Freitag, 16. August 2013

Versöhnung



Versöhnung

Einige wenige Gedanken zu Versöhnung

Oben versuche ich mich mit dem Lied: "Wie ein Fest nach langer Trauer." Es ist die zweite Strophe von insgesamt drei Stropfen. In einem unserer Hauskreise ist es das Lieblingslied. Es handelt von Versöhnung, wie wir es alle brauchen. (Das Liest ist, wie auch der Text, nicht optimal aufgearbeitet. Dennoch hoffe ich, dass es Gott ehrt und Sie lieber zuhörer und Leser davon profitieren können.)

Die Bibel berichtet von einer Zeit, als wir Menschen glücklich mit Gott lebten. Leider misstrauten unsere Urahnen Gott und übertraten bewusst das einzige Gebot, dass sie halten mussten (s. 1. Mose). Sie liessen sich auf den Gedanken ein, dass Gott es mit ihnen nicht wirklich gut meine, sondern dass er ihnen Gutes vorenthalte. Daher öffneten sie sich der Idee, mit der Uebertretung des damals einzigen Gebotes, dass zu bekommen, was ihnen Gott vorenthalte. Doch wir wissen heute, dass diese gottlose Abkürzung nur den Tod brachte, wie es Gott vorausgesagt hatte.

Schon damals verheisst Gott eine Versöhnung, die Adam und Eva damals noch nicht verstehen konnten. Und heute wissen wir, selbst die Engel Gottes hatten sich diesen Weg der Versöhnung nicht vorstellen können: Ein Nachfahre von Eva und gleichzeitig der ewige Gott selber, Jesus Christus, wird alle unsere Vergehen auf sich nehmen, damit der Gerechtigkeit genüge getan wird und zwischen Gott und Menschen Versöhnung herrschen kann: Wir wissen, es kam Gott sehr teuer zu stehen. Der Dreieinige Gott, der uns nicht nötig hat, verschwendet Schmerz und Leid für uns, damit wir in alle Ewigkeit von ihm geliebt und wertgeschätzt werden können.

Dabei ist diese Versöhnung so umfassend, dass es nicht nur die Beziehung zwischen Gott und uns wieder herstellen kann, sondern sie kann auch die Beziehung zwischen zwei Menschen heilen, wenn sie sich denn versöhnen wollen. (Was natürlich selber ein Wunder darstellt: sich versöhnen wollen.) Und dies kann zwischen einzelnen und mehreren Menschen geschehen. Sogar ganze Völker können Versöhnung erleben, wenn sie denn dieses Wunder der Versöhnung wirklich möchten.

Gleichzeitig leben wir natürlich in einer „Zwischenzeit“, wie es in einem neuern Lied so treffend heisst: Gottes Reich der Versöhnung ist in Jesus Christus angebrochen und trotzdem ist das alte noch da. Wer sich an Jesus Christus wendet, wird gereinigt, geheiligt und wird rechtlich gerecht gesprochen. Er wird geistlich wiedergeboren und der Leib wird zum Tempel Gottes, indem der Dreieinige Gott wohnt. So wird aus einem Sünder, der aus sich selber immer noch ein Sünder ist, ein Priester oder einer Priesterin Gottes, welcher ein direkter Zugang zum Heiligtum Gottes hat – ja sein Leib selber ist ein Tempel Gottes geworden. Wenn wir beten, kommt dies so schön zum Ausdruck. Und doch ist es auch noch nicht. Wir sind, wie es Luther sagte: Heilige und gleichzeitig Sünder. Jesus hat am Kreuz schon alles geleistet und doch ist noch nicht alles, so wie es sollte. Unser Leib, also unser Körper zeugt davon: Wir werden älter und wenn Jesus nicht bald zum zweiten Mal kommt, werden wir sterben (Sterben = unser Leib wird von unserer Seele getrennt = Tod). Aber der Tod ist in Jesus besiegt und das Grab wird uns nicht ewig festhalten können. Wir werden mit einem neuen Körper auferstehen. Aber jetzt ist dies alles noch nicht so klar sichtbar…

Paulus nimmt auf das alles im Römerbrief Bezug. Er verweist sogar darauf, dass sich auch die Tiere, ja die ganze Schöpfung auf die Erfüllung dieser Versöhnung sehnt:
„Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht in Betracht kommen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.
Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei.
Die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin,
dass auch die Schöpfung selbst  befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt; und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.
Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht?
Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es mit Ausharren. Ebenso kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu Hilfe. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des Geistes ist; denn er tritt für die Heiligen so ein, wie es Gott angemessen ist.
Wir wissen aber, dass denen, die Gott leiben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach ddem Vorsatz berufen sind.“
(Römerbrief 8,18 – 28)

