Freitag, 20. September 2013

Tod zweiter Teil



Tod
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Zweiter Teil: Uebersicht
1. Einleitung
2. Gericht und Gnade
3. Geistlicher Kampf oder in der Heiligung leben
4. Der Tod ist ein Feind, der zuletzt beseitigt wird
5. Wohin kommt man nach dem Tod?
Anhang 1
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1. Einleitung
Mein letzter Blog behandelte meine Trauer über den Tod einer lieben Bekannten. Am Schluss schloss ich mit folgender Bemerkung:
„Diese 51 Jahre auf dieser Erde war nicht alles! Da sie Gottes Willen ersehnte wird Gottes Wille sie auch wieder aus dem Grab auferstehen lassen. Das Grab wird sie nicht zurückhalten können. Vielleicht ist sie auch schon ausserhalb unserer Zeit und hat diese Auferstehung schon erlebt. Aber dies sind Dinge, die wir noch nicht fassen können. Sie kann es nun.“

Nun habe ich etwas in meiner Genfer Studienbibel „geforscht“ und stiess hierzu auf Interessantes.

2. Gericht und Gnade
„Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder das empfängt, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse. In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir daher die Menschen zu überzeugen, Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe, aber auch in eurem Gewissen offenbar zu sein.“ (2. Kor. 5,10+11)

Paulus, der in anderer Stelle so wunderbar die Errettung allein aus Gnade bezeugt (s. z.Bsp.: 6,23; 8,1: s. Anhang 1) Es gibt Theologen, die nennen dies das Preisgericht für Christen: d.h. dass jene, die sich alleine auf die Gnade Gottes verlassen, noch eine Beurteilung ihrer Werke erhalten und die guten Taten, die wir nur mit der Hilfe Gottes und der Reinigung des Heiligen Geistes tun konnten, noch zusätzlich belohnt werden. Also zur Gnade noch mehr Gnade oben drauf. Vermutlich wird es auch Gläubige geben, die sich bei diesem Gericht auch schämen werden…
Auf jedenfall empfiehlt 2. Kor. 5,11 Gott ehrfurchtsvoll zu begegnen: „In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, …“ Diese Ehrfurcht wird uns auch helfen, mit anderen Menschen würdevoll umzugehen. Und zwar auch dann, wenn sie nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Es gibt da einen geheimnisvollen Zusammenhang. „Gott hat den Menschen zu seinem  Bild gemacht. Lernen wir daraus, dass jeder, der seinem Mitmenschen unrecht tut, Gott selbst kränkt! (Calvin zu Gen 9,6; CO 23I47 aus „Eine Spur von Gottes Hand und Fuss“) Und wir tun übrigens Menschen auch unrecht, wenn wir sie zu hart beurteilen und ganz sicher, wenn wir sie wegen ihrer Sünden ihrer menschlichen Würde berauben wollen. (Wobei eine gerechte Strafe die Würde des Menschen achtet, weil sie die Verantwortung dieses Menschen würdigt. Eine ungerechte Strafe verhöhnt Gott und die menschliche Würde. Und ich habe den Eindruck, dass dies einer unserer grössten Verfehlungen unserrer Zeit ist. Man achte nur einmal, wenn eine Person des öffentlichen Lebens einen offensichtlichen Fehler tut: Man kritisiert und richtet nicht nur über das, was er falsch getan hat, sondern man spricht oft auch seine menschliche Würde ab. Mal ganz davon zu schweigen, dass man vergisst auf die Vergebungsmöglichkeit in Jesus hinzuweisen. Denn bei Jesus ist immer Vergebung und damit ein Neuanfang möglich!)


3. Geistlicher Kampf oder in der Heiligung leben
Unsere Verantwortung ist es also, so wie wir aus Gnaden berufen sind, dass wir auch aus Gnaden leben sollen. Das bedeutet, wir sollten nicht aus unserer eigenen Möglichkeiten leben. Nicht auf unsere Kraft trauen, sondern auf Gottes Möglichkeiten und Gottes Macht trauen. Wie geht das aber? Paulus beschreibt dies in einem Bild der Waffenrüstung. Calvin beschreibt es so:
„Wenn wir so unsere Augen stracks auf Christus richten und wenn wir am Himmel hängen, wenn nichts auf Erden unsere Augen daran hindern kann, uns zu der verheissenen Seligkeit emporzutragen, dann geht jenes Wort wahrhaft in Erfüllung: ‚Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein!‘ (Matth. 6,21).“
„…, weil nämlich unserer Schwerfälligkeit nichts mehr Mühe macht, als auf dem Wege zu der Palme der himmlischen Berufung unzählbare Hindernisse zu überwinden!...  
...Zu dem gewaltigen Berg von Elend, der uns fast erdrückt, kommt noch der Spott unfrommer Menschen, der unserer Einfalt zusetzt:…“   aus Institutio III,25,I.

