, Gottes Wort zu suchen und lieb zu haben. Denn ich selbst bin meinen Papisten vielen Dank schuldig, weil sie mich so schlugen, drängten und ängstigten durch des Teufels Raserei, dass sie mich zu einem ziemlich guten Theologen gemacht haben, indem sie mich zu einem Ziel trieben, das ich sonst nie erreicht hätte." (Seite 144)
Diese Worte versteht man noch besser, wenn man sich bewusst wird, wie bedrängt Luther war. Dann werden auch Römisch-Katholische ihn besser verstehen. Karl V, der damals wohl mächtigste Mann auf der Welt, in dessen Reich die Sonne nie unterging, sagte über Luther:
"Ich habe beschlossen, alles gegen Luther zu mobilisieren: meine Reiche und Herrschaften, meine Freunde, meinen Leib, mein Blut und meine Seele." Luther konnte rechtmässig ermordet werden, ausser dort, wo er von Friedrich dem Weisen, seinem Kurfürsten von Sachsen, beschützt wurde." (Seite 144) Haben wir schon mal unter solchen Umständen die Bibel ausgelegt? Luther litt unter beständiger Verleumdung. Auch körperlich litt er an quälenden Nierensteinen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Entzündungen in den Ohren, schrecklicher Verstopfung und an Hämorrhoiden. Das färbte auch auf sein Psyche ab. "Seit mehr als einer Woche werde ich zwischen Tod und Hölle hin- und hergeworfen; mein ganzer Leib fühlt sich zerschlagen, meine Glieder zittern noch. Ich habe Christus beinahe ganz verloren und werde von Wellen und Stürmen der Verzweiflung und Lästerung gegen Gott getrieben; aber durch die Fürbitte der Getreuen begann Gott, mir Barmherzigkeit zu zeigen und hat meine Seele aus den Tiefen der Hölle gerissen." (Seite 145)
Dazu John Piper: "Von aussen schien es für viele so, als wäre er unverwundbar. Doch die ihn näher kannten, wussten von seinen Anfechtungen." (Seite 145-146)