Wenn wir uns nach Versöhnung sehnen, können wir sicher sein, dass dies Gott ins Herz gegeben hat. Wenn wir uns fragen, wie wir Vergebung von Gott erhalten können, so ist dies das Sprechen des Heiligen Geistes.
Und jeder der zu Jesus geht und bei ihm bleibt, erhält die Vergebung umsonst. Es kann sein, dass Gott auch Versöhnung mit anderen Menschen schenkt. Wenn nicht, so schenkt er aber das Durchtragen durch diese schwierigen Situationen. Und am Schluss, wird Gott unser ganzes Menschsein: Leib und Seele heilen. Ja er wird eine neue Erde schaffen, in dem kein Leid mehr sein wird. Dann wird die Versöhnung vollständig sichtbar werden. Jetzt, in dieser Zwischenzeit, bekommen wir Vorschüsse auf unser Erbe, damit wir hier reifen können.
Paulus spricht uns zu:

„Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?
Wer will gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott (ist es doch), der rechtfertigt!
Wer will verurteilen? Christus (ist es doch), der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist, der auch für uns eintritt!
Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blösse oder Gefahr oder Schwert?“ Römberbrief 8,32-35)

Nichts kann uns von Gott mehr scheiden, wenn wir in Jesus sind. Dabei kommt es nicht auf unsere Leistung an, sondern auf Gottes Leistung. Selbst unser Wille zu Jesus zu gehen, ist von Gott geschenkt worden, der uns erwählt hat. Darum dürfen wir uns über andere, die dies nicht verstehen können, nie erheben: Es ist reine Gnade, wenn wir dies verstehen und wollen. Wir sind kein Deut besser, als Menschen, die sich ihre eigene Hölle schaffen. Es ist reine Gnade, dass Gott uns erwählt hat und uns diesen Willen gegeben hat.

(Wenn wir ein Fünklein Liebe für sie hätten, würden wir, anstelle uns über andere zu erheben, für sie beten und für sie einstehen. Und zwar so beten, dass unser Gebet nicht Ausdruck von unserer Ueberheblichkeit ist, sondern von unserer Wertschätzung und Ausdruck, dass Beste für sie zu wollen. Zum Glück vergibt mir dies auch Gott, wo ich hier versage. Uebrigens: Gerade das Gebet für andere Menschen beweist, dass wir der Meinung sind, dass Gott den Willen eines Menschen beeinflussen kann...) 

Ich weiss, einige werden auf gut arminianisch denken: Ich habe mich doch für Jesus entschieden. Das ist sicher so. Subjektiv, aus der eigenen Erfahrung der Bekehrung haben dies viele so erlebt. Aber Gott offenbart (s. zum Beispiel oben), dass er uns erwählt hat. Objektiv hat uns Gott erwählt, die Decke der Selbstgerechtigkeit entfernt und uns den Willen geschenkt, zu ihm zu gehen. Dies ist eine grosse Befreiung: Wir müssen andere Menschen nicht überzeugen. Ein Prediger darf nie unter Druck gesetzt werden, er müsse Bekehrungen schaffen, weil er das gar nicht kann. Ein Prediger hat einfach die Wahrheit zu verkünden und den allgemeinen Ruf auszuführen, d.h. zu Jesus Christus und seinem Geschenk einzuladen. Es ist dann der Heilige Geist, der den inneren Ruf schenkt, d.h., dass er durch die Worte der Predigt oder das Bibellesen tief getroffen wird und versteht und dann zu Jesus geht. Dabei kann Gott auch andere Mittel gebrauchen. Ich weiss von jemanden, der durch das Lesen der Karl May Bücher zum Glauben kam. Seine Familie wollte ihm vom Glauben fernhalten, da suchte sich Gott diesen Weg. Ein C.S. Lewis, überzeugter Atheist, wurde über seine Liebe zu Mythen und mit Vernunftgründen zu Jesus gedrängt. Lewis wollte aber nicht an einen Gott und später an den christlichen Gott glauben. So suchte er Hilfe, bei einem streng atheistischen Freund. Aber in diesem Moment war sogar dieser unsicher. Oder denken wir an Paulus, der zu seiner Zeit der grösste Christenverfolger war – Bis ihn Jesus vom hohen Ross zog, mit Blindheit schlug und ihn zum grössten Missionar machte. Lewis noch Paulus haben direkt Christus gesucht. Gott hat sie gefunden. Gott kann ohne Bibel oder orthodoxe Predigt dies tun. So habe ich schon gehört, wie Menschen zum Glauben durch eine liberale Predigt kamen. Und dennoch ist natürlich, die empfehlenswerteste Art, indem man die Bibel liest. Im Idealfall wird uns Gott durch die Bibel lesen, wie es Thimoty Keller beschreibt.
Wunder über Wunder. Gott schaffe es doch, dass Du noch mehr so wirkst!
In einem Dorf, in deren Nachbarregion ich als Teenager lebte, bekehrten sich die Mitglieder einer Jugendgruppe einer reformierten Landes-Kirche. Einer nach dem anderen erlebte diese tiefe Versöhnung mit Gott. Leider glaubte die reformierte Pfarrerin im engeren Sinn nicht so an diese Versöhnung, wie es diese Jugendgruppe nun erlebt hatte. Leider gab dies dann auch Spannungen und Versöhnung war nicht so einfach möglich. Irgendwie ging es… Davon berichtet ja auch die Bibel. Und es kann noch viel schlimmer kommen. Paulus erwähnt sogar, dass wir für diese Versöhnung verfolgt werden können:
„Wie geschrieben steht: ‚Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet! Aber indem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgend ein anders Geschöpf uns scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. (Römerbrief 836-39)
Unsere Heilsgewissheit liegt letztendlich im Willen Gottes: Danke Herr!
Nun gibt es Menschen, die sich fragen, ob sie denn auch dazu gehören: Bin ich erwählt? Hier darf ich sagen, dass jemand, der verloren geht, sicherlich keine solche Fragen stellt. Wer in die Hölle geht und keine Versöhnung mit Gott erlebt, wählt sich dies freiwillig aus. Und von unserer Natur aus, wählen wir unsere eigene Hölle. Das ist die Tragik unserer menschlichen Existenz seit dem Sündenfall. Es ist ein reines Wunder, wenn wir uns anders verhalten. Oder anders gesagt, es ist Gottes Wirken an uns, dass wir solche Fragen stellen. Vermutlich will uns Gott gerade durch diese Unsicherheit retten, damit wir uns aufmachen, dass Heil in Jesus Christus zu suchen! Und jeder, der zu Jesus kommt, wird gerettet werden.
Spurgeon zitierte dazu einmal einen alten Prediger: Wenn Du zu Jesus gehst und Du wirst nicht  gerettet: Dann hat Gott gelogen. ABER Gott lügt nicht!
„Es ist ja kein Unterschied zwischen Juden und Griechen: alle haben denselben Herrn, der reich ist für alle, die ihn anrufen, denn: ‚Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden“. Schreibt Paulus im Römerbrief 10,13.