Wir sind allein aus Gnaden gerettet. Wir müssen nichts aus uns tun. Die Schwachen wie Starken können kommen. Charakterliche Schwäche ist kein Problem um zu Jesus zu gehen. Sünde ist schon gar kein Problem: Jesus warten nur darauf, sie uns vergeben zu können. Damit er uns zu begnadete Sünder machen kann. Wir dürfen als Sünder, die sich gerne Vergebung von Jesus zusprechen lassen wollen, kommen. Ja, wir können sogar nur als Sünder zu Jesus gehen: Als Bittsteller, Schwache und Sünder.

Und doch hat auf der anderen Seite das wahre Christentum nichts mit Schwächlingen und Sünder zu tun: Denn in unserer Schwachheit wirkt Gott mächtig. In Christus spricht er uns gerecht und als Heilige an. Wir können es nicht, aber Gott macht es möglich. Darum müssen wir auf seine Möglichkeiten hoffen. In der wahren Gottesfurcht fühlen wir uns in allen Gefahren und vor aller Heiligkeit Gottes in Jesus wohl und geborgen. Obwohl wir aus uns Sünder sind, sind wir in Jesus Christus Heilige. (Wieder etwas sehr Komplexes und hoffentlich konnte ich es gut formulieren. Ich bin ja selber gerade erst am Verstehen.) Dies führt dazu, dass wir Gott immer besser kennen lernen. Dadurch werden wir immer mehr seiner Heiligkeit bewusst. Gleichzeitig werden wir am Massstab Gottes unserer eigenen Bedürftigkeit und Sündhaftigkeit immer bewusster. Durch diese Selbsterkenntnis werden wir uns bewusst, wie stark und selbstlos uns Gott liebt und alles für uns getan hat. Dadurch werden wir glücklicher und freier: Wir müssen uns nicht mehr vor Gott verstecken: Er hat uns so lieb: bedingungslos lieb. Wir müssen nichts leisten, um von ihm geliebt zu werden.
Durch diese Liebesbeziehung werden wir, an seiner Hand, ein anderes Leben führen. Wir werden anders mit anderen Menschen umgehen und fröhlich unsere (immer noch) unvollkommenen guten Werke für Gott tun, die er vorbereitet hat und die der Heilige Geist heiligt und vervollkommnet, was wir nie aus uns könnten.
Die Selbsterkenntnis wird uns demütiger und verständnisvoller für alle anderen Menschen machen.
Das ist in der Heiligung leben.
(In Epheser 1,1-14 wird sehr oft „in Christus“, „in ihm“ erklärt und was wir alles haben. Auch das ist Heiligung oder ein christliches Leben führen: In Christus sein.)

4. Der Tod ist ein Feind, der zuletzt beseitigt wird
Laut 1. Kor. 15,26 wird der Tod als letzter Feind besiegt: „Als letzter Feind wird der Tod beseitigt.
In der Bibel wird im Gegensatz zu gewissen übergeistlichen Ideen der Tod, d.h. die Trennung von Geist/Seele vom Körper nie als Befreiung des Geistes verstanden, sondern er ist einfach schlimm, weil Seele und Körper eines Menschen zusammengehören. Die Bibel verhält auch nicht, dass der Tod ein Schrecken ist: „und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.“ (Hebräer 2,15) Der Tod wird in keiner Weise verniedlicht oder mit billigen Worten verharmlost. Aber es wird versprochen, dass Jesus dies alles für uns getragen hat, damit der „geistliche“ Same Abrahams gerettet wird (s. Hebräer 2,16ff).
Die Bibel spricht also im Schrecken Hoffnung zu, weil Jesus Christus auferstanden ist und wer an ihn glaubt, wie die Schrift (d.h. die Bibel) glaubt, mit ihm auferstehen wird. Daher konnte sich Paulus sogar nach dem Tod sehnen, weil er wusste, dass er dann an einen besseren Ort kommen würde:
„Denn für mich ist Christus das Leben und das Sterben ein Gewinn.“ (Philipper 1,21)
„aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre“ aus Phil. 1,23.