Gebet:
Danke ist das wahr: Ich darf, wie ich bin zu Dir kommen Jesus. Erfolgreich oder gar nicht erfolgreich. Gesund oder Arm. Und ich darf als Sünder kommen. Ja ich muss als Sünder kommen, der alles von Dir erwartet. Du alleine hast alles getan. Ich muss mich nicht mehr selbst erlösen oder irgendetwas selbst erarbeiten. Du hast es getan. Danke Herr, für dieses grosse Geschenk. Immer wieder darf ich diese Gnade erleben. Danke Herr!
Du wirst auch auf dem letzten Weg, wenn dieser Leib sterben sollte, mit mir gehen.
Danke Herr. Du sollst Herr sein, damit Dein guter Wille geschehe. Damit wirklich Versöhnung zwischen mir und Dir geschieht. Und dann Herr, lass ich mich von Dir lieben, damit ich mein Leben aus Deiner Kraft leben kann. Damit Du wirken kannst und nicht ich.
Dir allein gehört die Ehre!
Wie schön ist es doch: So bedingungslos von Dir geliebt zu werden.
Vergib mir, wenn ich in alte Leistungsmuster zurückfalle. Danke Herr.
Bei Dir ist Fülle und Frieden. Bei Dir kommt mein Herz zur Ruhe, weil du der ewige Friede, das Shalom bist.
Amen




PS: Eigentlich wollte ich zuerst nur einige wenige Worte über die Versöhnung schreiben. Nun wurde mir aber bewusst, dass die Lehre der Prädestination, so wie sie in der Bibel gelehrt wird, sehr zur Entspannung beiträgt und so ein Wegbereiter für die Versöhnung werden kann. Wie meine ich das? Wenn Gott alles in der Hand hat, entspannt uns dies. Es gibt uns die Ruhe zuzuhören. In einem Streit, auch in einem eifrigen Gespräch um Glaubensfragen, können wir uns zurücknehmen, weil wir Wissen, dass Gott allmächtig ist. Es liegt nicht an mir, irgendjemand für irgendetwas zu überzeugen. Ich muss nur zeugen, nicht überzeugen. Also von dem erzählen, was ich mit Gott erlebt habe und was ich über Gott und seinem Heilsplan usw. weiss. Dabei ist es immer möglich, dass ich auch von meinem Gegenüber – selbst wenn er eine ganz andere Meinung vertritt – etwas lernen kann. Im Gegensatz zu Gott bin ich ja nicht allwissend. Mein Wissen ist nur Stückwerk… Zugegeben, dass mich Gott liebt, ist ein sehr wichtiges Stückwerk. Aber bei den Details dazu, gibt es noch viel mehr, als ich je auf dieser Welt verstehen werde.

Diese Gelassenheit lässt auch Raum zu. Ich habe schon erlebt, wie jemand aus einem fernöstlichen Kulturraum von ihrem Glauben erzählt hat. Ich bin überzeugt, dass Gott zu ihr gesprochen hat und sie sich darum bekehrt hat. Aber, da sie dies nicht durch die Bibel oder eine Predigt erlebt hat, hat sich ihr altes Weltbild mit den Erfahrungen, die sie mit Gott erlebt hat vermischt. Dies hat zum Teil zu abenteuerlichen theologischen Aussagen geführt. In einer Gemeinde habe ich sie mit einem Prediger und einem Aeltesten sehr energisch sprechen gehört. Der Aelteste hatte sehr mühe. Der Prediger wurde sehr emotional. Sein fürsorgliche Gabe erkannte, was da für ein Potential für eine Irrlehre bestand und versuchte wie ein Hirtenhund mit Gebell die Herde zusammenzuhalten, bzw. die Wahrheit zu verteidigen. 

Als wir nun viele Tage später zusammensassen und die Bibel lasen, interpretierte sie das Gelesene auf ähnlich abenteuerliche Weise. Ich sagte ihr, wie ich dies verstehe und wir kamen überein, dass dies nicht das gleiche war.
Später dann, vielleicht eine halbe oder ganze Stunde später, war ich ganz überrascht. Irgendwie hatte sie ihren Irrtum erkannt und stimmte der biblischen Aussage zu. Dies war für mich ein Wunder. Hatte ich jemals so etwas in einem Streitgespräch erlebt? Ich hatte riesige Freude, dass so etwas möglich war. 

Sie war wirklich direkt von Gott berufen worden. Der dreieinige Gott lebte in ihr und der Heilige Geist hatte ihr dies nun klar gemacht. Vielleicht hat Gott sogar meine Erklärungen gebracht, um ihr etwas aufzuzeigen.

Zu diesem Thema passt auch ein Interview zwischen dem evangelikalen Pfarrer Herr Ulrich Partzany und dem liberalen Theologieprofessor Herr Klaus-Peter Jörns.(s. IdeSpektrum 9.2013) Mittendrin sagt Herr Jörns: 
„Sie verstehen nicht: Wahrnehmen kann man nur, was einem begegnet! Schlimm ist: Sie machen gezielt Angst vor der Verdammnis!...“ Der erste Satz: “Man kann nur das wahrnehmen, was einem begegnet.“ drückt genau aus, was ich sagen wollte. Pfarrer Partzany hat es vermutlich in der Hitze des Gefechtes gar nicht gemerkt: Wer nicht von Gott gerufen wird, wird es auch nicht verstehen wollen. Er kann es nicht verstehen. Dabei ist Herr Jörns sehr intelligent. Vermutlich ist er gescheiter als ich. Aber hier geht es nicht um eine Frage der Intelligenz. Es geht auch nicht um wertvoller oder weniger wertvoll. Sondern hier hat Gott nicht geredet. In einer solchen Situation kann man Gedanken austauschen und über jenen oder anderen Aspekt diskutierten. Jesus würde wohl weitergehen, wenn er mitdiskutiert hätte. Mit je einem Satz hätte er beiden,  Herrn Jörns und Herr Partzany, klar gemacht, was sie brauchen. Nun ist Jesus aber zur Zeit nicht leibhaftig hier. Dafür ist aber der Heilige Geist da. Und wenn ich die Bibel richtig verstehe, bedeutet dies, dass man in diesem Interview hier einhaken hätte müssen. Sowenig wie wir letztendlich die Prädestination verstehen können, weil wir Gott nicht vollständig verstehen, so kann erst recht jemand, der nicht von Gott gerufen wird, verstehen, von was er gerettet werden sollte. Sünde und Vergebung und Versöhnung mit Gott ist für ihn nicht schlüssig, ja es erscheint unvernünftig. Das ist ganz normal. So würde auch ich reagieren, wenn mich Gott nicht vorher in meinem Innersten vorbereitet hätte. Darum ist es auch sehr wichtig, dass man Herr Jörns als Menschen achtet. Er kann nichts dafür, dass er nichts anderes wahrnimmt. Es ist unsere Aufgabe für Ihn zu beten, damit Gott es ihm offenbart, damit er es wahrnehmen kann. Dann wird er auch anders argumentieren. Solange dies nicht geschieht, muss der Gläubige sein Wissen weiter erzählen und den anderen ebenso achtungsvoll anhören und für ihn beten. Das ist unsere Aufgabe und auch unsere Verantwortung. Damit wir nicht Gottes Wirken im Wege stehen. Ich glaube so müsste es sein: In aller Meinungsverschiedenheit eine offene Hand, die bereit zur Versöhnung ist. Und selbst wenn man sich nicht einigen kann, dem anderen die Achtung und Wertschätzung zeigen, die jedem Menschen zusteht, auch wenn er – genau wie ich – vor Gott einfach ein Sünder ist. Wenn Gott mit mir so barmherzig war, sollten wir versuchen, auch mit unseren Mitmenschen barmherzig zu sein. (Und ich weiss, wie schwer das ist…)

Carson sagt, dass die Bibel einen Weg zwischen Fanatismus und Fatalismus aufzeigt. Und genauso verstehe ich die Lehre der Prädestination, die sich auf biblische Aussagen gründen: Es erklärt, dass Gott wirklich allmächtig ist und dass ich als Mensch gleichzeitig verantwortlich bin. Dabei zeigt die Bibel schön auf, wie diese Verantwortlichkeiten war genommen werden: Jesus zum Beispiel betet, wie später auch die christliche Gemeinde unter Verfolgung, dass Gottes Wille und Gottes Plan, also Gottes Vorsehung eintreffen soll. Menschliche Philosophien bringen das kaum zusammen. Und auch wir Christen haben es sehr schwer, diese Wahrheiten korrekt auszuleben. Wenn wir es nicht schaffen, verfallen wir entweder dem Fatalismus oder dem Fanatismus. Auch hier benötigen wir Vergebung und Gnade. Danke Herr!!!!! Wenn wir aber so in Gottes Wort ruhen, werden sich in unserem Leben ganz neue Dimensionen auftun.