5 Wohin kommt man nach dem Tod?
Wenn ich die Bibel richtig verstanden haben, sind die menschlichen Seelen für die Ewigkeit geschaffen. Die Qualität dieser Ewigkeit ist aber unterschiedlich. Jene, die sich ihre eigene Hölle schaffen, werden diese nicht nur hier auf Erden haben, sondern auch bis in alle Ewigkeit.
Gottes Gericht über sie ist, dass sie ihren eigenen Willen erhalten und er ihren Willen nicht ändert.
Jenen, die Gott den Willen ändert, haben also keine Berechtigung, sich über die anderen zu erheben. Denn ohne Gottes Einschreiten, ohne Gottes unverdiente Gnade gegenüber uns, hätten wir uns nie für Jesus entschieden, weil wir dann genauso blind gewesen wären. Gott alleine gehört die Ehre und und ihm allein gehört unser Lob und Preis für dieses unverdiente Geschenk. Vielleicht hilft uns dieses Bewusstsein für die noch nicht glaubenden vor Gott einzutreten… Gute Propheten taten, wenn es immer möglich war immer beides: Sie sagten, was in der Gesellschaft falsch lief und riefen zur Umkehr zu Gott auf und beteten gleichzeitig für sie (Jona ist da eine negative Ausnahme. Das Buch Jona endet dann ja auch mit der offenen Frage, ob der Prophet Gottes und damit auch die Juden und Gottes Bundesvolk, also auch wir Christen, begriffen haben, dass Gott auch die Heiden liebt und auch ihnen vergibt, wenn sie sich von ihren bösen Wegen abwenden und sich Gott zuwenden. In der Zeit seit Jesus Tod am Kreuz bedeutet dies natürlich auch, dass wir uns alle der von Jesus erwirkten Gnade zuwenden.)
Jesus sagt: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten.
Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ (Johannes 14,1-3)

Gott hat also für jene, die an Gott und Jesus glauben eine Wohnung bereitet. Da Gott ein schenkender Gott ist, wird das sicher toll werden.

„Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach: „Ich bin erschrocken und zittere!“ – sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln,
zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das besseres redet als (das Blut) Abels. Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet!“… (Hebräer 12,21 -25a)

Hier ist generell beschrieben, wie viel besser der neue Bund ist, weil er die Erfüllung des alten Bundes ist. Geistlich gesehen Leben wir daher schon hier auf dieser Erde im neuen Jerusalem, im Himmel. Unser Leib wird zum dritten Tempel Gottes, weil Gott in uns wohnt. Und auch die Gemeinde ist der Tempel Gottes. Und doch ist hier auf Erden auch das Alte noch da. Aber nach unserem Tode wird das Alte gänzlich wegfallen. Dann wird dieser Zwischen-Zustand des heilig und sündig, des im Himmel sein und doch noch hier sein, endgültig aufhören und wir werden sehen, was wir bisher nur hofften und geistlich erlebt  
                                                                                    haben. Die Genfer Studienbibel sagt es so:

„Kurz gesagt: sie werden verherrlicht.“

Die Bibel lehrt noch mehr:

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: 

Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden,
plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune, denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht:

„Der Tod ist verschlungen in Sieg!“ „Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?“
Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! Darum, meine geliebten Brüder, seif fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, wie ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn!“ (1. Kor. 15, 51-58)

„Er wird den Tod auf ewig verschlingen.“ Steht schon in Jesaja 25,8 Wir hören noch etwas diesem jüdischen Propheten zu:

„Und es wird der HERR der Heerscharen auf diesem Berge allen Völkern ein Mahl bereiten, ein fettes Mahl, ein Mahl von alten Weinen, von fetten, markigen Speisen, von alten geläuterten Weinen. Auch wird er auf diesem Berge die Schleierhülle wegnehmen, die alle Völker verhüllt und die Decke, womit alle Nationen bedeckt sind.
Er wird den Tod auf ewig verschlingen. Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und die Schmach seines Volkes von der ganzen Erde hinwegnehmen! Ja, der HERR hat es verheissen.
Zu jener Zeit wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf den wir gehofft haben, dass er uns Heil verschaffe; das ist der HERR auf den wir warteten; nun lasset uns frohlocken und fröhlich sein in seinem Heil!“ (Jesaja 25,6-9) 