Freitag, 9. August 2013

Das Schloss und die Insel Flucht aus Puritanien C. S. Lewis




Das Schloss und die Insel

Die gespiegelte Pilgerreise von C.S. Lewis

Englische Originalausgabe „Pilgrim’s Regress bey CS Lewis @ C.S. Lewis Pte Ltd. 1933

Ich bin von den Büchern und den Gedanken von C.S. Lewis begeistert. Dieses Buch hat er 1933 geschrieben, zwei Jahre nach seiner Hinwendung zu Jesus Christus. Das gleiche Buch wurde bereit unter dem Titel „Flucht aus Puritanien, eine phanastische Reise veröffentlicht. In dieser Ausgabe werden zu Beginn eines Kapitels die philosophische Grundlage kurz erklärt, worum es geht. In „Das Schloss und die Insel“ fehlt dies, wie vermutlich auch in der englischen Originalausgabe.

Es ist eine phantasievolle allegorische Erzählung, die der „Pilgerreise“ von John Bunyan (The Pilgrim’s Progress, 1678) ähnelt. Eine Allegorie ähnelt einem Gleichnis. Es handelt sich also um eine einfache Geschichte, die in sich grössere Wahrheiten beinhaltet. Im Gegensatz zu einem biblischen Gleichnis sollte eine Allegorie mehr als nur eine oder zwei Wahrheiten beinhalten. Die Verpackung in einer Geschichte ist dabei die Würze für unser Denken.

Im Vorwort von C.S. Lewis, welche in der Ausgabe „Flucht aus Puritanien“ fehlt, kritisiert C.S. Lewis selber sein Buch, indem er zugibt, dass er Fehler gemacht hat.
„Beim Wiederlesen dieses Buches, zehn Hare, nachdem ich es geschrieben habe, sehe ich, dass sein Hauptfehler gerade diejenigen sind, die ich selbst bei Büchern anderer Autoren am wenigsten zu verzeihen geneigt bin: unnötige Schwerverständlichkeit und eine hartherzige Haltung.
Für die Schwerverständlichkeit gab es, wie ich jetzt erkenne, zwei Ursachen. Auf der intellektuellen Seite hatte mein eigener Weg vom ‚populären Realismus‘ zur idealistischen Philosophie geführt, vom Idealismus zum Pantheismus, vom Pantheismus zum Theismus und vom Theismus zum Christentum. Ich finde immer noch, dass dies ein weg ist, der sich ganz natürlich ergibt, aber ich weiss inzwischen, dass er dennoch nur sehr selten beschritten wird.
Anfang der dreissiger Jahre wusst e ich das nicht….
… Die zweite Ursache für die Schwerverständlichkeit lag darin, dass ich damals dem Wort ‚Romantik‘ (unabsichtlich) eine ‚private‘ Bedeutung gab…“ (Seite 13)

Diese Kritik über sein eigenes Buch tut gut. Man spürt den erfrischenden Wind der Ehrlichkeit. Er geht auch darauf ein, dass es jene Philosophien waren, die damals, 1933 aktuell waren. Die merkt man insbesondere, wenn er im äussersten Norden die Zwergmenschen als eine andere Spezies beschreibt.
„Diese Zwerge sind tatsächlich eine andere Spezies, und zwar eine ältere als wir. Allerdings könnte diese Abweichung auch bei menschlichen Kindern jederzeit wieder auftreten. Sie verwandeln sich zurück in Zwerge. Infolgedessen vermehren sie sich sehr rasch: Ihre Zahl nimmt sowohl durch die gewöhnliche Vermehrung unter einander als auch durch den Zugang jener Rückentwickler oder Wandler von aussen zu. Er sprach von allen möglichen Unterarten neben den Marxomanni –den Mussolimini, den Swastiki, den Ganzgomanni …..
… Schliesslich sagte er es mir. Er züchtet und rillt sie für einen Ueberfall auf dieses Land.“ (Seite 131 -132)
Vergessen wir nicht, das Buch wurde 1933 veröffentlich. Lewis hatte es  innert 14 Tagen während eines Urlaubs 1932 im Haus seines Belfaster Freundes Arthur Greeves geschrieben. (Seite 10) Das obenerwähnte Zitat bezieht sich eindeutig auf die damals herrschenden Ideologien Marxismus und Faschismus. Es ist erstaunlich wie deutlich Lewis diese entlarvt – und gleichzeitig aufzeigt, wie die anderen Menschen, diese Gefahr nicht ernst nehmen. Genauso, wie es damals ja auch war. 