Wunderbar: Für alle die guten Wein kennen und gutes Essen schätzen, wissen, wie wunderbar es sein wird. Dann wird erfüllt, was wir erhofft haben. Dann wird die Schmach des Gottesvolkes abgetan. Jeder echte Gläubige wird wohl schon Verachtung für seinen Glauben erlebt haben. Dann wird das vorbei sein. Und wie wird es erst denen gut tun, die wirklich verfolgt wurden. Um diese Stelle wird auch beschrieben, wie es mit den Tyrannen geht (s. Vers 4 denn du bist dem Schwachen eine Zuflucht geworden, eine Zuflucht dem Armen in seiner Not, ein Schirm vor der Hitze, als der Zornhauch der Tyrannen wie ein Unwetter gegen eine Wand (daherkam). Vers 5: Wie die Sonnenglut einer dürren Gegen, so dämpfst du das Toben der Fremden; wie die Sonnenglut durch den Schatten einer Wolke, so legt sich der Triumphgesang der Tyrannen.“ Jesaja 25,4+5)

„Es hat auch den Anschein, dass Paulus und der Schächer am Kreuz für sich denselben Zutritt zur Gegenwart Gottes erwarten. Andere Ausleger sagen, dass die Gläubigen in eine Art Seelenschlaf fallen und zwischen Tod und Auferstehung ohne Bewusstsein sind. In der Bibel werden die Toten jedoch durchgehend mit Bewusstsein dargestellt (Lk 16,22; 23; Phil 1,23; 2. Kor. 5,8; Offb 6,9-11; 14,13).
An sich ist es ein Nachteil ohne Leib zu sein; …“ sagt die Genfer Studienbibel auf Seite 2016.

Es scheint also, dass wir, wenn wir Christus vertrauen und alles von ihm erwarten, nach unserem Tod sofort bei ihm sind. Auf der anderen Seite wird gleichzeitig die Auferstehung der Toten in die Zukunft verlegt: Beim letzten Posaunenklang werden die Toten auferstehen. Daher nehme ich an, dass wir nach unserem Tod von der Bindung an diese Zeit hier auf Erden, die ja sowieso nur relativ ist, laut der Relativitätstheorie, dadurch sofort an der Auferstehung teilhaben. So können wir alle zusammen auferstehen, wie es zum  Beispiel in 1. Thessalonicher 4,16-18

„denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft , und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten!“ 

Paulus schreibt dies unter anderem, damit man sich nicht sorgt, dass jene die noch Leben, wenn Jesus zum zweiten Mal kommen wird, den bereits Gestorbenen, „den Entschlafenen nicht zuvorkommen“ werden (s. Vers 15).

Es zeigt aber auch, dass die Auferstehung noch in der Zukunft liegt. Aber dennoch sind wir als auf Jesus trauende nach dem Tod sofort bei Jesus. Mir scheint meine These mit der Relativität der Zeit eine ausreichende Erklärung für dieses komplexe Faktum zu sein. Was denkt Ihr? Die andere These, dass wir nach dem Tod in einer Art Wartesaal auf die Auferstehung warten, ist natürlich auch interessant. Für diese These würde ein Gleichnis von Jesus sprechen. Aber ob Jesus das so gemeint hat? Ich weiss es nicht.

Wenn Paulus schreibt, dass die Toten in Christus zuerst auferstehen werden, muss man daraus schliessen, dass auch alle anderen Menschen, später als die Gläubigen auferstehen werden. Laut Genfer Studienbibel drückt Paulus nur in Apg 24,15 dies deutlich aus, was damals für alle klar war:
„und ich habe die Hoffnung zu Gott, auf die auch sie selbst warten, dass es eine künftig Auferstehung der Toten geben wird, sowohl der Gerechten als der Ungerechten.“ (Apostelgeschichte 24,15)

Betreffend Gericht gibt es folgende Bibelstellen (laut Genfer Studienbibel):

Jesus rettet uns vor dem zukünftigen (heiligen und gerechten) Zorn Gottes: 1. Thess 1,10

Der Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes: Römer 2,5; vgl. Joh 3,36; Röm 5,9; Eph 5,6; Kol 3,6; Offb 6,17; 19,15)

„Aber aufgrund deines verstockten und unbussfertigen Herzens häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der jedem vergelten wird nach seinen Werken; denen nämlich, die mit Ausdauer im Wirken des Guten Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit erstreben, ewiges Leben; denen aber, die selbstsüchtig und der Wahrheit ungehorsam sind, dagegen der Ungerechtigkeit gehorchen, Grimm und Zorn! Drangsal und Angst über jede Menschenseele, die das Böse vollbringt, zuerst über den Juden, dann auch über den Griechen (also auch wir Schweizer);
Herrlichkeit aber und Ehre und Friede jedem, der das Gute tut, zuerst den Jude, dann auch dem Griechen. Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person; alle nämlich, die ohne Gesetzt gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz verurteilt werden – denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören; sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden.
Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, da sie ja beweisen, dass das Werk des Gesetztes in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr  Gewissen bezeugt, dazu ihre Uberlegungen, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen – an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird, laut meinem Evangelium, durch Jesus Christus.
(Römer 2, 5 -16)

Ich nehme an, dass Gott nach unserem Tode unser Gewissen korrekt eicht. Dann werden wir unser eigenes Urteil über uns fällen (s.o. Römer 2, 5 -16). Wir werden dann keine Ausrede  mehr gelten lassen. Wir werden nichts mehr verdrängen. Die nackte Wahrheit werden wir dann sehen. Wer das Gewissen kennt, wenn es einem tadelt, weiss wie weh das tut. Es brennt wie ein Feuer. Und es wird wie ein unauslöschbares Feuer sein. Darum lasst uns heute schon unser Gewissen von Gott eichen, damit es heute vor Jesus beruhigt werden kann: 

„Und daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und damit werden wir unsere Herzen vor Ihm stillen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott grösser ist als unser Herz und alles weiss.
Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott; und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist. Und das ist sein Gebot, dass wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und einander lieben, nach dem Gebot, das er uns gegeben hat.“
(1.    Johannes 3,19-23)

Anhang 1
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod;
Aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
(Römerbrief 7,23)

„So gibt es nun keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.
Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Denn was dem Gesetz unmöglich war – weil es durch das Fleisch kraftlos war -, das tat Gott, indem er seinen Sohn sandte in der Aehnlichkeit des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verdammte,
damit die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“
(Römerbrief 8,1-4)

Für uns sind dies schwer verständliche Verse, da wir uns an einfachere Literatur gewöhnt haben. Es lohnt sich aber unser Verstanden zu fördern, indem wir dies versuchen zu verstehen. Dazu muss man als erstes die Begriffe verstehen. „Fleisch“ zum Beispiel. Mit Fleisch ist unser Menschsein seit dem Sündenfall gemeint. Es sind die Möglichkeiten, die wir als natürliche Menschen haben. Unser Wille und unser Verstand sind in Sünde gefallen, d.h. sie sind korrupt geworden. In diesem Zustand können wir Gottes Gesetz nie erfüllen. Natürlich schaffen wir es, unsere Bösartigkeit nicht immer auszuleben und uns anständig zu verhalten. Es wird uns auch mit genügend Disziplin dazu reichen, gute Werke zu tun. Aber unser Herz, unser eigentliches Wesen können wir nicht verändern. Das Gesetz Gottes verlangt Heiligkeit: Immer das Gute zu Wollen. Nie korrupt zu sein. Immer den Nächsten und die Feinde zu lieben. Das können wir nicht. Ja es geht noch weiter. Wenn wir gute Werke tun, dann fordert das Gesetz auch, dass wir es uneigennützig tun. Und auch hier versagen wir. Unsere Motivation, wenn wir ehrlich sein können, entspricht nie den Anforderungen des Gesetztes Gottes. Thimoty Keller sagte so schön: Pharisäer (d.h. Selbstgerechte)  tun Busse für ihre bösen Werke. Echte Gläubige/Christen tun Busse für ihre schlechten und gute Werke, weil die dahinterstehende Motivation ebenfalls Vergebung braucht! (Von Menschen, die glauben, dass sie nie etwas falsche tun, müssen wir gar nicht erst sprechen … Ihre Blindheit ist offensichtlich.)