Winston Churchill schreibt noch über 1938: „In dieser Nacht vom 20. Februar 1938 aber, dies einzige Mal nur, liess mich der Schlaf im Stich. Von Mitternacht bis zum Morgengrauen verzehrte ich mich in Schmerz und Sorge. Ich glaubte eine starke junge Gestalt zu sehen, die sich gegen tiefe, trübe, trägflüssige Fluten von Richtungslosigkeit und Ohnmacht, gegen falsche Massstäbe und schwächliche Impulse zur Wehr setzte. An seiner Stelle hätte ich mich in vieler Hinsicht anders verhalten;…“ (Seite 135 aus Der zweite Weltkrieg). Churchill sah damals die Katastrophe kommen. Damals hätten sie einen weniger schlimmen Krieg gegen das nationalsozialistische Deutschland führen können, indem sie gekämpft hätten. Aber wenn man vor dem ersten Weltkrieg zu kriegstreibend war, so war der Westen vor dem zweiten Weltkrieg zu kriegsmüde. Man wollte sich der Realität nicht stellen und floh in Trugbildern und löste damit einer der verheerendsten Kriege aus.


Natürlich wäre noch intelligenter gewesen, man hätte sich schon vor einem Krieg der intellektuellen Herausforderung gestellt. Dann hätte man den Kampf anstelle auf dem Schlachtfeld der Waffen auf dem Feld der Worte führen können. Die Frage stellt sich aber, ob die damalige Zeit dazu fähig gewesen wäre. Lewis lässt dazu Humanist sagen:


„‘Auf die Intelligenz kommt es an‘, sagte Humanist. 

‚Die bewegt aber nicht‘, wandte John ein. ‚Sie sehen doch, dass Wüst (der Chef dieser Zwerge) glühend heiss ist, Sie aber kalt sind .Sie brauchen Hitze, um es mit seiner Hitze aufnehmen zu können. Oder glauben Sie etwa, Sie könnten eine Million bewaffneter Zwerge in die Flucht schlagen, indem Sie ‚nicht romantisch‘ sind?‘ (Seite 135)

Auch heute frage ich mich, ob auf dem Feld der Worte genügend Feuer für das Gute vorhanden ist. Jedenfalls habe ich bis heute noch keine Diskussion zwischen einer dieser Zwerge und einem Vertreter der Demokratie gehört, indem der Demokrat dieses Feuer gezeigt hätte… Das kann auf der Gegenseite als Unglaubwürdigkeit verstanden werden ...
 
Und wo sind die christlichen Theologen, Pfarrer und Prediger, die noch weit wichtigeres zu sagen hätten? (Zugegeben ein besonders schwierige Aufgabe: Orthodox und unendlich Barmherzig zu sein. Ich denke Thimoty Keller aus New York scheint zur Zeit diese Gabe von Gott geschenkt bekommen zu haben.)
Und wo sind wir Christen und beten dafür? Die Welt findet das natürlich zum Teil lächerlich. (Aber es gibt sicher auch einige dankbare Menschen. Sonst gäbe es wohl kein regelmässiges Gebet unter der Bundeskuppel in Bern. Aber so oder sollten wir Christen das Lachen über uns mit Ehre tragen. Leider gibt es auch Mächte, die vor unserem Gebet (oder überhaupt von unserem Glauben an Jesus) erzittern, weil sie wissen, was dies bewirkt. Diese können aggressiv reagieren ... Aber Jesus wird uns durch alles durchtragen: Wir müssen davor nicht zuviel Angst haben: In ihm sind wir sicher - auch in der Wüste oder unter Gefahr: Sei mutig! Wurde Josua zugerufen. Das gilt auch uns. Jesus hat leider nicht versprochen und uns vor Verfolgung und Schwierigkeiten herauszunehmen. Aber wenn es sein soll und wir ausgelacht, verstossen und verfolgt werden sollten, dann wissen wir, das es Jesus auch nicht anders ging. Wenn wir ihn ihm bleiben und nicht wie Petrus mit dem Schwert dreinschlagen - und Jesus den von uns  Verletzten sein Ohr heilen muss - dann wir gerade dieser Leidensweg zu einem Zeugnis vor Gott. Denn wir kämpfen ja nicht gegen Menschen, "denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften ,gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen (Mächte) der Bosheit in den himmlischen (Bereichen)." (Epheser 6,12)
Gott möge mir und ihnen, wenn wir in so etwas geraten sollten, die nötige Kraft und Mut dafür geben. Zur Zeit hätte ich dies nicht. Wir brauchen auch unbedingt die notwendige Weisheit richtig zu reagieren: Denn es sind nie die Menschen, die uns wegen unserem Glauben angreifen, die das eigentliche Problem sind: Sondern es sind immer die geistlichen Mächte die dahinter stehen. Und diese können - wenn wir wie Petrus im Garten Gethsemane, nicht in Christus sind, auch in uns wirken. So werden wir auch ein Werkzeug des Bösen anstelle ein Zeuge Christi. Das geschah leider im Christentum immer wieder... Nochmals: Der Mensch ist nie unser Feind, sondern die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Bereichen. Daher wird es mit Heer und menschlicher Macht nicht gelingen: Aber in Christus!!! Uebrigens gibt Paulus hier ganz gute Tipps im Epheserbrief, die er dann bildlich im der geistlichen Waffenrüstung zusammenfasst.)

Lewis sah dies schon 1932 klar -  indem er einfach hinhörte und das Denken verstanden hatte.

In „Flucht aus Puritanien“ steht dazu: „Die revolutionären Unter-Menschen rechter und linker Färbung Sie alle sind Vasallen der Grausamkeit – Der heroische Nihilismus lacht über die gemässigteren Formen der Starrsinnigkeit.“ (Seite 132) Eigentlich fühlen sie diese Zwerge ja eher als Ueber-Menschen, die andere Menschen zu Unter-Menschen erklären. Aber  gerade dieses Verhalten lässt sie kleiner werden und – um im allegorischen Bild zu sprechen – macht sie zu Zwergen, zu einer neuen Spezies. Sie verhalten sich nicht mehr wie Menschen.
Dieses Buch enthält sicherlich eine Reise, welche Lewis selber gemacht hatte. Als junger Bube christlich, später ein überzeugter Atheist, um dann 13 Jahre einen gedanklichen Weg bis hin zu Jesus Christus zu gehen. Doch das Buch beinhaltet noch mehr:  Es ist eine Reise durch aktuelle und vergangene Jahrhundert der Literatur und Philosophie. Da Lewis dies in den Ferien und aus dem Gedächtnis schreibt, sind die Zitate manchmal nicht ganz genau wiedergegeben.

Eine weitere Kostprobe:
John, dass ist der Flüchtling aus Puritanien, der u.a. vor der Heuchelei der Frommen floh und der Erfüllung seiner innersten Sehnsucht suchte, begegnet auf seinem Weg der Dame Vernunft. Schlussendlich wird er vor ihr Fliehen. Aber hier hört er sich noch ihre Antwort auf einer seiner Fragen an:

„‘Wenn jemand Argumente gegen sie vorbringt, sagen sie, er rationalisiere nur seine eigenen Wünsche, und deshalb brauche man ihm nicht zu antworten. Doch wenn jemand ihnen zuhört, werden sie selbst argumentieren, um zu zeigen, dass ihre eigenen Lehren wahr sind.‘
‚Ich verstehe. Und welches Mittel hilft dagegen?‘
‚Du musst sie fragen, ob irgendein Vernunfturteil überhaupt gültig sein kann oder nicht. Wenn sie das verneinen, entziehen sie ihren eigenen Lehren, die ja auf Vernunfturteilen beruhen, den Boden. Sagen sie aber ja, dann müssen sie auch diene Argumente zur Kenntnis nehmen und vernunftgemäss darauf antworten. Denn wenn manche Vernunfturteile gültig sind, dann könnte es ja durchaus sein, dass dein Vernunftargument eines von den gültigen ist.‘“ (Seite 90) 

Vorher fragt ihn die Vernunft: „Kannst Du denn keinen Zweifel aushalten?“ (Seite 87)

Oder dann das krasse Bild jener Menschen, die in einer finsteren Höhle gefangen sitzen. John wird ebenfalls als Gefangener hineingeführt und der Blick des Riesen Zeitgeist lässt ihn alles „durchsehen“. Aber dieses „Durchsehen“ ist so schrecklich, dass er sich vom Licht abwendet und in die Dunkelheit der Höhle flüchtet. Schon vorher hat Herr Aufgeklärt ihm die Hände vor seinen Augen weggerissen, damit er diesen Riesen anschauen musste. (Seite 74)
Als John die richtigen Fragen stellt, scheint sich seine Lage zu verschlimmern – und doch scheint er sich auch von seinem Gefängnis zu befreien – bis dann Frau Vernunft auftaucht und den Riesen bodigt. Als sie die anderen Gefangenen aus ihrer finsteren Höhle befreien wollen, ziehen sie weiterhin die Dunkelheit vor: 
„Das ist wieder nur ein Wunscherfüllungstraum, wieder nur ein Wunscherfüllungstraum. Lasst euch nicht von neuem hereinlegen… Es hat keinen Zweck, uns täuschen zu wollen. Das gebrannte kind scheut das Feuer.‘ Dann streckte er seine Zunge heraus und verschwand wieder.“
‚Diese Psittakose ist eine sehr hartnäckige Krankheit‘, sagte Vernunft. Und sie machte kehrt und bestieg das schwarze Pferd.“ (Seite 83)

Die armen Gefangenen…

In dieser Geschichte merkt man, warum die Bücher von Lewis so genial sind. Selbst seine Kindergeschichten, die man einfach nur als spannende Romane lesen kann, beinhalten so viel Tiefgang. Die Kunst etwas Einfaches zu erzählen, die gleichzeitig die Möglichkeit gewährt, noch tiefer zu gehen. Das ist geniale Literatur.
Für Menschen, die glauben, dass die Sinnlichkeit nur Sünde ist, ist das Buch schwer verständlich. Gerade zu Beginn des Buches als John noch zu Hause in Puritanien ist, verfällt John der Unzucht. Das Buch wertet nicht. Es ist klar für die Puritaner ist es Sünde. Und es ist ja auch wirklich Sünde. Doch es ist wichtig, zu verstehen, warum dies geschieht: John such den wunderbaren Klang und die wunderbare Insel. Er sucht eine innere  Sehnsucht zu stillen. Dabei  verfängt er sich in den armen eines braunen Mädchens, das vorgibt diese Sehnsucht stillen zu können. Anfänglich scheint es auch so, bis John merkt, dass es dies nicht ist. 