Wenn wir uns aber nicht auf unsere Möglichkeiten verlassen, sondern auf das, was Jesus getan hat und tut, dann kann Jesus in uns wirken und er vollbringt das, was wir aus unserer eigenen Kraft nie tun könnten. Ja, Jesus hat es schon am Kreuz für uns getan: Vergebung all unserer Sünden: vergangene, aktuelle, zukünftige, Rechtsprechung, Adoption als Kinder Gottes, Erklärung zu Heiligen, d.h. zu Gott ausgesonderten, Priester und Priesterinnen Gottes, die einen direkten Zugang im Gebet zu Gott haben usw. (Dabei dürfen wir nie vergessen: Wir leben als Christen in einer Zwischenzeit. Luther sagte dem: Gleichzeitig heilig und sündig. Das Alte ist noch nicht vergangen. Darum ermutigt uns die Bibel auch auf, unsere Verantwortung als Christen wahrzunehmen und in Ehrfurcht (was oft mit Furcht und Zittern umschrieben wird) Gott gegenüber, leben sollen. Sie ruft uns auf, Liebe zu leben usw. Auch hier finden wir wieder beides: Gottes Allmacht, die alles schafft und unsere Verantwortung. Wobei unsere Verantwortung durch Gottes Allmacht getragen wird und so leichter wird und uns vor Fanatismus bewahrt.

Genau dies umschreibt auch Philipper 2,12 und 13:

„(12) Darum, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, verwirklicht eure Rettung mit Furcht und Zittern;
(13) denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.“ 

Vers 12 scheint die ganze Verantwortung auf unser Tun zu werfen. Tatsächlich ermahnt es uns, in Ehrfurcht vor Gott zu leben. Wir sollen uns, wie es anderswo heisst: Gott nahen, dann naht sich uns Gott. Wir sollen in Christus sein, was Jesus am Kreuz für uns erkämpft hat. Mit Vers 13 wird dann unsere ganze menschliche Verantwortung Gottes Allmacht übergeben, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt…“ Hier erfahren wir sogleich wieder auch Entspannung: Wir dürfen zutiefst wissen, dass wir in all unserer Arbeit und Kämpfen, wenn wir uns Gott anbefehlen und in seinem Willen wandeln, von ihm getragen werden. Selbst unsere Anstrengungen sind Geschenke Gottes, also Gnade. Er gibt uns den Willen und er schenkt das Vollbringen! Ohne ihn würden wir uns umsonst abmühen.

Dies geschieht oft in der Bibel: Sie zeigt unsere Verantwortung und gleichzeitig zeigt sie, wie Gott diese Verantwortung unterstützt, ja selber erfüllt. Dies gibt ein gesundes Gleichgewicht, damit wir weder in Fatalismus noch in Fanatismus fallen. 

Mir hat mal ein Theologe und Bibelschullehrer gesagt, dass Luther gesagt haben solle, dass wir so arbeiten sollen, als ob das Gebet nichts nütze. Und wir so beten sollen, als ob unsere Arbeit nichts nütze. Ich habe mich darüber genervt. Interessant war, dass er den Nachweis, ob Luther das gesagt habe, nicht gefunden hat. Sicherlich gehört Luther, trotz seines Genies, nicht zu den systematischsten Theologen. Er konnte je nach Situation sehr unterschiedliche Empfehlungen weitergeben, die sich systematisch sogar widersprechen konnten. Bei vielen komplexen Themen kann dies ja auch passieren... Daher besteht trotz allem die Möglichkeit, dass Luther so etwas gesagt hat. Auf der anderen Seite war er so von der Gnade Gottes erfüllt, dass ich mir eine solche Aussage von Luther nicht vorstellen kann. Er hat als Mönch so unter einem nur Gerechten Gott gelitten. Wie könnte er später doch wieder ein solcher Leistungssatz sagen?

Ich denke, dass der Satz so korrekt wäre: Bete liebevoll intensiv mit Deinem Dich liebenden Gott, weil er Dich liebt und gerne Gemeinschaft mit Dir hat. Und arbeite als Gottesdienst, mache die Arbeit für Gott als Ausdruck Deines Gebets, Deiner Beziehung zu Gott, weil Du weisst, dass er Dir alles gegeben hat. Deine Intelligenz, Dein Verstand, Deine Arbeitskraft, Deine Stärken, Deine Schwächen.  UND übergib alles Gott: So, dass der Erfolg alleine Gott ehrt und der Misserfolg ebenfalls alleine in Gottes Verantwortung steht. 

Das wir hier auf Erden nicht immer so leben können, ist offensichtlich. Aber darüber ist ja auch wieder die Gnade Gottes und lässt uns nur noch mehr in Jesus sein, zu Jesus fliehen, der dann alles in uns wirkt.

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