Wieviele Menschen erleben heute genau dies? 

Als Christen wissen wir, dass diese Sehnsucht Gott in unsere Herzen gelegt hat. John weiss es nicht. Und viele auf seinem Weg wollen ihm davon abbringen, nach dieser Insel zu suchen, weil sie sich mit einem Ersatz begnügen oder weil sie ihre Sehnsucht abgestellt haben. Die gedanklichen Auseinandersetzungen mit diesen Gedanken in Form von Gestalten ist sehr interessant. Wie Lewis selber zehn Jahre später schreibt, hat das Buch auch seine Schwächen. Aber diese sind erträglich. 

Es gibt auch Witz. Wie zum Beispiel die Diskussion mit Herr Aufgeklärt. Nachdem Aufgeklärt John von seiner Angst vor dem Landesherrn und dem dunklen Loch befreite, fährt er fort:
„Na, das ist doch klar wie Klossbrühe‘, sagte sein Begleiter. ‚Ihre Landsleute in Puritanien glauben an den Landesherrn, weil sie nicht die Vorzüge einer wissenschaftlichen Bildung genossen haben. Nur ein Beispiel – ich vermute, es ist Ihnen sicher neu, dass die Erde rund ist – rund wie ein Orange, mein Junge!‘
‚Nun, so neu eigentlich nicht‘, sagte John ein wenig enttäuscht.
‚Mein Vater hat immer gesagt, sie sei rund.‘
‚Nein, nein, mein lieber Junge‘, entgegnete Herr Aufgeklärt.
‚Da müssen Sie ihn missverstanden haben. Es ist allgemein bekannt, dass die Leute in Puritanien allesamt denken, die Erde wäre flach. Kaum anzunehmen, dass ich mich in einem solchen Punkt irren sollte. Nein, das kommt gar nicht in Frage. Und dann ist da ja auch das paläontologische Zeugnis.‘
‚Was ist das?“ (Seite 47)

Das erinnert stark an die allgemein verbreitete Meinung, dass die Menschen im Mittelalter geglaubt hätten, dass die Erde eine Scheibe sei. Viele Menschen, die glauben gebildet zu sein, glauben dies. Tatsächlich wusste man schon damals, dass die Erde rund war. Columbus wolle man zum Beispiel nicht gegen Westen nach Asien fahren lassen, weil man davon ausgegangen war, dass die Strecke zu weit sei, um diese Fahrt überleben zu können. Und tatsächlich, wäre nicht dazwischen Amerika gelegen, so wäre die Expedition auf offener See verhungert.
Das Problem lag mehr bei der Idee, dass die Erde der Mittelpunkt der Erde sein sollte. Diese Idee wurde von Aristoteles übernommen und in der römisch-katholischen Kirche zum Dogma erhoben. Irgendwie hatte sich dies tief ins allgemeine Bewusstsein verankert – und es erschien den damaligen Menschen eine Gotteslästerung, wenn die Erde nicht im Mittelpunkt stehen sollte. Dies ist für mich etwas schwer nachvollziehbar…
Interessant ist nun aber, dass aufgeklärte Menschen an dieser Idee des Dogmas einer flachen Erde festhalten. Diese irrige Idee scheint ebenfalls eine Art falsches Dogma zu sein. Es ist wohl begründet im Gefühl der eigenen Ueberlegenheit gegenüber einer anderen Denkweise. Dies kommt ja auch in diesen wenigen Sätzen aus dem Buch zum Ausdruck: Da erklärt Herr Aufgeklärt einem Mann aus Puritanien, was er gelernt haben müsse. Es kann doch nicht sein, dass sein Vorurteil nicht wahr sein könnte. Anstelle einfach zuzuhören und in dieser Sache von John zu lernen, erklärt er sich über die Realität erhaben. Somit macht Herr Aufgeklärt genau das, was er den Puritanern vorwirft. 

Wie bereits erwähnt, werdend die Puritaner als Heuchler dargestellt. Sie tragen Masken, die sie je nachdem anziehen oder auch nicht. Und hier liegt einer der Hauptgründe, warum John von ihnen flieht und seine Sehnsucht in der Ferne sucht. Auch dies ist ein sehr realistisches Bild. Wieivele Menschen machen heute genau dies?

Wir wissen es: Jesus war nicht so. Bei ihm sassen genau jene Menschen, die wie John auf der Suche waren. Die damaligen Puritaner rieben sich an Jesus. Sie waren fasziniert und gleichzeitig abgestossen. Viele sollten sich nach Pfingsten noch zu Jesus wenden. Vorher schriehen sie aber: Kreuziget ihn. Auch hier eine besondere Tragik unserer Menschheit. Da sendet Gott seinen Sohn, der Gott selber ist und die Frommen, seine Kirche kreuzigt ihn.
Darum musste Jesus für uns beten, dass wir nicht wieder die gleichen Dummheiten machen: siehe Johannes Kapitel 17.

Ich meinerseits werde das Buch weiterlesen…